Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 15

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Langsam wurde es dunkel, aber ich war noch nicht bereit zurückzugehen. Ich hatte eine klare Grenze überschritten, dessen war ich mir bewusst. Leni würde mir das niemals verzeihen. Wie sollte sie auch? Ich hatte ihre Privatsphäre extrem missachtet. So viele Gedanken und Schuldgefühle spukten durch mein Gewissen und ich war vollkommen rastlos, sodass ich immer tiefer in den Wald ging. Da ich bei einem Abgang natürlich keine Jacke mitgenommen hatte, zitterte ich am ganzen Körper. Bis jetzt hatte ich die Tränen unterdrücken können, unter denen ich nun zusammenbrach. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. So lange hatte ich es geschafft niemanden an mich heranzulassen. Niemand hatte mir nah genug gestanden, um mich verletzten zu können. Doch dann war Leni in mein Leben getreten und hatte alles auf den Kopf gestellt. Jetzt saß ich heulend, frierend sowie im Dunkeln mitten im Wald und wusste nicht einmal mehr, aus welcher Richtung ich gekommen war. Ich war restlos verzweifelt. Jetzt musste ich mir auch noch eingestehen, dass ich mich offensichtlich verlaufen hatte. Ich würde es nicht rechtzeitig zur Nachtruhe ins Internat schaffen, was mir zusätzlichen Ärger einbringen würde. Als hätte ich davon nicht schon genug. Was sollte ich jetzt bloß tun? Ich befand mich mitten in einem Nervenzusammenbruch, als mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte. Ich zog es heraus und konnte meinen Augen nicht trauen. Es war eine Nachricht von Leni.

LENI: Wo bist du?

DU: Im Wald.

LENI: Ich weiß, aber wo genau?

Woher wusste sie, dass ich im Wald war? Und warum, wollte sie wissen, wo ich war?

DU: Keine Ahnung, ich hab mich wohl verlaufen.

LENI: Okay, mach deinen Klingelton an und geh nicht ran, wenn ich anrufe. Vielleicht kann ich dich so finden. Bleib einfach wo du bist.

DU: Okay.

Sie war auf der Suche nach mir. Obwohl ich eben noch am Boden zerstört gewesen war, verzogen sich meine Mundwinkel jetzt zu einem kleinen Lächeln und in meinem Bauch begann es seltsam zu kribbeln. Schnell machte ich, was Leni angeordnet hatte, maximierte die Lautstärke und wartete auf ihren Anruf. Als ich ihren Namen auf dem Display sah, wäre ich am liebsten gleich rangegangen, um ihre Stimme zu hören. Aber dieser Anruf hatte schließlich einen anderen Zweck. Mein Handy verstummte. Gleich darauf rief sie noch einmal an. Das Ganze wiederholte sich noch dreimal, bis ich eine Handytaschenlampe zwischen den Bäumen erkennen konnte. „Hier bin ich" rief ich so laut ich konnte. „Gott sei Dank, ich dachte schon ich würde dich nie finden." kam von Leni zurück. Sie kam direkt auf mich zu und schloss mich in ihre Arme. Eine ungemeine Erleichterung durchströmte meinen Körper. Aber ich musste mich unbedingt bei ihr entschuldigen. „Es tut mir so unglaublich leid. Ich wollte es nicht lesen, aber es lag vor meinem Bett und da hab ich irgendwie nicht nachgedacht. Ich weiß, dass das keine Entschuldigung für mein Verhalten ist." brachte ich deshalb hervor. „Ich kann nicht behaupten, dass ich begeistert davon bin, dass du ohne meine Erlaubnis über meine Gefühle und Gedanken gelesen hast. Aber es ist schon okay. Ich hätte besser darauf aufpassen müssen." sagte sie daraufhin beschwichtigend . „Aber mal eine andere Sache, hast du nur die Seite gelesen, die aufgeschlagen war?" fragte sie, wobei ich Nervosität aus ihrer Stimme heraushören konnte. „Ja, ich hab nicht weiter darin herumgeblättert. Ehrenwort." antwortete ich. „Okay gut, dann bin ich froh, dass du es gefunden hast und nicht jemand anderes.".

Ich traute meinen Ohren kaum. Sie war froh, dass ich es gefunden hatte und nicht jemand anderes? Weil sie mir vertraute? Das war Balsam für meine Seele. Dennoch konnte ich mir nicht verkneifen, was es für einen Unterschied gemacht hätte, wenn ich mehr Gelsen hätte. Steht in ihrem Notizbuch etwas, wovon ich auf keinen Fall erfahren sollte? Aber darüber wollte ich jetzt nicht länger nachdenken. Leni war einfach zu gut für diese Welt, mir diese Sache nicht gewaltig übel zu nehmen. „Was war das eigentlich für eine dumme Aktion, einfach in den Wald zu rennen? War doch klar, dass du dich verläufst. Und dann auch noch ohne Jacke bei der Kälte" tadelte sie mir mit zusammengezogenen Augenbrauen. „Ich weiß, dass das blöd war, aber ich wusste einfach nicht, was ich hätte machen sollen. Meine Emotionen sind einfach übergekocht." antwortete ich kleinlaut. „Es ist ja alles gut gegangen aber ich hab mir echt Sorgen gemacht. Jetzt sollten wir aber echt zurückgehen, bevor Frau Schiller noch was bemerkt." schloss sie das Thema ab. Sie griff nach meiner Hand und zog mich hinter sich her. So schlimm erschien mir das alles gar nicht mehr.

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt