Als das Auto weg gefahren war, kamen Finja und Flora auf uns zu. Sie sahen Leni besorgt an und diese atmete schwer. „Danke, dass ihr das für mich geregelt habt. Ich hab irgendwie kein einziges Wort herausbekommen, sobald ich sie gesehen habe. Danke, dass ihr immer für mich einsteht, auch damals, als ihr meinetwegen eure beste Freundin verloren habt." bedankte sie sich dann bei ihren Schwestern. Diese taten das mit einer Handbewegung ab und Flora erklärte: „Du weißt doch, dass wir immer zusammenhalten. Wer auch immer einer von uns wehtut, legt sich gleichzeitig mit den anderen Beiden an. Wir passen aufeinander auf. Für immer." Diese Szene war so berührend anzusehen, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Flora zog ihre beiden Schwestern in eine Umarmung. Der Zusammenhalt und die Liebe zwischen den Geschwistern war einfach wunderschön. Als sie sich voneinander lösten, griff Leni nach meiner Hand und Finja sagte: „Und jetzt nochmal zu viert." Wieder einmal gaben sie mir das Gefühl, Teil von etwas ganz Großem und Besonderem zu sein und ich genoss es so sehr.
Danach wandte sich Leni erneut an ihre Schwestern und teilte ihnen mit: „Cäcilia und ich brauchen jetzt erstmal ein bisschen Zeit für uns. Ich denke, ich habe ihr so einiges zu erklären. Sehen wir uns später?" Sie nickten verständnisvoll und verschwanden dann Richtung Internat. Leni sah mich eindringlich an. „Gehen wir ein Stück?" fragte sie. Ich nickte und wir begannen zu spazieren. „Du fragst dich bestimmt, was das soll, oder? Es tut mir leid, dass es schon wieder etwas gibt, dass ich dir verschwiegen habe. Aber ich dachte irgendwie, solange ich es nicht ausspreche, ist es auch nicht passiert. Die Zeit danach war einfach furchtbar und ich würde um keinen Preis, dorthin zurückkehren." erklärte mir meine Freundin. „Seid ihr mal zusammen gewesen?" fragte ich und konnte mir einen eifersüchtigen Unterton nicht verkneifen. Natürlich bemerkte Leni diesen, ging aber elegant über diesen hinweg. Sie ließ sich auf einem Baumstamm nieder und deutete neben sich. Ich setzte mich dorthin und sie legte ihre Hand auf meinen Oberschenkel.
„Ich sehe ein, dass es unangenehm für dich ist, so etwas zu hören, aber ich möchte es dir nicht länger verschweigen. Du kannst also entscheiden, ob ich es erzählen soll, oder nicht." Wie immer wählte Leni einen diplomatischen Weg und berücksichtigte meine Gefühle. „Ja, ich will es wissen. Ich werde mir, aber ein paar eifersüchtige Blicke und Bemerkungen sicher nicht verkneifen können. Ich hoffe, das verstehst du." erwiderte ich. „Natürlich verstehe ich das. Aber bitte denk daran, dass das alles in der Vergangenheit liegt. So, zurück zu deiner Frage, so richtig zusammen waren wir nie. Allerdings kam es dem schon recht nahe." begann Leni zu erzählen. Ich war dankbar für ihre Ehrlichkeit, dennoch bildete sich ein Knoten in meiner Magengrube. Ich griff nach ihrer Hand, die noch immer auf meinem Oberschenkel verweilte. Dann fuhr Leni fort: „Alles begann damit, dass wir mit dem Zirkus in die Stadt kamen, in der Lilly wohnt. Es war das erste Mal, dass wir länger als nur ein paar Tage blieben. Wir waren insgesamt zwei Monate da, weshalb wir auch dort zur Schule gegangen sind. Dort habe ich Lilly auch kennengelernt und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden. Ich wusste nicht, wie es war, außerhalb des Zirkus', Freunde zu haben, deshalb fand ich es echt interessant. Sie kam dann in unsere erste Vorstellung und war richtig begeistert. Ich lud sie daraufhin ein, uns mal bei den Proben zuzusehen und sie nahm das Angebot an. Sie war dann eigentlich fast jeden Tag nach der Schule mit im Zirkus und verpasste auch keine Vorstellung. Auch Finja und Flora verstanden sich echt gut mit ihr und sie wurde unsere gemeinsame Freundin. Unsere Zirkusfamilie war schon immer eine enge, aber offene, Gemeinschaft gwesen, in die sie gern aufgenommen wurde. Es war erfrischend mal einen anderen Input, als nur jenen aus dem Zirkus zu bekommen, da sie uns auch die Umgebung zeigte und wir die verschiedensten Sachen unternahmen. Am Anfang waren wir noch immer zu viert unterwegs, aber irgendwann machten Lilly und ich immer mehr allein. Wir kamen uns näher und näher." Als sie das sagte, setzte das Kopfkino bei mir ein und ich verlor die Kontrolle. Ich stieß Lenis Hand weg und sprang auf. Ich konnte mir das jetzt gerade nicht anhören. Es tat viel zu weh. Niemals könnte ich es ertragen, Leni mit jemand Anderem zu sehen. Und dann handelte es sich ja auch noch um meine Halbschwester. Wer weiß, wie nahe sich die Beiden schon gekommen waren? Etwa näher als Leni und ich? Ich ließ Leni einfach sitzen und rannte los. Ich hörte noch wie sie rief: „Cäcilia, warte! Lass uns doch bitte darüber reden. Du..." , aber ich wurde nur noch schneller. Mein Herz tat so weh, dass ich es kaum ertragen konnte.
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Mit dir ist es was Besonderes
FanfictionCäcilia ist eigentlich ein sehr verschlossener Mensch. Sie versteht es andere auf Distanz zu halten, um sich selbst zu schützen. Doch als Leni aufs Internat kommt und dann auch noch ihre Zimmergenossin wird, entwickelt sich etwas, das sie bisher noc...