Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 37

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Leni hockte vor mir und versuchte mich zu beruhigen. Meine Lunge war wie zugeschnürt und ich hatte das Gefühl nicht atmen zu können. Leni griff nach meinen Händen und sah mir in die Augen. Immer wieder sagte sie mir, dass ich ruhiger atmen musste. Ich verlor mich in den Tiefen ihrer hell leuchtenden  blau-grünen Augen, was meine Panik etwas abflauen ließ. Sie setzte sich im Schneidersitz neben mich und zog mich zu sich. Ich legte meinen Kopf auf ihre Brust, um ihrem Atemrhythmus folgen zu können.  Ich hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war, bis ich mich endgültig wieder beruhigt hatte und mit Lenis Hilfe aufstehen konnte. Als ich vor ihr stand, hatte ich das Bedürfnis sie unbedingt küssen zu müssen. Ich legte also meine Lippen auf ihre und genoss das warme Gefühl, welches sich sofort durchströmte. Im Augenwinkel sah ich, wie meine Eltern langsam auf uns zu kamen. Meine Mutter sah unglaublich schockiert aus, meinen Vater dagegen schien es wenig zu interessieren. Wie alles, was mich betrifft. „Was soll das denn Cäcilia? Das ist doch jetzt nicht dein Ernst! Das machst du doch nur, um mir eins auszuwischen. Schließlich habe ich dir bei unserem letzten Treffen deutlich gesagt, was ich von so etwas halte.", während sie das sagte, zeigte sie zwischen Leni und mir hin und her. Ich wusste überhaupt nicht, was ich erwidern sollte, so schockiert war ich, wie extrem die Überzeugung meiner Mutter  war.

Ich schluckte und gab dann zurück: „Nicht alles hat immer etwas mit dir zu tun. Schon dort in der Innenstadt fand ich deine Aussage abscheulich und habe so sehr gehofft, dass sie niemand sonst gehört hat. Ich hab mich geschämt die Tochter einer so intoleranten Person zu sein. Auch wenn ich mir damals meine Gefühle noch nicht eingestehen konnte, wusste ich wie falsch deine Einstellung ist." „Hör auf jetzt mit dem Quatsch und komm mit. Die hat dir ja komplett das Gehirn gewaschen" stieß sie hervor, während sie mich am Arm packte, um mich von Leni wegzuziehen. „Lass mich sofort los. Bist du jetzt völlig verrückt geworden? Wenn du noch ein schlechtes Wort über meine Freundin verlierst, bist du für mich gestorben. Sie war in so kurzer Zeit schon mehr für mich da, als ihr Zwei es jemals wart. Sie versteht mich wie niemand sonst und zwar weil sie die Erste ist, die mir endlich mal richtig zuhört. Sollte eine Mutter nicht wollen, dass ihre Tochter glücklich ist? Denn mit Leni bin ich glücklich, ob du das willst oder nicht." machte ich ihr eine Ansage. „Du wirst schon noch sehen, was du davon hast." erwiderte sie noch, drehte sich um und ging im Stechschritt davon. Mein Vater nickte mir zu. Ich nickte ebenfalls, dann ging auch er.

Leni umarmte mich und strich mir mehrmals über den Rücken. Währenddessen flüsterte sie: „Ich bin für dich da. Egal was passiert, du bist nicht allein damit." Ich war ihr unfassbar dankbar. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was ich machen würde, wäre sie jetzt nicht da gewesen. Weiterhin fragte sie mich, was ich jetzt machen wolle,  beziehungsweise wie sie mir helfen könne. Ich bat sie darum, mich irgendwie abzulenken. „Da hab ich eine Idee" sagte sie während sie ihr Handy herausholte und es entsperrte. Wir gingen zusammen zum Internat. Ich ließ ihre Hand keine Sekunde los, weil sie so etwas wie mein Anker war, der mich in der Realität hielt und nicht durchdrehen ließ. Im Internatsgebäude gingen wir direkt in die Küche, wo Finja und Flora schon alles vorbereitet hatten, um Waffeln zu backen. Finja umarmte mich zur Begrüßung, was mein Herz erwärmte. Und auch Flora lächelte mir zu, was ich erwiderte. Dann erklärte sie: „Also wie du siehst, backen wir jetzt Wunderwaffeln. Für uns ist das so viel mehr, als nur etwas zu essen zuzubereiten. Über all die Jahre hinweg, haben wir dieses Ritual beibehalten, ganz egal wo wir waren. Immer, wenn es es einem von uns nicht gut ging, haben wir uns so gegenseitig aufgemuntert und waren füreinander da. Du solltest dich also äußerst privilegiert fühlen, in dieser Runde mitmachen zu dürfen." Leni und Finja verdrehten die Augen und ich musste lachen. Dann fügte die jüngste der Schwestern hinzu: „Was Flora eigentlich sagen will ist, dass wir uns freuen, dass du hier bist. Außerdem wünschen wir euch beiden alles Gute. Und Cäcilia, pass bitte gut auf meine kleine große Schwester auf. Leni hat uns gesagt, dass du heute einen schlechten Tag hattest, deswegen sind wir jetzt auch für dich da. " Finja war so niedlich, dass ich sie einfach nur in meine Arme schließen konnte. Nach ihrer Ansprache verbrachten wir den kompletten restlichen Nachmittag in der Küche. Erst mit Waffeln backen, dann mit einer Mehlschlacht, anschließend mit Waffeln essen und schließlich mit aufräumen, da die gesamte Küche furchtbar aussah. Ich genoss es so sehr, Zeit mit Leni und ihren Schwestern zu verbringen. Auch wenn die drei eine eingeschworene Einheit waren, nahmen sie mich auf eine selbstverständliche Art und Weise auf und gaben mir das Gefühl dazuzugehören.

Nachdem wir duschen waren und uns auch sonst bettfertig gemacht hatten, legte ich mich ins Bett und sah Leni dabei zu, wie sie ihren Rucksack für morgen packte. Im Anschluss bleib sie vor mir stehen und fragte: „Du hast mich heute vor deinen Eltern, deine Freundin genannt. Hast du das wirklich so gemeint?" „Natürlich hab ich das so gemeint. Ich hab noch nie etwas aufrichtiger gemeint." erwiderte ich und fügte schnell hinzu: „Natürlich nur, wenn du das auch möchtest. Also möchtest du meine Freundin sein, Leni Freytag?" Sie strahlte über das gesamte Gesicht und nickte nur. Dann sagte sie: „ Möchtest du, als meine Freundin, heute Nacht bei mir oben schlafen?" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen, schnappte mir ihre Hand und stieg die Leiter hoch. Obwohl heute mit Abstand der schlimmste Tag meines gesamten Lebens gewesen war, endete er auf die schönste Art und Weise, die ich mir jemals vorstellen könnte. In Lenis Armen. Und zwar die ganze Nacht.

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt