Ihre Miene war wie versteinert, als sie Leni aufforderte das Zimmer zu verlassen. Sie wollte gerade protestieren, aber ich signalisierte ihr, dass es das Beste war, würde ich allein mit meiner Mutter sprechen. Die drückte noch einmal kurz meine Hand und ging dann hinaus. Ich blickte zu meiner Mutter. „Wie sieht es denn hier aus? Und deine Sachen scheinst du auch noch nicht gepackt zu haben. Da ist ja gut, dass ich doch schon früher gekommen bin." sagte sie. „Du kannst gleich wieder gehen. Ich brauche meine Sachen nicht packen, weil ich das Einstein nicht verlassen werde." erwiderte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Mein Schatz, das ist nicht deine Entscheidung. Ich habe dich schon längst abgemeldet und eine tolle neue Schule gefunden. Dann kannst du wieder zu Hause wohnen. Ist das nicht toll?" erklärte sie freudestrahlend. Ich schnaubte verächtlich. Dann antworte ich: „Ist das dein Ernst? Was hast du denn für eine verschobene Wahrnehmung, dass du denkst ich würde mich darüber freuen? Du machst gerade mein Leben kaputt. Nenn mich nicht auch noch deinen Schatz, während du das tust." Ihr Lächeln schien langsam zu verblassen, aber sie versuchte weiter an dieser Fassade festzuhalten. Eine Welle von Hass durchströmte mich. „Ich tu nur, was das Beste für dich ist, Cäcilia. Ich will doch bloß nicht, dass du einen großen Fehler begehst und dich auf so eine Art von Beziehung einlässt. Was sollen denn andere Leute von dir denken?" bemerkte sie. Darauf erwiderte ich sofort: „Erstens interessiert es mich nicht, was andere Leute über meine Beziehung mit Leni denken. Wir sind nämlich glücklich miteinander und das ist alles was zählt. Und zweitens akzeptiert jeder Mensch mit einem intakten Wertesystem unsere Liebe und freut sich für uns." Meine Mutter lachte nur, was mich noch wütender machte, und gab dann zurück: „Von wegen. Diese Leni hat dir ja sowas von den Kopf verdreht. Weißt du eigentlich, auf wen du dich da eingelassen hast? Von ihrer Aktion hier auf dem Internatsdach musst du ja wissen. Aber kennst du auch die Geschichte, dass sie einen ganzen Zirkus abgefackelt hat und Unmengen von Menschen in Gefahr gebracht hat? Schau nicht so, ich lüge dich nicht an. Ich hab schon so meine sicheren Quellen." Wovon redete sie da? War das der Unfall, den die Freytag Schwestern immer wieder erwähnt hatten? Aber warum hatte mir Leni noch immer nichts davon erzählt? Sie fing jetzt an meine Sachen zusammen zu suchen. „Sie ist nichts für dich, Cäcilia. Sie scheint nicht ehrlich zu dir zu sein, sonst hätte sie dir schon davon erzählt." fügte sie noch hinzu. Ich wollte einfach nicht glauben, was ich da hörte. Als ich aber noch immer protestierte, drohte sie: „Wenn du jetzt nicht mitkommst, dann erzähl ich die ganze Geschichte der Schulleitung und dann fliegt sie hier hochkant raus. Dann wird es allerdings auch schwer für sie, an einer anderen Schule angenommen zu werden. Willst du das? Wenn dir wirklich etwas an ihr liegt, dann packst du jetzt deine Sachen und wir fahren zusammen nach Hause." Ich war wie gelähmt. Das konnte ich Leni nicht antun. Ich konnte ihr nicht die Zukunft verbauen, nur weil ich so eine furchtbare Mutter hatte. Es blieb mir nichts anderes übrig, als den Forderungen meiner Mutter nachzukommen, um das Mädchen, das ich liebte zu schützen.
Als all meine Sachen in dem Koffer verstaut waren, gingen wir zum Auto. Dort hatten sich einige meiner Mitschüler versammelt, um sich von mir zu verabschieden. Ich umarmte jeden Einzelnen von ihnen. Zuletzt waren Finja und Flora an der Reihe. „Wo ist Leni?" fragte ich sie. „Sie konnte sich einfach nicht von dir verabschieden. Aber ich soll dir das hier von ihr geben." sagte Flora und hielt mir einen Umschlag hin. Ich griff danach und bat sie: „Bitte passt auf Leni auf. Sagt ihr, dass ich sie liebe und das mir alles so unfassbar leid tut. Aber vor allem kümmert euch um sie." Nachdem mir die Beiden das versprochen hatten, stieg ich ins Auto. Sobald meine Mutter den Motor angestellt hatte, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Ich hatte Leni das Herz gebrochen und meins gleich mit.
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Mit dir ist es was Besonderes
Fiksi PenggemarCäcilia ist eigentlich ein sehr verschlossener Mensch. Sie versteht es andere auf Distanz zu halten, um sich selbst zu schützen. Doch als Leni aufs Internat kommt und dann auch noch ihre Zimmergenossin wird, entwickelt sich etwas, das sie bisher noc...