Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 55

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Ich schlug meine Augen auf und suchte orientierungslos den Raum ab, der mich umgab . Es war, als wäre ich aus einem Traum erwacht, in dem Leni ganz nah bei mir gewesen war. Jetzt erkannte ich, dass ich mich in einem Krankenhauszimmer befand. Alle Wände waren weiß gestrichen und ein Geruch, welchen man eben nur aus Krankenhäusern kannte, stieg mir in die Nase. Am Fußende meines Bettes, entdeckte ich meinen Vater. Er war allerdings nicht allein. Lilly stand neben ihm. Zu meinem Glück, war ich noch sehr schwach, sodass von mir keine große Reaktion erwartet werden konnte. „Hey mein Schatz. Ich bin so froh, dass du wieder wach bist. Was machst du bloß für Sachen." sagte mein Vater und ich konnte ehrliche Erleichterung in seiner Stimme hören. Es war ein gutes Gefühl, dass er sich richtig für mich zu interessieren schien. Er hatte sich wirklich Sorgen um mich gemacht. Vor ein paar Wochen, wäre das noch undenkbar gewesen. „Lilly, Cäcilia ist noch sehr schwach. Ich weiß, dass ihr noch etwas zu klären habt. Aber ich glaube, jetzt solltest du lieber nur das Dringendste, was dir auf dem Herzen liegt, loswerden. Ich lass euch dann mal allein. Ihr wollt dabei sicher für euch sein." fügte er erst an meine Halbschwester und dann an uns Beide gewannt, hinzu. Wir nickten nur, obwohl ich eigentlich keine Lust hatte, jetzt mit ihr zu sprechen.

Papa gab mir noch einen Kuss auf die Stirn, bevor er das Zimmer verließ. Lilly trat nervös von einem Bein auf das andere und ich sah, wie sie mit sich rang. Schließlich rückte sie mit der Sprache raus: „ Es tut mir leid, dass du das mit Leni und mir so erfahren hast. Ich hätte es dir echt sagen sollen. Glaub mir, ich bereue zutiefst, was ich damals getan habe. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht daran denke, was ich Leni angetan habe. Ich verstehe, wenn du mich jetzt auch hasst. Ich hasse mich doch selbst deswegen. Aber ich habe mich geändert. Ich habe gelernt, zu meinen Gefühlen zu stehen und mit ihnen umzugehen. Ich habe so viel für Leni empfunden, dass ich es einfach nicht ausgehalten habe, von ihr verlassen zu werden. Es hat mich so sehr verletzt, sodass ich dieses Gefühl auf den Menschen projiziert habe, den ich liebte. Ich dachte, es würde besser werden, wenn ich wusste, dass sie ebenfalls litt, aber das war nicht der Fall. Ich fühlte mich nur noch viel schlechter. Ich hatte so viele Schuldgefühle, auch dir gegenüber. Unser Vater war nämlich in dieser Zeit so viel bei uns, weil wir meinetwegen nicht zurecht kamen. Ich hatte ständig Stimmungsschwankungen und Wutausbrüche und meine Mutter, wusste einfach nicht mehr, wie sie mit mir umgehen sollte." Jetzt wusste ich überhaupt nicht mehr, was ich fühlen oder denken sollte. Auf der einen Seite, hatte ich eine unglaubliche Wut auf sie, weil sie Leni so verletzt hatte und der Grund zu sein schien, warum Papa mich so allein gelassen hatte. Außerdem tat es weh zu hören, was sie alles für Leni empfunden hatte, oder es vielleicht auch immer noch tat. Andererseits tat sie mir auch irgendwie leid. Ich wusste, wie es sich anfühlte, etwas getan zu haben, was man zutiefst bereute, sich aber niemals verzeihen konnte. Ich wusste nicht, wie ich reagieren würde, würde ich Leni verlieren. Meine Welt würde zusammenbrechen. Aber Leni verletzten würde ich niemals, da war ich mir sicher. Meine Halbschwester sah mich erwartungsvoll an, aber ich wusste einfach nicht, was ich sagen sollte. Schließlich erwiderte ich, mit krächzender Stimme: „Was du Leni angetan hast, geht wirklich gar nicht und ist mit nichts wieder gut zu machen oder zu rechtfertigen. Vor einiger Zeit, wärst du für mich jetzt gestorben gewesen, aber durch Leni habe ich gelernt, dass Menschen sich ändern können. Natürlich ist jetzt nicht alles gut und ich nehm dir das auch echt übel, aber da deine Mutter meinen, ich meine unseren Vater, so glücklich macht, werden wir wohl miteinander auskommen müssen." Sie nickte und gab dann zurück: „Danke Cäcilia, das ist echt fair von dir." Eine Frage brannte mir allerdings noch immer auf der Zunge. Deshalb stellte ich sie jetzt endlich: „Das hat aber nichts damit zu tun, ob Leni dir verzeihen kann. Das ist ganz allein ihre Entscheidung. Wo wir schon mal dabei sind, empfindest du noch was für sie?" Lilly schluckte und setzte dann zu einer Antwort an: „Ich...". In diesem Moment wurde die Tür schwungvoll aufgestoßen und Leni trat herein. Sie strahlte mich an. Allerdings verdunkelte sich ihre Miene, sobald sie Lilly neben meinem Bett stehen sah. „Du solltest jetzt besser gehen. Ich möchte allein mit meiner Freundin sein." sagte sie bissig. So einen Ausdruck hatte ich noch nie in ihrer Stimme gehört. Lilly sah zu Boden und ging zügig in Richtung Tür. Dann drehte sie sich noch einmal um und erwiderte: „Bitte glaub mir, dass ich das alles rückgängig machen würde, wenn ich könnte." Ohne sich an sie zu wenden stieß Leni hervor: „Kannst du aber nicht und jetzt hau ab." Ich sah in ihren Augen, wie sie versuchte abgebrüht und unnahbar aufzutreten. In Wahrheit rang sie aber mit den Tränen. Als die Tür hinter Lilly zugefallen war, fiel sie mir in die Arme.

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