Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 64

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Als Felix in das Zimmer kam, um nach mir zu sehen, fragte ich ihn sofort, ob er ein Ladekabel für mich hätte. Er erklärte mir, dass er leider keins dabei hatte und er mir frühestens morgen sein Kabel mitbringen konnte. Das war aber viel zu spät. Jede Sekunde, in der ich nicht mit Leni sprechen konnte, war eine zu viel. Wie sie wohl gerade über mich dachte? Ich konnte nicht einschätzen, ob sie eher traurig, weil ich ihre Gefühle verletzt hatte oder, ob sie wütend war, weil ich sie auf unmögliche Art und Weise angefahren hatte. So oder so, hatte ich ein unglaublich schlechtes Gewissen."Ach Fuck." fluchte ich. Felix sah mich fragend an und sagte dann: "Was ist denn los? Du siehst ja echt fertig aus. Hast du stärkere Schmerzen?" Ich schluckte eine sarkastische Antwort hinunter und antworte ehrlich: "Nein, in meinem Bein hab ich eigentlich kaum noch Schmerzen, aber alles andere hab ich richtig versaut." Mir war jetzt klar, dass ich es nur noch schlimmer machen würde, wenn ich weiter versuchte, niemandem von meinen Problemen zu erzählen. Die Tatsache, dass Felix mit all dem nichts zu tun hatte und ein Aussenstehender war, machte es irgendwie leichter. "Wenn du darüber reden möchtest, kannst du das gern. Mir, als Krankenpfleger, liegt nicht nur deine physische Gesundheit, sondern auch dein emotionales Wohlbefinden, am Herzen." sagte er warmherzig.

Ich nickte und führte dann weiter aus: "Danke Felix. Ich glaube ich brauche wirklich mal jemanden zum Reden. Am Liebsten würde ich das mit meiner Freundin tun, aber mit ihr hab ich es momentan am meisten vermasselt. Ich war einfach so aufgewühlt, weil mir durch die Verletzung das Laufen genommen werden könnte. Aber das entschuldigt nicht, wie ich sie behandelt habe. Mir tut es so leid, aber ich kann mich nicht einmal bei ihr entschuldigen und ihr sagen, dass das Laufen schon seit einiger Zeit, nicht mehr meine größte Stütze ist. Um genauer zu sein, seit ich sie kennengelernt habe. Sie motiviert mich mehr, als alles andere und gibt mir so viel Halt. Allerdings hab ich das noch nie so gesagt." Felix hatte mir aufmerksam zugehört und erwiderte jetzt: "Hm... dann solltest das so schnell wie möglich nachholen. Aber du kannst sie gerade nicht erreichen, weil dein Handy leer ist, hab ich das richtig verstanden?" Ich bestätigte seine Schlussfolgerung mit einem Nicken und er sprach weiter: "Ich habe da eine Idee, wie wir ihr mitteilen können, dass du sie unbedingt sehen möchtest.""Echt? Wie denn?" fragte ich aufgeregt, wobei sich meine Stimme überschlug. Er erklärte mir, dass Flora heute zu einer Kontrolluntersuchung nochmal in die Klinik kommen müsse und er ihr sagen könne, dass sie ihrer Schwester das bitte ausrichten soll. "Aber was ist, wenn Flora nicht gut auf mich zu sprechen ist? Schließlich habe ich die Gefühle ihrer kleine Schwester mal wieder verletzt. Ich würde es sogar verstehen, wenn sie mir diesen Gefallen nicht tun würde. "Ich werde sie einfach mal zu dir schicken, dann kannst du ihr selbst erzählen, was du zu sagen hast und auch ihr die Situation erklären."

Ich willigte ein, hatte aber noch andere Bedenken: "Und was ist, wenn Leni mich gar nicht besuchen kommen möchte? Vielleicht hat sie jetzt endgültig die Nase voll, von meinen Gefühlsausbrüchen, die dadurch entstehen, dass ich versuche Gefühle zu unterdrücken.. irgendwie ironisch. Jedenfalls kann ich mich selbst momentan echt nicht leiden, wie kann ich dann von ihr verlangen, dass sie das tut und dann auch noch selbst auf mich zukommt?". "Musst du doch gar nicht. Du lässt ihr einfach die Wahl. Cäcilia, ich glaube Leni ist niemand, der sich etwas gefallen lässt, was sie nicht möchte. Aber vor allem ist sie niemand, der schnell aufgibt. Wenn du ihr offen sagst, wie du dich fühlst und was du für sie empfindest, wird sie dich verstehen. Ich hab euch zusammen gesehen und alles andere als den Eindruck gehabt, dass euch so etwas auseinander bringen könnte. Im Gegenteil, es sah so aus, als könnte euch nichts auf dieser Welt trennen. Nicht mal du, Cäcilia! Allerdings glaube ich wirklich, dass du an der Kommunikation deiner Emotionen echt noch arbeiten musst, nicht nur im Sinne der Allgemeinheit, sondern vor allem um deinetwillen. Ich weiß, dass es manchmal echt schwierig ist auszusprechen, was einem auf dem Herzen liegt, aber es ist eins der wichtigsten Fähigkeiten überhaupt, die man erlernen sollte. Du kannst nicht alles mit dir selbst ausmachen. Das geht vielleicht für eine Weile, aber du merkst ja gerade selbst, dass es langfristig alles noch viel schlimmer macht. Jedenfalls glaube ich, dass deine Gedanken und Gefühle  bei niemandem besser aufgehoben sind, als bei Leni. Es ist ja auch eine Art Liebes- und Vertrauensbeweis, jemandem die Dinge zu sagen, die einem am schwersten über die Lippen gehen." redete er auf mich ein. Felix hatte recht, mit allem, was er sagte. Ich überlegte kurz, was ich darauf erwidern konnte und sagte dann: "So hab ich das noch nie gesehen, aber es stimmt, wenn man mal länger darüber nachdenkt. Ich hab ihr mein Herz geschenkt, also muss ich ihr auch sagen, was auf diesem lastet."

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