Ich konnte an nichts anderes mehr denken, als die Tatsache, dass ich das Laufen für immer verlieren könnte. Es gab zwar noch Hoffnung, aber ich konnte jetzt gerade einfach nicht optimistisch sein. Dafür ging mir dieser Verlust einfach viel zu nah. Wie würden wohl die anderen aus der Staffel reagieren und was würde Herr Hauser denken? Sicherlich würden sie schnell einen Ersatz für mich finden und ich wäre abgeschrieben, bevor ich überhaupt wieder gehen konnte. Vielleicht war das ja sogar schon passiert?! Ich war mal wieder in einer Gedankenspirale gefangen, die nur eine Richtung kannte. Abwärts. Mein Magen verkrampfte sich und Tränen stiegen mir in die Augen. In meiner Brust baute sich sich ein Druck auf, der es mir schwer machte, zu atmen. Dann konnte ich einfach nicht mehr an mich halten und begann zu weinen. Ich drückte mein Gesicht in das Kissen, wobei mir ein erstickter Schrei entwich. Ich hörte, wie mein Handy irgendwo vibrierte, aber ich schenkte diesem keine Beachtung. Das Zimmer verschwamm hinter einem Tränenschleier und ich fühlte mich vollkommen verloren. Ich weiß nicht, wie lange ich vollkommen verzweifelt, wimmernd und zusammengekauert in meinem Bett lag, als ich Lenis Stimme hörte. Sie musste sich gerade im Flur befinden, da ich sie nicht verstehen konnte, aber ihre Stimme würde ich immer erkennen. Ebenfalls glaubte ich, Felix' Stimme zu identifizieren. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber ich war mir jetzt ziemlich sicher, dass sie miteinander sprachen. Ob es um mich ging? Wahrscheinlich. Bestimmt klärte er sie gerade über meinen Zustand auf. Ich stellte mir vor, wie Leni gerade an seinen Lippen hing, weil er mit medizinischen Fachtermini um sich warf. In den letzten Tagen war mir umso bewusster geworden, wie sehr Leni sich für dieses Themenfeld interessierte. Jetzt fragte ich mich, was sie wohl denken würde, wenn sie realisierte, dass meine Laufkarriere wahrscheinlich ein Ende fand, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Schließlich, hatte sie sich in eine erfolgreiche Läuferin verliebt, von der jetzt nicht mehr viel übrig war, oder? Weiterhin wollte ich nicht, dass sie mich so sah, beziehungsweise in dieser Art und Weise an mich dachte. Ich hatte Angst davor, Mitleid in ihren Augen zu sehen. Leni war der tollste Mensch, den je kennengelernt hatte, aber ich würde es nicht ertragen, der Grund für ihre Sorgen zu sein. Die Stimmen auf dem Flur verstummten und ich bereitete mich schon darauf vor, dass es gleich klopfen würde, was genau so eintrat.
Meine Freundin öffnete die Tür und sagte: "Hey! Ich hab dir jetzt einfach mal ein paar Sachen rausgesucht und mitgebracht. Du bist ja nicht an dein Handy gegangen, deshalb konnte ich deine Wünsche jetzt leider nicht berücksichtigen. Ich hoffe, dass du mit meiner Auswahl zufrieden bist, aber du siehst halt in allem gut aus." Nachdem sie die Tasche auf einem der Stühle abgestellt hatte, drehte sich um und wendete sich mir zu. "Hey, was ist denn los, Schatz? Kann ich dir irgendwie helfen?" fragte sie mit betroffener Miene. Genau das hatte ich befürchtet. Sie machte sich sorgen und sie hatte Mitleid mit mir. Obwohl ich ihre Nähe, ihre schützenden Arme und die tröstenden Worte jetzt umso mehr brauchte, stieß ich sie also von mir. "Nein kannst du nicht und ich wäre dir dankbar, wenn du mich jetzt allein lassen würdest. Ich brauche echt mal Zeit für mich." behauptete ich kühl. Leni zuckte kurz zusammen und ich konnte sehen, wie meine Worte sie verletzen, was so viel mehr wehtat, als mein blödes Bein, welches mir das alles hier eingebrockt hatte. "Sicher, dass es das ist, was du willst?" fragte sie leise, wobei ich Tränen in ihren Augen schimmern sah. Ich bekam kein einziges Wort raus, aber ich nickte. Leni blieb noch einen Augenblick genau so stehen. "Okay." erwiderte sie dann und verließ ohne sich noch einmal umzudrehen, oder ein Wort zu sagen, den Raum. Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, brach ich erneut in Tränen aus. Was hatte ich da gerade getan?
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Mit dir ist es was Besonderes
FanfictionCäcilia ist eigentlich ein sehr verschlossener Mensch. Sie versteht es andere auf Distanz zu halten, um sich selbst zu schützen. Doch als Leni aufs Internat kommt und dann auch noch ihre Zimmergenossin wird, entwickelt sich etwas, das sie bisher noc...