Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 29

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Ich hatte kaum geschlafen. Immer wieder war ich den folgenden Tag in Gedanken durchgegangen und hatte mir die unterschiedlichsten Szenarien ausgemalt. Eines davon hatte damit geendet, dass Leni mir gestand, Gefühle für mich zu haben. Besonders realitätsbezogen waren sie also nicht. Als mein Wecker klingelte und Sibel mir gut gelaunt ein „Guten Morgen" zurief, pellte ich mich aus meiner Bettdecke. „Morgen" antwortete ich meiner Mitbewohnerin halbherzig. „Müsstest du dich nicht mega freuen, dass Leni heute wiederkommt?" sah sie mich fragend an. „Hm ja klar, ich freu mich doch. Lass mich doch erstmal wach werden." gab ich patzig zurück. Schon wieder schien sie mich jedoch durchschaut zu haben und sagte: „Zwischen euch ist was passiert, oder? Du warst gestern schon gar nicht richtig da." „Nein zwischen uns ist gar nichts passiert. Überhaupt nichts. Aber frag mal Viktor, bei dem lief nämlich gestern richtig." erwiderte ich bissig, musste aber schnell den Raum verlassen, da meine Augen schon wieder zu brennen begannen. Aber das hätte ich nicht sagen sollen, denn jetzt könnte sie vielleicht erahnen, was in mir vorging. Hatte sie es schon gemerkt? Ich dürfte keinesfalls noch mehr Risiko eingehen und müsste jetzt besser aufpassen, was ich sagte. Da ich nicht wusste, wann Leni heute kommen würde und unbedingt vermeiden wollte, sie schon vor der Schule zu treffen, beeilte ich mich, mich fertig zu machen.

Anschließend ging ich in die Küche, um etwas zu frühstücken. Dort standen Flora und Finja an der  Arbeitsplatte und stapelten Waffeln auf jeweils einen Teller. „Hey Cäcilia, wir haben Wunderwaffeln gebacken, um Leni zu begrüßen. Möchtest du auch eine?" fragte mich die jüngere von Beiden. Ich wusste genau, dass der Geschmack mich sofort an die Nacht erinnern würde, in der Leni und ich hier gemeinsam in der Küche gestanden hatten und sie darauf bestanden hatte, dass ich probierte. Allerdings dachte ich jetzt sowieso schon daran und wünschte mir so sehr zu diesem Moment zurückzukehren. Deshalb nickte ich und Flora schob ihren Waffelturm in meine Richtung, damit ich mir eine nehmen konnte. Ich bedankte mich und machte mich dann genüsslich über die noch warme Waffel her. Finja sagte mir, dass ich so viel essen konnte wie ich wollte und ich griff mir noch eine. Ich beschloss diese aber auf dem Weg zur Schule zu essen. Schließlich könnte Leni jederzeit kommen und darauf war ich mental noch nicht vorbeireitet. Nicht, dass ich das irgendwann sein würde. Trotzdem trat ich den Schulweg an. Sonst war noch niemand unterwegs und ich genoss die Stille. Als ich angekommen war, merkte ich allerdings, wie viel Zeit ich noch bis zum Beginn der ersten Stunde hatte. Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche, um mich zu beschäftigen. Das erste was ich auf dem Display sah, war die Anzeige, die mir sagte, dass ich elf verpasste Anrufe hatte. Meine Mutter war zwar sonst auch penetrant, aber das war selbst für sie eine Nummer zu viel. Ich klickte darauf, um mir die Anrufer anzeigen zu lassen. Mein Atem stockte. Tatsächlich waren nur drei Anrufe von meiner Mutter, die restlichen neun waren von Leni. Mein Herz begann zu rasen. Was hatte das zu bedeuten? Sie hatte mir auch einige Nachrichten geschrieben, die ich jetzt unbedingt lesen wollte. Doch genau in dem Moment, als ich  den Chat mit Leni öffnen wollte, versagte der Akku und das Display wurde schwarz. Ich verfluchte das blöde Ding und mich selbst, weil ich es nicht aufgeladen hatte. Das Einzige, was ich auf den ersten Blick hatte lesen können, war 'Bitte lass uns darüber reden. Es gibt so viel, was ich dir sagen möchte.' Was gab es denn noch zu reden? Es war doch völlig offensichtlich gewesen. Trotzdem schien es ihr echt wichtig zu sein, schließlich hatte sie mich mit Anrufen und Textnachrichten bombardiert. Vor Freude darüber, machte mein Herz einen kleinen Sprung. Jetzt kamen auch die Anderen auf dem Schulhof an und ich wurde durch ihr Gequatsche aus meinen Gedanken gerissen. Ich ging in das Schulgebäude, um mich auf den Unterricht vorzubereiten.

Nach der ersten Doppelstunde, hatte ich ein Sportmodul. Wir zogen uns alle um und versammelten uns auf dem Volleyballfeld. Als ich Viktor sah, packte mich mal wieder die Eifersucht. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und versuchte an etwas anderes zu denken, was natürlich nicht funktionierte. Zu meiner Überraschung stellte ich aber fest, dass Viktor überhaupt nicht glücklich und zufrieden wirkte. Er hatte schließlich das wunderschönste Mädchen überhaupt geküsst. Wieso war er also so bedrückt? Immer wieder nahm ich wahr, wie er mit Badu tuschelte und sie dabei in meine Richtung sahen. Ahnte er, dass ich Gefühle für Leni hatte und war deshalb besorgt, ich könnte eine Art Konkurrenz für ihn darstellen. Aber das war absurd. Schon wieder hörte ich meinen Namen, während sich jemand unterhielt. Diesmal waren es Martha und Till. Als jetzt auch noch Herr Hauser nach mir rief, mich aufforderte den ersten Aufschlag zu machen und mich daraufhin alle ansahen, brannte bei mir eine Sicherung durch. Ich warf den Ball mit Nachdruck in den Sand und rannte los. „Cäcilia, was soll das?" hörte ich den Sportlehrer noch rufen, aber das war mir egal. Ich spürte wie sich die Blicke der anderen in meinen Rücken bohrten, aber auch das interessierte mich jetzt nicht. Auf schnellstem Weg lief ich in mein Zimmer. Ich schloss die Tür hinter mir und sank an ihr herab. Schwer atmend stellte ich fest, dass ich nicht allein war. Leni schaute von ihrem Hochbett aus auf mich herab.

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