Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 13

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Als ich in unser Zimmer kam, saß Leni mit auf Sibels Bett und die Beiden unterhielten sich angeregt. Sie verstummten allerdings, sobald sie mich bemerkten. Hatte Leni jetzt auch noch jemand Besseren gefunden, um über ihre Probleme zu reden? So langsam schlug meine Enttäuschung in Wut um. Was zog sie denn für eine Nummer ab? Erst hatte sie mir Einblicke in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gewährt und somit eine Vertrauensbasis aufgebaut, die mich dazu brachte, es ihr gleichzutun. Ich war für sie da gewesen und hatte sie die ganze Nacht im Arm gehalten, als sie am Boden zerstört gewesen war. Wobei ich den Grund dafür noch immer nicht kannte. Dann hatte sie plötzlich so getan als wäre das alles nicht passiert. So nah wir uns in dieser Nacht gewesen waren, so fern waren wir uns jetzt. Auch wenn ich versuchte mir einzureden, dass es besser so sei, fühlte es sich trotzdem nach einem starken Verlust an, mit dem ich nicht umzugehen wusste. Aber warum viel es ihr so leicht mich zu ersetzen und mir zerriss es das Herz sie mit Anderen zu sehen? Ich konnte nicht zwischen der Wut auf sie, weil sie mich so behandelte und der Wut auf mich selbst, weil es mir so viel ausmachte, differenzieren. Ohne sie eines Blickes zu würdigen schnappte ich mir deshalb meine Sportsachen und stürmte wieder aus dem Raum, natürlich nicht, ohne die Tür hinter mir zuknallen zu lassen. Sollte sie doch Sibel all ihre Geheimnisse anvertrauen und sich Viktor an den Hals werfen. Das war mir völlig egal. Ich zog mich in der Umkleide um und ließ meine Sachen im Spind zurück.

Auf dem Sportplatz angekommen, wies mich Hauser gleich an mich aufzuwärmen. Ich lief also gleich los. Vor lauter Gefühlschaos lief ich jetzt schon viel schneller, als man das während des Aufwärmens machen sollte. Schon bald hatte ich Viktor und Badu eingeholt, die sich eher auf ihr Gespräch, als auf das Laufen konzentrierten. „Wie siehts denn jetzt aus, wer steht höher in deinem Ranking?" fragte Badu seinen besten Freund. „Ich weiß nicht so genau. Cäcilias Humor ist einfach zum Niederknien und wir sind auf einer Wellenlänge. Allerdings ist sie echt verschlossen und teilweise abweisend. Leni ist da ganz anders, so offen und positiv. Außerdem hat sie eine Ausstrahlung, die den Raum erhellt, wenn sie ihn betritt." erläuterte dieser. Was ich da hörte, traf mich vollkommen unvorbereitet. Zwar hatte er recht, was Leni anging , aber was genau meinte Badu mit 'höher im Ranking'? Wog er uns gegeneinander ab? Ich war mir sicher, dass Leni dabei definitiv besser abscheiden würde. Sie war wirklich wunderschön. Aber dass er davon auszugehen schien, einfach jede haben zu können, machte mich unglaublich wütend. Ich erhöhte mein Tempo noch ein wenig und überholte die beiden. Währenddessen brachte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Pass bloß auf, dass dir dein scheiß Ranking nicht um die Ohren fliegt.". Ohne das weiter auszuführen beendete ich die Runde, schnappte mir den Staffelstab und begab mich zum Start. Dem würde ich es zeigen.

Die neue Bestzeit war definitiv das Beste am heutigen Tag gewesen, der sonst eher mies gelaufen war. Besonders Viktors Aussage spukte immer wieder durch meinen Kopf. Nachdem ich ihm offensichtlich gezeigt hatte, wie ich zu dem Ganzen stand, würde er sich jetzt sicher noch mehr an Leni ranmachen. Würde ihr das gefallen? Bestimmt, schließlich hatte Sibel gesagt, dass es viele gab, die auf Viktor standen. Dazu gehörte Leni sicherlich auch. Naja, was interessierte mich Lenis Liebesleben. Bloß wenn es mir wirklich so gleichgültig war, wieso breite sich dann wieder dieses Gefühl in meiner Magengegend aus, welches Eifersucht gefährlich nah kam? 


Ich brauchte jetzt erstmal dringend eine Dusche, um wieder einen klaren Gedanken fassen zu können. Also führte mein erster Weg in den Waschraum. Mein Blick fiel sofort auf Leni, die nur mit einem Handtuch bekleidet vor dem Spiegel stand und sich die nassen Haare kämmte. Ihr Handtuch saß allerdings sehr locker und bedeckte nur das Notwendigste. Ich blieb wie angewurzelt stehen und starrte sie einfach nur an. Sie bemerkte mich erst, als mit lautem Knall mein Duschgel herunterfiel. Leni schreckte zusammen, lächelte aber als sie mich erkannte. „Oh hey, ich hab dich gar nicht kommen hören. Kommst du vom Training?" begrüßte sie mich. Mein Mund war plötzlich unglaublich trocken und mich schien mein gesamter Wortschatz verlassen zu haben. „Ehm..ja, war echt anstrengend heute. Ich bin in dieser Sekunde erst reingekommen. Also ich war vorher noch nicht hier. Ich spring jetzt erstmal unter die Dusche." stammelte ich und ging schnell in Richtung Duschen. Sie sah mir verwirrt hinterher und konnte sich ein kleines Lachen nicht verkneifen. Schnell drückte ich den Knopf und stellte mich unter den warmen Wasserstrahl. Oh Gott, wie peinlich. Jetzt hatte sie mich auch noch dabei erwischt, sie anzugaffen. Jetzt wollte sie sicher erst recht nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich wollte gar nicht wissen, was sie nun von mir dachte...

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