Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 33

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Ich blickte zu Boden, weil ich sie nicht ansehen konnte. Ich hatte ein so schlechtes Gewissen und hasste mich dafür, Leni schon wieder verletzt zu haben. Diesmal verzieh sie es mir nicht so einfach. Mit wutverzehrtem Gesicht schrie sie mehr, als dass sie sprach: „Was fällt dir ein, schon wieder meine Texte zu lesen? Ist das jetzt deine Unterhaltungslektüre geworden, oder was? Du weißt doch ganz genau, was mir dieses Buch bedeutet. Ist dir das denn egal? Hast du schon mal nachgedacht, wie es sich für mich anfühlt, all meine Gedanken und Emotionen entblößt zu wissen?" Sie atmete tief durch uns sah mich mit durchdringendem Blick an. Jetzt sprach sie leise aber noch immer sehr zornig weiter: „Hast du mir deswegen deine Gefühle gestanden? Weil du gelesen hast, was ich für dich empfinde und, dass es ein Leichtes für dich ist, mich für dich zu gewinnen. Hast du überhaupt gemeint, was du vorhin gesagt hast, oder war es nur, was ich deiner Meinung nach, hören wollte?" Mein erster Instinkt war es wegzulaufen. Diese Art von Konfrontation war einfach viel zu viel für mich. Aber sobald ich einen Schritt in Richtung Tür machte, wies Leni mich zurecht. : „Vergiss es, du bleibst jetzt ein Mal hier. Du kannst nicht schon wieder weglaufen. Sag doch verdammt noch mal einfach, was du denkst. Was du fühlst. Ich halte dieses ewige Hin und Her einfach nicht mehr aus, Cäcilia." Mitten in der Bewegung erstarrte ich. Die Spannung, die zwischen uns in der Luft lag, hätte man zerschneiden können. Ich hob den Kopf und sah sie direkt an. Dann ging ich auf sie zu und legte eine Hand an ihren Hals, die andere auf ihre Schulter. Ich küsste sie und mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Sie erwiderte den Kuss und legte ihre Handflächen an meine Taille. Schon so oft hatte ich von anderen Menschen gehört, wie zart und sanft ihr erster Kuss gewesen war. Aber dieser Kuss war keinesfalls sanft. Er war schwer von all den Gefühlen, die sich bei uns beiden angestaut hatten, schwer von all dem Schmerz, den wir gemeinsam verursacht hatten. Aber am schwersten wog die Liebe, die wir füreinander empfanden. Dieser Kuss war nicht zart. Er war so intensiv, dass er sich wie ein Stromschlag in meinem ganzen Körper ausbreitete. So etwas hatte ich noch nie gefühlt, hatte nicht gewusst, dass etwas so Schönes existierte.

Ich wusste nicht wie viel Zeit so verging und wünschte sie würde einfach stehen bleiben. Dann löste sich Leni von mir und sah mir tief in die Augen. „Ich glaube das beschreibt ziemlich genau, was ich fühle. Und vor allem woran ich permanent denke, seit dem ich dich damals auf diesem Dach stehen sehen habe. Frage beantwortet?" brachte ich mit belegter Stimme hervor.  Sie nickte bloß und zog mich dann näher an sich heran. Diesmal war sie diejenige die mich küsste. Als sie mir leicht auf die Unterlippe biss, entfuhr mir ein Seufzen, was sie zwar lächeln, aber nicht unseren Kuss unterbrechen ließ. Ich vergrub meine Hand in ihren Haaren, da ich mich irgendwo festhalten musste, um nicht vollständig die Fassung zu verlieren. Schwer atmend lösten wir uns schließlich voneinander. Wir brauchten beide eine Weile, bis wir wieder ein Wort herausbrachten. „Also wenn jede Auseinandersetzung so endet, dann könnten wir uns eigentlich öfter streiten, oder?" fragte ich grinsend. Leni erwiderte mit hochgezogenen Augenbrauen: „Wenn du noch einmal so eine Show abziehst, kriegst du nie wieder einen einzigen Kuss von mir. Dann nützen dir auch deine unglaublich weichen Lippen, die einen dahinschmelzen lassen, nichts mehr."  Ich sah wie sie versuchte ernst zu bleiben, sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. „Ich weiß ja, wie anstrengend ich sein kann und ich wünschte es wäre anders, aber so bin ich nun mal. Ich verspreche dir aber, dass ich darin arbeiten werde. Dafür brauche allerdings deine Hilfe." gab ich leise zurück. Sie strich mir sanft über die Wange. „Natürlich helfe ich dir. So war das auch gar nicht gemeint. Ich will nicht, dass du dich veränderst beziehungsweise verbiegst, vor allem nicht für mich. Ich möchte nur, dass du weißt, dass du mir alles sagen kannst und wir über alles reden können. Ich will nicht, dass noch einmal etwas so zwischen uns steht." erklärte sie. Zur Antwort nickte ich zwar nur, aber ich spürte, dass Leni in meinen Augen sehen konnte, wie dankbar ich ihr dafür war.

In diesem Moment kam Finja in unser Zimmer gestürmt und sagte: „Leni, kommst du jetzt endlich? Du wolltest mir doch bei meinen Hausaufgaben helfen. Ich hab schon ewig auf dich gewartet." „Ja, ich komme. Tut mir leid, wir hatten noch was wichtiges zu klären" sagte sie zu ihrer kleinen Schwester, zwinkerte mir aber dabei zu. Bevor sie ging, drückte sie mir einen schnellen Kuss auf die Lippen. „Wir machen später genau hier weiter, okay?" eröffnete sie mir noch im Hinausgehen. Hatte sie mich gerade wirklich vor ihrer Schwester geküsst? Ich konnte kaum glauben, was in den letzten Minuten alles passiert war.

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt