Mit dir ist es was Besonderes- Kapitel 42

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Liebe Cäcilia,

Ich weiß, dass ich jetzt wahrscheinlich der Letzte bin, mit dem du sprechen möchtest, deswegen hab ich mich dazu entschieden, dir zu schreiben. Feige von mir, ich weiß. Ich war kein guter Vater für dich, das habe ich jetzt endlich verstanden. Durch deine klaren Worte, bei unserem letzten Treffen, wurde mir klar, was ich dir angetan habe, wie oft ich dich enttäuscht und verletzt habe. Viel zu oft, habe ich dich allein gelassen.Trotzdem ist ein so toller Mensch aus dir geworden. Du hast ein reflektiertes Weltbild und ein tolles Wertesystem. An unserer Erziehung liegt das sicherlich nicht,  sondern allein an dir. Das bewundere ich sehr. Ich habe viele Fehler gemacht und bin ewig vor diesen weggelaufen. Du hast mir gezeigt, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich kann noch so viel von dir lernen, Cäcilia. Das sollte eigentlich umgekehrt sein, das ist mir bewusst. Eine Tochter, sollte nicht die Vernünftigere und Verantwortungsvollere gegenüber ihrem Vater sein. Aber ich verspreche dir, jetzt etwas zu ändern. Ich verlange nicht von dir, mir zu verzeihen, das steht mir nicht zu. Allerdings möchte ich, dass du weißt, dass du bei mir immer ein Zuhause hast, ganz egal, was passiert. Bitte glaube mir, dass ich mit dem Handeln deiner Mutter nichts zu tun habe. Ich habe versucht, sie davon abzuhalten, dich vom Einstein zu nehmen, aber gegen ihre blinde Wut und Verzweiflung hatte ich keine Chance. Ihre Einstellung zu deiner Beziehung mit einem Mädchen haben mich allerdings so schockiert, dass ich nicht länger mit dieser Frau unter einem Dach leben konnte. Wie kann sie nicht sehen, wie glücklich und stark dich deine Freundin macht? Wie kann sie ihrer eigenen Tochter dieses Glück nicht gönnen und versuchen es zu zerstören? Bitte lass dich davon nicht unterkriegen. Liebe ist es wert, hart erkämpft zu werden. Das habe auch ich jetzt endlich verstanden. Ich liebe Janine und ich liebe Lilly. Sie sind meine Familie und das werde ich nicht länger verstecken. Aber genauso bist du meine Familie. Ich weiß, du denkst, dass du mir weniger bedeutest und es ist meine Schuld, dass du das glaubst. Aber du warst schon immer meine Prinzessin und das wirst du auch immer bleiben. Ich habe es nicht geschafft, dir zu zeigen, wie wichtig du mir bist. Du bist ein Teil von mir, der liebste den ich habe. Vielleicht kannst du mir noch eine Chance geben. Vielleicht kannst du unserer Beziehung noch eine Chance geben. Ich bin bereit so lang zu warten, wie du Zeit brauchst. Ich bin bereit von meiner starken, wundervollen Tochter zu lernen.

Ich liebe dich meine Prinzessin

Dein Papa

Tatsächlich hatte mein Vater mich zu Tränen gerührt. So nah hatte ich mich ihm seit Jahren nicht gefühlt. Diese Zeilen waren so ehrlich und echt, dass ich ihm glauben musste. Ich spürte, dass er es ernst meinte und natürlich machte es mich auch glücklich, dass er im Gegensatz zu meiner Mutter, sah wie gut mir Leni tat. Ihm war klar, wie sehr ich sie liebte und er unterstütze diese Liebe. Das bedeutete mir mehr, als ich mir eingestehen wollte. Ich wendete das Blatt und entdeckte eine weitere Nachricht von ihm.

PS: Wenn du diesen Brief liest, muss deine Mutter tatsächlich ihren fürchterlichen Plan in die Tat umgesetzt haben und du Zuhause sein. Ich denke nicht, dass du damit glücklich bist. Falls du das möchtest, kannst du mich anrufen und ich komme sofort, um dich abzuholen. Janine und Lilly würden sich sehr freuen, dich kennenzulernen. Aber natürlich verstehen sowohl die Beiden, als auch ich, wenn du das nicht willst. Nichts desto trotz, werde ich dafür sorgen, dass du wieder ans Einstein zurück kannst. Deine Mutter und ich teilen uns das Sorgerecht. Ganz egal, was sie in der Hand zu haben glaubt, es ist nicht ihre alleinige Entscheidung. Ich werde nicht zulassen, dass sie dein Leben kaputt macht. Ruf mich an, wenn du soweit bist. Ich hole dich da raus, versprochen!

Ein Gefühl von Hoffnung übermannte mich. Es gab tatsächlich eine Möglichkeit, wie ich zurück ans Einstein konnte. Zurück zu Leni. Aber mein Vater konnte nicht wissen, was meine Mutter bereit war zu tun, um mich davon abzuhalten, Leni nahe zu sein. Ich konnte ihre Zukunft nicht riskieren. Was sollte ich bloß machen?

Mit dir ist es was BesonderesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt