Teil 14

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Clea hatte wirklich recht gehabt, als sie sagte, dass die Präsentation gut verlaufen und Levi mich nicht bloßstellen würde. Er machte seinen Part vorbildlich und ehrlich gesagt, überraschte er mich sogar positiv.

Nachdem Miss Scones uns ausgiebig gelobt hatte und uns auf unsere Plätze zurückschickte, zwinkerte Levi mir mit einem schiefen Lächeln zu und ich konnte nicht verhindern, dass ich leicht lächelte als ich den Blick senkte. Scheinbar waren wir nicht mal ein so schlechtes Team wie gedacht. 

Ich setzte mich neben Thalia, die mir sogar anerkennend zunickte und stützte lustlos meinen Kopf in die Handfläche, während zwei andere Schüler die nächste Präsentation vorbereiteten.

Nach ein paar Minuten pikste mir jemand in den Rücken und ich drehte mich daraufhin verwirrt um.

Levi hatte sich über seinen Tisch gelehnt und streckte mir mit schiefem Lächeln einen Zettel entgegen. Haare fielen ihm ins Gesicht und gaben ihm wieder dieses gefährliche Aussehen. Wie von selbst fiel mein Blick auf das Tattoo an seinem Arm. Diesmal konnte ich die einzelnen Buchstaben entziffern. Jedenfalls grob. Stand da Ruth oder Reet? Genau konnte ich es nicht erkennen, denn Levi wedelte unruhig mit dem Zettel in seiner Hand und ich nahm ich entgegen.

Stirnrunzelnd faltete ich ihn auf.

Ich muss dich was fragen.

Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich den Zettel an. Dann nahm ich einen Stift aus meinem Mäppchen und schrieb eine Antwort.

Und das kann nicht bis nach dem Unterricht warten?

Ich drehte mich um und warf den Zettel auf seinen Tisch, dann drehte ich mich wieder nach vorne. Miss Scone saß in der ersten Reihe und folgte aufmerksam der Präsentation. Von unserem Zettelaustausch schien sie nichts mitzubekommen.

Es dauerte nicht lange, ehe ich erneut ein Piksen spürte. Seufzend nahm ich den nächsten Zettel entgegen.

Zettel schreiben ist doch romantisch, findest du nicht? Außerdem brauche ich dringend deine Hilfe. 

Ich konnte sein charmantes Grinsen vor meinem inneren Auge sehen und verdrehte die Augen. 

Daran ist nichts Romantisches. Und egal, was du willst, vergiss es.

Diesmal gab ich mir keine Mühe dabei, richtig zu zielen, sodass der Zettel von der Tischkante rutschte und vor Levis Füßen liegen blieb. Er warf mir daraufhin einen genervten Blick zu und ich grinste nur schulterzucke, bevor ich mich nach vorne drehte.

Ich erwartete keine Antwort mehr von Levi, aber trotzdem tippte er mich wenig später erneut an.

Jetzt wirklich genervt drehte ich mich herum und funkelte ihn an. Dennoch nahm ich den Zettel kommentarlos entgegen.

Du musst mir Nachhilfe geben.

Ich las den Satz zweimal. Dann runzelte ich die Stirn. Levi Randall wollte Nachhilfe von mir?

Diesmal schrieb ich nicht mal eine Antwort, sondern drehte mich zu ihm herum.

Gespannt hatte Levi die Augen auf mich gerichtet und schien auf eine Antwort zu warten.

Stumm schüttelte ich den Kopf. Niemals würde ich diesem arroganten Arsch Nachhilfe geben.

Levi wirkte tatsächlich überrascht und zog die Brauen zusammen, als wollte er fragen, wieso, aber ich ignorierte ihn und wandte mich nach vorne.

Als er mich erneut antippte, ignorierte ich ihn und gleich darauf landete eine Papierkugel vor mir auf dem Tisch.

Warum? Ich brauche die Nachhilfe wirklich und ohne dich falle ich bei der nächsten Matheprüfung durch. Ich weiß, dass du gut in Mathe bist.

Nachdem ich die Nachricht gelesen hatte knüllte ich sie zusammen und konzentrierte mich wieder auf den Unterricht.

Eine weitere Papierkugel traf mich am Kopf.

Sauer fuhr ich herum und begegnete Levis Blick. „Nein!" zischte ich entschieden. 

„Warum?"

Ich stöhnte unterdrückt. „Deshalb."

Levi öffnete den Mund, wurde jedoch unterbrochen. 

„Mr. Randall." Sagte Miss Scones laut. „Haben sie eine Frage?"

Er richtete den Blick nicht sofort auf unsere Lehrerin, sondern sah mich intensiv an, ehe er mit einem 'Nein' antwortete.

Triumphierend grinsend drehte ich mich herum und den Rest der Stunde hatte ich Ruhe von Levis Zetteln.

***

Allerding hielt die Ruhe nicht lange an, denn Levi holte mich ein, als ich nach dem Klingeln den Raum verließ. Er tauchte so plötzlich neben mir auf, dass ich leicht zusammenzuckte.

„Warum?" fragte er nur und sah auf mich herab.

„Warum was?" entgegnete ich, obwohl mir natürlich klar war, was er meinte.

„Warum willst du mir keine Nachhilfe geben."

„Warum willst du überhaupt Nachhilfe von mir?"

Levi stöhnte und als ich ihn ansah, fuhr er sich mit der Hand durch die dichten dunklen Locken.
 
„Hör auf damit." Knurrte er.

Ich hob eine Augenbraue. „Womit?"

Er kniff die Augen zusammen. „Damit, mir ständig Gegenfragen zu stellen."

Ich grinste „Was meinst du?"

Levi Knurrte und griff nach meiner Hand, sodass ich abrupt zum Stehen kam und beinahe stolperte.

„Ich meine es ernst Snowwhite." Er neigte seinen Kopf ein wenig vor und versuchte wohl, seinen Charme spiele zu lassen. „Ich brauche die Nachhilfe wirklich." Seine Stimme hatte einen leidenden Unterton angenommen und ich schmunzelte.

„Ich meine es auch ernst. Ich werde dir keine Nachhilfe geben." 

„Warum nicht?"

Ich zog meine Brauen hoch. „Ich brauche keinen Grund. Wenn ich dir keine Nachhilfe geben will, dann muss ich das auch nicht. Ob du es glaubst oder nicht Levi, nicht jeder möchte gerne mit dir Zeit verbringen." Die Worte sprudelten einfach aus mir heraus, ohne dass ich es steuerte und Stolz machte sich in mir breit. Sonst war ich nie so mutig und entschlossen. 

Normalerweise war ich einer der Menschen, die nie 'Nein' sagen konnten. Aber bei Levi schien das anders zu sein. Ich wollte nicht eine von all den Mädchen sein, die ihm jeden Wunsch erfüllten und das gaben, was er wollte.

Ich beschloss, zu gehen, ehe mein Selbstbewusstsein wieder verpuffte und entzog mein Handgelenk seinem Griff. „Ich muss jetzt gehen. Schönen Tag noch Levi." Meine Stimme klang distanziert und Levi erwiderte nicht mal etwas, um mich aufzuhalten und so drehte ich mich um und ließ ihn alleine zurück.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt