Teil 16

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Als ich mich am nächsten Tag mit Clea an einen der Cafeteria-Tische setzte, war Milo noch nicht da und Clea beäugte mich so neugierig, dass ich verwirrt nachfragte, was los sei.

Sie hob daraufhin ihre Schultern und ein geheimnisvolles Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. „Milo hat erzählt, dass ihr euch gestern getroffen habt."

Schlagartig wurde ich rot. „Wir haben nach der Schule nur einen Latte geholt." Wiegelte ich ab, weil ich bereits ahnte, worauf meine Freundin hinauswollte.

„Aha." Sie nickte wenig überzeugt. „Aber ich weiß, dass du ihn magst und deshalb glaube ich nicht, dass es für dich NUR ein Latte gewesen ist."

Meine Wangen glühten jetzt und ich wusste nicht wo ich hinsehen sollte. „Clea, komm schon. Milo ist mein Freund und mehr nicht."

Sie hebt die Schultern „Was nicht bedeutet, dass da nicht mehr draus werden kann. Vielleicht mag er dich ja auch mehr."

„Ich mag ihn nicht mehr!" rief ich jetzt fast zu bemüht und senkte sofort wieder meine Stimme. „Und selbst wenn, dann wäre es egal, weil Milo mit Thalia ausgeht und die beiden glücklich damit zu sein scheinen."

„Na und?"

Ich seufzte. „Ich bin nicht wie du Clea. Ich will mich nicht zwischen die beiden drängen."

Sie runzelte die Stirn und einen Moment glaubte ich, sie gekränkt zu haben, aber Clea war taff und grinste nur wieder „So würde ich es auch nicht betrachten. Es ist weniger ein dazwischendrängen als ein sich nehmen was man will."

Ich musste lachen über diese verdrehte Logik. 

„Aber hey, du musst das selbst wissen. Ich gehe mir jedenfalls jetzt holen was ich will, weil ich ohne Kaffee gleich einschlafe." Und damit stand sie elegant auf und stolzierte selbstbewusst Richtung Kaffeeautomat davon. Nicht wenige Blicke folgten dem Schwung ihrer Hüften und ich fragte mich immer noch, wie sie mit so einem Selbstbewusstsein gesegnet sein konnte, als sich jemand auf den Stuhl neben mir fallen ließ.

Ich drehte meinen Kopf in der Erwartung dort Milo zu erblicken, aber stattdessen sah ich mich Levi gegenüber, der mich charmant anlächelte.

Verwundert sah ich ihm ins Gesicht und rückte ein wenig von ihm ab, weil sein Bein, meinem ein wenig zu nah war.

„Was machst du da?" fragte ich und beäugte misstrauisch, wie er einen Schluck aus seiner mitgebrachten Wasserflasche nahm.

Er setzte sie ab und hob die Schultern. „Ich wollte mich mit dir unterhalten." Sagte er gelassen.

Mein Misstrauen wuchs und ich ließ meinen Blick unwillkürlich durch den Raum schweifen, in der Erwartung irgendwo jemanden kichern zu sehen, aber keiner lachte mich aus oder sah überhaupt in unsere Richtung. Nur ein paar Cheerleader warfen mir eifersüchtige Blicke zu.

„Du wolltest dich noch nie mit mir unterhalten." Konterte ich.

„Und jetzt möchte ich es eben, was ist daran schlimm?"

„Nichts." Meine Augenbrauen zogen sich zusammen „Aber ich glaube einfach nicht, dass du mit mir redest, ohne dass du darin deinen eigenen Vorteil siehst."

Levi beugte sich vor „Oh, aber ich habe einen Vorteil in unserem Gespräch."

„Und der wäre?"

Ein Grinsen trat auf sein Gesicht und er zwinkerte mir zu „Ich habe das Vergnügen deiner Gesellschaft."

Ein leichtes Glucksen bahnte sich meine Kehle hoch und ich versuchte zu überspielen, wie rot ich wurde. „Du bist echt ein Schleimer."

„Es funktioniert aber fast immer."

Ich verschränkte die Arme „Tja, bei mir nicht. Egal was du von mir willst, meine Antwort lautet 'nein'!" die Schärfe in meiner Stimme verlieh den Worten Nachdruck.

„Na schön." Gab Levi nach. „Ich bitte dich nochmal, mir Nachhilfe zu geben!"

Stöhnend verdrehte ich die Augen. „Ich wusste es! Du flirtest nicht ohne Grund mit mir."

Levi legte den Kopf schief „Würde ich aber auch tun, wenn das dein Wunsch ist."

„Ich verzichte." Mit den Worten hielt ich das Gespräch für beendet, aber Levi rührte sich nicht von der Stelle. „Das galt für beides. Ich werde dir keine Nachhilfe geben und wäre dir sehr verbunden, wenn du mich jetzt in Ruhe lassen würdest." 

Wieder mal war ich begeistert darüber, wie schlagfertig und selbstbewusst ich mich in Levis Gegenwart fühlte. Meine Abneigung gegen ihn, schien irgendetwas in mir dazu zu bringen, sich wehren zu wollen.

Ein Schmunzeln trat auf Levis Gesicht. „Ich wusste nicht, dass du so giftig werden kannst." 

„Jetzt weißt du es, zufrieden?"

„Nein." Sein Blick wurde ernst. „Ich brauche immer noch deine Hilfe in Mathe."

„Und ich lehne immer noch ab."

In diesem Moment kam Clea an den Tisch zurück. Levi sah sie ebenfalls auf uns zukommen und stand auf. Er sah mich noch einmal an „Ich werde dich noch überzeugen." Erklärte er so selbstsicher, dass ich eine kochende Wut in mir aufschäumen spürte. 

Dann drehte er sich um, nickte Clea lächelnd zu und ging.

Meine Freundin, sah ihm verwundert hinterher. „Habt ihr immer noch dieses Philosophie Projekt?" fragte sie mich und setzte sich mir gegenüber an den Tisch.

„Nein, aber er will, dass ich ihm Nachhilfe in Mathe gebe."

„Und du hast ja gesagt?"

„Nein."

„Wieso nicht?"

„Weil er ein arrogantes Arschloch ist und ich ihm nicht helfen will." Murrte ich.

Clea seufzte „So schlimm ist er nicht. Er ist eben nur ein wenig flirty drauf, daran ist doch nichts verkehrt."

„Für mich schon."

„Er ist eigentlich genau wie ich, nur männlich." Überlegte Clea laut „Und mich magst du auch, warum gibst du ihm dann keine Chance?"

„Weil er sie nicht verdient hat." Meine Stimme klang scharf und fest. Etwas, was Clea nicht gewohnt war.

Ich stimmte ihr und Milo normalerweise zu oder äußerte meine Meinung nur gemäßigt, aber nie motzte ich einen der beiden an.

Anerkennend und ein wenig amüsiert hob meine beste Freundin ihre Brauen „Woah, ist ja gut."

Ich sah auf den Salat vor mir und hatte mit einem mal keinen Appetit mehr.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt