Teil 37

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Mittwoch gingen wir zusammen zur Schule. Thalias Mom hatte uns ein wundervolles Frühstück gemacht und Geld dagelassen, damit wir uns in der Mittagspause außerhalb der Schule etwas zu Essen kaufen konnten.

Das alles war für mich vollkommen neu. Ich war es gewohnt, morgens den Müll meiner Mom wegzuräumen und war froh, wenn ich noch Klamotten fand, die nicht nach Alkohol stanken.

Da ich keine Wechselsachen mitgenommen hatte trug ich noch einmal die Sachen von gestern.

Thalia und ich verbrachten den gesamten Tag gemeinsam. Wir fuhren zusammen zur Schule und in den Pausen trafen wir uns an ihrem Spind.

Milo oder Clea sah ich kein einziges Mal an diesem Tag aber traurigerweise musste ich eingestehen dass ich sie nicht sehr vermisste und auch das Gefühl hatte, keiner von ihnen, hielt wirklich nach mir Ausschau, denn am Spind wartete keiner von beiden auf mich.

Nach der Mittagspause, in der wir beim Diner waren und Thalia sich ein Dutzend Donuts geholt hatte, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Philosophieraum, als Levi plötzlich neben mir auftauchte.

„Hey." Sagte er und lächelte „Heute machst du also nicht blau?"

Sofort fuhr mein Kopf zu ihm herum und ich besah die kleine Wunde an seiner Lippe. Sie war immer noch geschwollen, aber sah dennoch harmlos aus.

Ich zog die Augenbrauen hoch. „Woher willst du wissen, dass ich blau gemacht hab?"

Er hob die Schultern „Du warst nicht in Mathe. Übrigens; ich habe dich bei Mr. Gold entschuldigt. Gern geschehen." Er grinste auf eine Art und Weise, die nichts Gutes zu bedeuten hatte.

Ich kniff die Augen zusammen, weil ich ein ungutes Gefühl bei seinem Blick hatte. „Was hast du gesagt?"

„Dass du ganz plötzlich starken Durchfall bekommen hast und deshalb auf dem Klo festsitzt."

Thalia neben mir kicherte und ich schubste sie empört an.

„Das hast du nicht ernsthaft gesagt!" fuhr ich dann Levi ungläubig an.

Er hob die Schultern und grinste schief „Schätze schon. Oh, und die Lösung zu Aufgabe zwei, die du mir Montag erklärt hast? Sie war falsch." Der überhebliche Blick, den er mir daraufhin schenkte, trieb mich zur Weißglut.

Levi wollte schon triumphierend abziehen, als ich ihn rief. „Hey Levi?"

Er drehte sich um und sah mich ernst an „ja Snow?"

„Wenn ich so schlecht bin in Mathe, dann wünsche ich dir viel Spaß dabei eine neue Nachhilfelehrerin zu suchen." Trällerte ich beiläufig.

Ein amüsiertes und irgendwie auch erleichtert wirkendes Lächeln trat auf sein Gesicht „Touché."

Dann drehte er sich wieder um und betrat den Klassenraum vor uns.

Als ich mich auf meinen Platz, vor ihm setzte zwinkerte er mir zu, sodass ich rot wurde.

Dann begann Miss Scones den Unterricht. Sie redete irgendetwas über die Gruppenarbeite von letztem Mal, aber ich hörte nicht zu, weil Thalia sich zu mir beugte und etwas ins Ohr flüsterte.

„Levi scheint sich bei dir ja ziemlich festgefahren zu haben."

Ich runzelte die Stirn und sah sie verwirrt an „Was meinst du?"

Sie hob die Schultern „Erst rettet er dich vor Jackson und er will Nachhilfe von dir. Und abgesehen davon lässt er dich auch nicht in Ruhe."

Ich warf einen verstohlenen Blick hinter mich, wo Levi beschäftigt in seinen Collegeblock kritzelte.

„Das ist Unsinn."

Die gehobenen Augenbrauen von Thalia machten deutlich, dass sie das ganz anders sah. „Also meiner Meinung nach, steht er auf dich. Es ist doch offensichtlich, wie er ständig mit dir flirtet."

„Levi flirtet mit jedem Mädchen."

„Mit mir hat er vorhin kein Wort gewechselt."

„Weil ihr euch nicht kennt." Konterte ich.

Aber Lia wirkte immer noch nicht überzeugt. „Glaub was du willst, aber ich sage er steht auf dich. Zumindest findet er dich anziehen, das sieht sogar ein Blinder mit Krückstock."

Ich lachte „Wenn du das sagst."

Und genau in dieser Sekunde landete ein Zettel ziemlich genau vor mir auf dem Tisch.

Ich konnte mir denken, von wem er war und faltete ihn auf.

Thalia sah mich bedeutungsvoll an. Mit einem ich-hab-es-dir-ja-gesagt-Blick, aber ich schüttelte bloß den Kopf. Was sie sagte war kompletter Unsinn. Schließlich war Levi nicht gerade für seine Enthaltsamkeit bekannt. Das er mir so viel Aufmerksamkeit schenkte, lag nur daran, dass er meine Hilfe brauchte und hatte außerdem noch gar nichts zu bedeuten.

Treffen wir uns diese Woche nochmal zum Lernen? Stand auf dem Zettel.

Ich seufzte leise und schrieb eine Antwort.

Notwendig ist es auf jeden Fall, wenn du besser sein willst als sechs.

Ich faltete das Papier zusammen und streckte blind meinen Arm nach hinten aus. Levis Hand berührte meine, als er den Zettel entgegennahm. Vielleicht bildete ich es mir ein, aber ich hatte den Eindruck, dass seine Hand länger verharrte als notwendig, weshalb ich meine eigene langsam zurückzog.

Ich musste nicht lange auf eine Antwort warten.

Das sind ja außerordentlich motivierende Worte Miss Ich-kann-nicht-erklären.

Ein schwaches Lächeln huschte über mein Gesicht.

Na schön. Wann hätten Sie denn Zeit Mister Es-liegt-nicht-an-mir?

Seine Antwort kam diesmal nicht über den Zettel sondern das Handy. Ich hatte es allerdings auf stumm gestellt, weshalb er mir erst über unseren Briefverkehr mitteilen musste, dass ich auf mein Handy schauen sollte.

Ich warf einen verstohlenen Blick zu Miss Scones und ignorierte Thalias vielsagenden Blicke und entsperrte meinen Handybildschirm.

Levibaby: Heute?

Ich: Wir brauchen zwei Termine. Wie wäre es mit morgen und Freitag?

Levibaby: Freitag passt, aber morgen wird schwierig. Mir wäre heute lieber.

Ich zögerte. Dann bemerkte ich, dass Thalia auf mein Handy linste.

„Hey." Protestierte ich leise, aber spaßhalber.

Thalia kicherte „Du hast ihn immer noch Levibaby eingespeichert?"

Ich kniff die Augen zusammen und sah sie vorwurfsvoll an „Wer ist denn nun Schuld daran?" erwiderte ich beleidigt. „Ich bin eben noch nicht dazu gekommen, ihn umzuspeichern."

„Aha." Sie wackelte schon wieder mit ihren Augenbrauen und das Display in meiner Hand leuchtete auf.

Levibaby: Also, Levibaby huh?

Ich sah vom Display auf und blickte Thalia an, die wieder mitgelesen hatte. Sie presste jetzt die Hand auf den Mund, um nicht loszuprusten.

„Na vielen Dank." Zischte ich sarkastisch. Dann drehte ich mich zu Levi, der zufrieden grinsend dasaß und mich ansah.

Ich drehte mich zurück nach vorne und tippte eine Antwort in mein Handy.

Ich: Bild dir nicht zu viel drauf ein, ich war das nicht.

Levibaby: Klar.

Ich: Also dann heute?

Levibaby: Wie du wünschst Snow. – Kuss Levibaby

Ich sah sein überhebliches Grinsen vor mir und drehte mich deshalb nicht erneut um. Ich beschloss die letzte Nachricht einfach zu ignorieren und steckte das Handy wieder in meine Tasche zurück.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt