Teil 29

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Milo fuhr mich Montagmorgen zur Schule. Das ersparte mir zwar den Schulweg mit dem Bus, sorgte jedoch auch dafür, dass ich lügen musste, was meine Pläne für den Nachmittag anging.

„Sorry, dass ich dich gestern nicht zurückgerufen hab. Ich war ziemlich beschäftigt und hab nicht mehr dran gedacht." Sagte mein bester Freund nachdem wir uns mit einer kurzen Umarmung begrüßt hatten.

Ich nickte „Schon okay, was war denn so wichtig?" ich stellte die Frage beiläufig und eigentlich interessierte mich die Antwort nicht mal besonders.
Milo wird schon einen Grund gehabt haben, nicht dran zu gehen, doch als Milo auf meine Frage hin ein wenig rumzudrucksen schien wurde ich doch neugierig.

„Dies das." Erwiderte er ausweichend und vermied tunlichst mich anzusehen indem er konzentriert auf die Straße starrte. „Du kennst ja meine Eltern.
Ständig schleppen sie mich zu irgendwelchen Veranstaltungen."

Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich sein Profil „hattest du nicht gesagt, deine Eltern kommen erst heute Abend wieder zurück?"

Kurz entglitten ihm seine Gesichtszüge, dann wirkte er wieder selbstbewusst und unbekümmert. „Ja aber sie haben angerufen und mir gesagt ich solle für heute Abend dafür sorgen, dass wir Gäste empfangen können. Um die Deko und das Essen kümmern, so ein Zeug."

In meinem Kopf ratterte es. Um die Deko und das Essen kümmern? Hatte seine Familie dafür nicht Angestellte, die auch am Wochenende arbeiteten?

Für mich war klar, dass Milo mir etwas verheimlichte und ich wollte wissen, was es war. Aber gerade als ich nachhaken wollte, schenkte mein Schwarm mir ein so entwaffnendes Lächeln, dass ich sofort unter seinem Blick dahinschmolz. Und als er dann auch noch über die Mittelkonsole nach meiner Hand griff und sie leicht drückte, rückte jede Frage, die ich ihm hatte stellen wollen in den Hintergrund.

„Es tut mir leid, dass ich keine Zeit für dich hatte, aber wie wäre es denn, wenn wir uns heute nach der Schule treffen? Wir könnten ins Kino gehen oder ich lade dich ins Eden ein, das hatte ich dir doch noch versprochen." Schlug er vor und noch bevor er zuende gesprochen hatte, begann ich eifrig zu nicken.

Kino und Essen. Für mich klang das wie ein Date. Und selbst wenn er das anders sah, wäre ich unheimlich begeistert gewesen von diesem Vorschlag.

Aber dann fiel mir Levi wieder ein. Und dass ich ihm versprochen hatte, heute Mathe mit ihm zu machen, also schüttelte ich gleich darauf wieder den Kopf.

„Ach Mist. Heute geht leider nicht, ich muss mein Fahrrad zur Reparatur bringen." Das war nicht einmal eine richtige Lüge, schließlich hatte ich ja wirklich vor, mein Fahrrad nach der Nachhilfe reparieren zu lassen.

„Na gut, dann lass mich doch mitkommen. Wir bringen zusammen dein Fahrrad zur Reparatur und anschließend gehen wir etwas essen."

„Nein!" stieß ich aus. Ein wenig zu schnell und zu laut.

Milo warf mir einen irritierten Blick zu. Zum Glück lag seine Hand nicht mehr auf meiner, sonst hätte er vielleicht bemerkt wie schwitzig meine Handflächen wurden.

Jetzt war ich diejenige die ihm etwas verheimlichte...

„Ich meine" fügte ich schnell hinzu. „Es ist doch blöd für dich, da mitzukommen, schließlich hast du besseres zu tun."

Er hob die Schultern. „Na schön. Wie wäre es dann mit Freitag?"

Ich nickte. „Klingt super."

Sein Lächeln war zum Dahinschmelzen und meine Wangen wurden ganz heiß.
Wir standen bereits auf dem Parkplatz vor dem Schulgebäude und als Milo sich jetzt auch noch vorbeugte und seine Hand zu meinem Gesicht ausstreckte, hörte mein Herz auf zu schlagen.

Überrascht riss ich die Augen auf, als er seinen Daumen sanft an meinen Mundwinkel legte.

„Du hattest da einen Krümel." Erklärte er nur gelassen als er seine Hand wieder zurückzog und den Krümel aus dem Fenster warf.

Ich wurde, wenn möglich noch röter und wischte mir verlegen über den Mund. Nur falls da noch weitere Essensreste hingen.

Er lachte leicht bei meiner Scham.

Ich sah ihn an und konnte meine Augen kaum von seinen blauen abwenden, da klopfte es auf meiner Seite plötzlich gegen die Scheibe und ich zuckte so heftig zusammen, dass ich mir den Kopf stieß. Zischend sog ich Luft ein und schloss einen Moment die Augen, weil mir schwindelig wurde, dann drehte ich mich mit der Hand am Kopf zu der Person um, die für den Schmerz verantwortlich war.

Clea sah durch die Scheibe ins innere des Wagens und schien meine Ungeschicklichkeit gar nicht bemerkt zu haben, denn ihr Blick ruhte auf Milo.
Ihre Mimik war unleslich und als ich einen verwirrten Blick zu Milo warf, erkannte ich, dass er sie ähnlich anstarrte. Die beiden schienen einen stummen Kampf auszufechten und ich verstand die Situation so gar nicht.

Mit dem Knopf neben mir fuhr ich die Fensterscheibe auf meiner Seite herunter.

„Ehm, hi Clea." Murmelte ich und hoffte das diese Spannung dadurch verschwinden würde.

Meine Freundin riss ihren Blick von Milo los und sah mich an. Einen Herzschlag lang funkelten ihre Augen bedrohlich, dann lächelte sie mich strahlend an. „Hey Brooke."

Aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, aber ich verdrängte es, wie schon am Tag zuvor und erwiderte das Lächeln.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt