Teil 15

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Milo wartete wie gewohnt an seinem Auto auf mich. Er kam mir ein paar Schritte entgegen und lächelte.

„Na du." Mit einer knappen Umarmung erwiderte ich sein Lächeln. „Wie war die Präsentation?"

„Gut." Sagte ich und stieg auf der Beifahrerseite des Geländewagens ein. Clea hatte heute eine Verabredung mit irgendeinem Typen aus dem Footballteam und fuhr deshalb nicht mit. Milo folgte meinem Beispiel und stieg auf der anderen Seite ins Auto.

„Dann bist du ihn jetzt also los?"

Ich sah ihn an und lächelte „ich dachte du bist nicht eifersüchtig?" zog ich ihn auf.

Milo hob nur die Schultern und startete den Motor. Rückwärts fuhr er aus der Parklücke, wobei er sich an meinem Sitz abstützte und mit seinem Daumen die feinen Haare in meinem Nacken streifte. Die Berührung war scheinbar zufällig, aber in meinem Nacken breitete sich eine Gänsehaut aus und etwas in mir stellte sich vor, es wäre Absicht gewesen.

Meine Wangen glühten als Milo mich kurz ansah. „Ich bin trotzdem froh, dass es jetzt keinen Grund mehr gibt, dass er dich angräbt." 

Ich lachte leicht und gluckste dabei ein wenig hysterisch „Er hat mich nicht angegraben!"

„Oh doch, das hat er. Du bemerkst nur nie, wenn Jungs mit dir flirten."

Ich schüttelte nur stumm den Kopf.

„Er lässt dich doch in Ruhe, oder?" hakte Milo noch einmal nach, nachdem wir eine Weile geschwiegen hatten.

Ich lächelte „Du lässt nicht locker, was?" nach einer Pause fügte ich hinzu. „Er hat mich nach dem Unterricht gefragt, ob ich ihm Nachhilfe geben kann."

Milo fuhr zu mir und riss dabei das Lenkrad ein wenig herum, sodass er einen kurzen Schlenker fuhr und den Blick sofort wieder auf die Straße richtete. Mein Herz machte einen gewaltigen Satz und brauchte einen Moment, ehe es sich beruhigte.

„Er hat was?" Milo klang wütend. „Du hast doch hoffentlich Nein gesagt?"

„Natürlich, aber er hat nicht lockergelassen, also bin ich einfach gegangen."

Anerkennend hob Milo die Brauen, ohne den Blick von der Straße zu nehmen.

Er bog links ab, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. „Wir müssen rechts." Sagte ich.

Milo schüttelte den Kopf. „Wir fahren noch ins Diner."

„Ins Diner, warum?" fragte ich überrascht.

„Ich hab Lust auf einen Latte." Gab er Schulterzuckend zurück, aber dennoch war ich verwundert. Normalerweise holte Milo sich seinen Latte ich immer erst, wenn er mich und Clea Zuhause abgeladen hatte.

Noch verwunderter war ich allerdings, als er vor dem Diner hielt und mich aufforderte mit ihm auszusteigen. Warum holte er sich nicht den Latte und dann fuhren wir weiter.

Aber meine Frage wurde beantwortet, als er mich zielstrebig zu einem Tisch führte und sich setzte. Ich kam nicht umhin, zu bemerken, dass es derselbe Tisch war, an dem auch Levi und ich vergangenen Freitag gesessen hatte.

Ein Junge, mit der Uniform des Diners kam zu uns und nahm unsere Bestellung auf. Ich kannte ihn nicht, weshalb ich annahm, dass er neu war.

Als er unsere Latte an den Tisch gebracht hatte, sah ich Milo an. „Setzt du dich immer rein, wenn du dir nach der Schule etwas bestellst?" fragte ich verwundert.

Er legte seine Hände um das warme Glas und lächelte mir zu „Nein, aber ich dachte, wir könnten uns unterhalten."

Ich schwieg. Meine Wangen färbten sich rot.

„Komm schon, so seltsam ist das nicht." Sagte Milo. „Wir sind Freunde, die sich in einem Café unterhalten, du brauchst nicht schauen, als hätten wir das noch nie getan."

„Aber das haben wir auch nicht." Erklärte ich. „Wir waren immer nur zu dritt hier, oder ich habe gearbeitet."

Milo sah mich nachdenklich an „Dann wurde es ja Zeit." Er lächelte und sah mit intensiv an. 

Ich konnte meinen Blick nicht von seinen blauen Augen wenden. Ich hatte den Eindruck, dass eine Spannung zwischen uns in der Luft lag und war mir nicht ganz sicher, ob ich sie ein wenig beängstigend finden sollte oder nicht.

„Ich habe heute mit Thalia gesprochen." Murmelte ich wie in Trance.

Als hätte jemand mit dem Finger geschnippt, war plötzlich jede Spannung zwischen uns verschwunden und Milo wandte den Blick ab. 

Wow Brooke, die Stimmung versauen kannst du.

„Thalia." Wiederholte Milo als müsse er überlegen, wer das war. „Du meinst die Thalia mit der ich ausgehe? Was habt ihr denn geredet?" seine Stimme klang überrascht. Und ich konnte es ihm nicht verübeln. Ich war ja selbst verwundert gewesen, dass jemand wie sie sich auf mein Niveau herunter begab.

„Sie hat mir vorgeschwärmt, wie sehr sie dich mag. Und dass sie sich wünscht, dass wir uns verstehen, weil wir ja jetzt beide sehr eng mit dir 'befreundet' sind."

Milo nickte nur stumm und ein nachdenklicher Ausdruck trat auf sein Gesicht. 

„Ich glaube sie mag dich wirklich sehr." Fuhr ich fort und betrachtete sein Gesicht genau.

Er nickte und lächelte schwach. „Ja, das weiß ich."

„Und du?" forschte ich weiter. 

Ich weiß nicht, warum, aber in dem Moment wünschte ich mir wirklich, dass er sie auch mochte, selbst wenn das für mich bedeutete, dass er in mir nicht mehr als eine gute Freundin sah. Aus irgendeinem Grund mochte ich Thalia. Sie schien zwar distanziert und herablassen, aber meine Menschenkenntnis sagte mir, dass unter ihrer harten Schale noch etwas ganz anderes schlummerte. Und das hatte sie durchblitzen lassen, als sie mir gesagt hatte, was sie für Milo empfand.

„Ich schätze ich mag sie auch." Sagte Milo „Aber ich bin mir noch unsicher. Versteh mich nicht falsch. Sie ist wirklich nett und lustig. Ich mag ihren Humor und wir können uns gut unterhalten. Und noch dazu ist sie wunderschön." Er machte eine Pause „Aber ich habe das Gefühl, es fehlt etwas, verstehst du?"

Ich nickte. „Vielleicht muss sich das noch entwickeln." Sagte ich und legte eine Hand auf seinen Arm. „Aber alles, was ich dir sagen kann ist, dass du ihr auf jeden Fall eine Chance geben solltest. Sie mag dich echt gerne und wenn du ihr etwas Zeit gibst, dann wird der Funke bestimmt noch überspringen."

Milo sah mich an und lächelte „Vermutlich hast zu Recht." Er drückte meine Hand leicht, bevor ich sie zurückzog. „So wie du immer bei allem recht hast. Weißt du, dass das echt anstrengend ist?"

Ich lachte „Wirklich?"

„Ja. Es ist echt schrecklich. Neben dir kommt man sich immer vor wie ein Idiot."

„Oh, so geht es nur dir, weil du wirklich einer bist." Neckte ich ihn, worauf er mir einen empörten Blick schenkte.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt