Teil 40

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Der Auflauf, den Levis Dad gemacht hatte, schmeckte unheimlich gut. Wenn ich darüber nachdachte, war es vielleicht der beste Auflauf, den ich je gegessen hatte. Wobei man dabei auch sagen musste, dass ich nicht oft Auflauf aß, weil ich eine ziemlich schlechte Köchin war.

 Während des Essens unterhielten sich Levi, Mercy und deren Dad so ausgelassen und fröhlich, dass ich beinahe vergaß, wie kränklich das kleine Mädchen aussah. Es schien, als wäre sie krank, aber als würde es gleichzeitig nicht darüber bestimmen, wie glücklich sie alle waren. Ich wünschte mir, meine Mom wäre genauso. Sie könnte sich viel bei den Randalls abschauen.

Dennoch sah ich auch die besorgten Blicke der beiden Männer, wenn Mercy hustete, weil sie sich verschluckt hatte oder wenn sie ihr Essen ein wenig auf dem Teller herumschob, anstatt etwas zu essen.

 Meine Neugierde darauf, was Mercy hatte brannte immer stärker, aber ich fragte nicht. Erstens, weil es mich nichts anging, zweitens, weil ich die Stimmung nicht versauen wollte und drittens, weil ich hoffte, dass Levi es mir sagen würde. Von alleine, denn das würde bedeuten, dass er mir vertraute und aus irgendeinem Grund schien mir sein Vertrauen sehr wichtig zu sein.

 Nachdem wir alle unser Essen beendet hatten, halfen alle beim Abräumen. Auch das war neu für mich. Selbst wenn ich bei Clea gegessen hatte, wurde nicht zusammen abgeräumt. Und Unterhaltungen waren dort bei fünf Kindern ohnehin schon nicht möglich gewesen.

 Mercy wollte unbedingt noch, dass ich mit in ihr Zimmer kam. Es war zwar schon kurz nach neun, aber sie sah mich so bittend aus ihren braunen Rehaugen an, dass ich nicht nein sagen konnte und mich von ihr die Treppe hochziehen ließ.

 Sie zeigte mir ihre Lieblingspuppe und wir spielten eine Weile lang Mutter-Vater-Kind (Ja, Levi spielte auch mit und ja, er war der Vater und ich die Mutter).

 Erst gegen viertel vor Zen, wurde Mercy plötzlich furchtbar müde und da Levis Dad noch etwas für die Arbeit machen musste, kümmerte Levi sich darum, seine Schwester ins Bett zu bringen. Um Zen Uhr, lag das kleine Mädchen in zwei dicke Decken gehüllt in ihrem Bettchen. Sie bat mich, dabei zu bleiben, wenn Levi seine Geschichte vorlas und das tat ich auch. Ich saß dicht neben Levi auf ihrer Bettkante und lauschte seiner dunklen Stimme.

Am liebsten wäre ich gleich hier, ebenfalls eingeschlafen, aber ich zwang mich, die Augen geöffnet zu halten.

 „Brooke?" murmelte Mercy im Halbschlaf, nachdem Levi seine Geschichte beendet hatte.

 Ich beugte mich vor und legte vorsichtig eine Hand auf die Decke über ihren Beinen „Ja Mercy?"

 Aus dem Augenwinkel, sah ich, das Levi mich beobachtete, aber ich sah nicht hin.

 „Singst du mir noch ein Gute Nacht Lied? Levi singt furchtbar."

 Ich lachte, als Levi empört schnaufte „Ich bin wohl auch nicht so eine talentierte Sängerin." Warnte ich.

 „Schlimmer als er kannst du nicht sein." Nuschelte das kleine Mädchen zurück.

 Kichernd überlegte ich „Na schön." Und als ich ein Lied gefunden hatte, fing ich an zu singen. Erst etwas zaghaft, dann immer entschiedener.

 Als ich den Song beendete, hob und senkte sich Mercys Brustkorb gleichmäßig und ihre Augen waren zugefallen.

 Langsam und vorsichtig, damit ich sie nicht weckte, stand ich auf und sah zu Levi, der sich ebenfalls erhoben hatte. Er sah mich eine Weile an, ehe er das Licht der Nachttischlampe löschte und mir aus dem Zimmer folgte.

 Nachdem er die Türe hinter uns geschlossen hatte, drehte ich mich lächelnd zu ihm um. „Deine kleine Schwester ist toll!" sagte ich wahrheitsgemäß und Freude zeigte sich auf Levis Gesicht.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt