Teil 21

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Ich war etwas zu spät zu meiner Schicht, aber da ich sowieso mit Bruce arbeitete und ansonsten nur der Neue da war, der mich und Milo letztens bedient hatte, war das keine große Sache. 

Ich machte mich wie gewohnt an die Arbeit und erklärte gerade Nick -dem Neuen- wie er die Kaffeemaschine säubern musste (es war etwas kompliziert, weil der Mechanismus oft klemmte), als die Türe aufschwang und eine kalte Brise hereintrug. 

Ich fröstelte in meiner dünnen Arbeitskleidung und rieb mir über die Arme. Dann zeigte ich Nick, den letzten Schritt, um den Wasserbehälter wiedereinzusetzen, ehe ich mich zu den neuen Kunden umdrehte. Ich hielt jedoch in der Bewegung inne, als ich die Gruppe erkannte, die gerade hereintrudelte.

Es waren ein paar Jungs aus dem Footballteam meiner High-School und natürlich war auch Levi unter ihnen.

Die Jungs gruppe setzte sich an einen Tisch in der Ecke, wo man ein wenig abgeschiedener vom Rest des Cafés war.

An einem Samstagabend, war das Diner nicht so gut besucht, weil es bei uns kein wirkliches Abendessen, sondern überwiegend Snacks und Getränke gab. Tagsüber war hier deutlich mehr los, was auch der Grund war, weshalb wir bereits gegen halb Neun schlossen.

Während ich noch immer auf die Jungs gruppe, insbesondere zu Levis, sah, tauchte Bruce plötzlich hinter mir auf. Er lehnte sich lässig neben mir gegen den Tresen und folgte neugierig meinem Blick.

„Hey!" rief er aus. „Ist das nicht der heiße Typ von letzter Woche, den du einfach hast stehen lassen?"

Ich drehte meinen Kopf zu den großen Jungen neben mir. „Ich habe ihn nicht stehen lassen." erwiderte ich stur. „Ich bin nur gegangen, ohne nochmal tschüss zu sagen. Das ist kein Verbrechen, vor allem, wenn man bedenkt, dass ER bis vor zwei Wochen noch derjenige gewesen war, der kein Wort mit mir gewechselt hat."

Bruce zwinkerte mir zu und wirkte dabei unheimlich attraktiv. Fast so attraktiv wie Levi.

Ich zuckte zusammen, als ich begriff, was ich da gerade gedacht hatte und mein Blick fuhr wieder zu den Jungs am Tisch.

„Kannst du die für mich übernehmen?" fragte ich hoffnungsvoll an Bruce gewandt, aber er schüttelte schon den Kopf, bevor ich überhaupt den Satz beendet hatte.

„Oh nein, Kleines, das kannst du dir mal schön abschminken."

Ich seufzte und wandte mich jetzt schon an Nick, der meine zuvor erklärten Schritte zur Kaffeemaschine jetzt gewissenhaft noch einmal selber ausprobte, aber Bruce hob warnend eine Hand. 

Missbilligend schnalzte er mit der Zunge. „Zieh da jetzt nicht Nick mit rein. Du gehst gefälligst zu diesem Tisch und nimmst deren Bestellung auf." Er klappte die Klappe in der Theke hoch, sodass ich hindurch gehen konnte und scheuchte mich dann Richtung Nische, wo das Footballteam (jedenfalls ein Teil des Footballteams) saß.

Als ich mich näherte strich ich mir einmal die Haare aus der Stirn und die Schürze glatt. Keine Ahnung wieso, aber aus irgendeinem Grund war ich nervös.

Levi bemerkte mich erst, als ich direkt vor dem Tisch zum Stehen kam. Er saß zwischen den beiden Jungs, die auch dabei gewesen waren, als ich ihm vorletzte Woche meinen peinlichen Anmachspruch zur Schau gestellt hatte.

Levi lächelte leicht als sich unsere Blicke kreuzten und ein spielerisches Glitzern trat in seine Augen. Als wäre ich eine unheimlich schwierige Herausforderung für ihn. Oder als würde er in Gedanken gerade die ganzen peinlichen Nachrichten durchgehen, die ich ihm in besoffenem Zustand geschickt hatte.

Ich schenkte ihm nur mein höflichstes Kellnerinnen-Lächeln und sah dann den Jungen rechts von ihm an. Wenn ich mich nicht täuschte hieß er Sawyer. Er hatte Haare, die bei näherer Betrachtung ein wenig aussahen, wie Honig. Golden und glänzend im Licht. Auch seine Augen waren beeindruckend. Sie ähnelten der Farbe seiner Haare sehr, aber dennoch nicht ganz. Ich hätte sie gerne aus nächster Nähe betrachtete, aber ich hätte mich ja schlecht über den Tisch beugen und ihn anstarren können, also löste ich meinen Blick von ihm und lächelte stattdessen Oliver auf Levis anderer Seite zu.

Oliver war ein eher kleiner Typ (aber immer noch größer als ich), gutaussehend und attraktiv, aber auf eine weniger göttliche Art und Weise als Levi oder Sawyer. Er ähnelte Milo ein Wenig mit seinem hochgestyleten Haar, dass ihn wohl etwas größer wirken lassen sollte.

Wir hatten einige Kurse zusammen, darunter auch Kunst und Musik und verstanden uns ganz gut, seit wir vor einem halben Jahr zusammen in eine Projektgruppe gesteckt wurden, bei der wir die einzigen gewesen waren, die etwas taten.

„Hi Brooke." Begrüßte Oliver mich mit einem strahlenden Lächeln und wie jedes Mal bewunderte ich seine makellosen Zähne.

„Hey Oliver." Grüßte ich zurück und hob sogar eine Hand.

„Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest."

Ich hob die Schultern und grinste schwach „Jetzt schon."

Mein Blick zuckte zu Levi, der mein Gespräch mit Oliver gleichermaßen skeptisch und irgendwie amüsiert verfolgte. Als er meinen Blick bemerkte zwinkerte er. Ohne Grund spürte ich die Hitze in meinen Wangen.

„Also was möchtet ihr bestellen?" fragte ich in die Runde und sah jetzt auch die anderen drei Typen am Tisch an. Ich kannte nur zwei von ihnen mit Namen, den dritten nur vom Sehen.

„Ich nehme eine Apfelschorle." Meldete sich Levi als erster zu Wort und lächelte mich auf eine seltsame Art und Weise an.

Ich nickte nur, ehe ich die anderen Bestellungen aufnahm und dann zurück zum Tresen ging, von wo aus Bruce die ganze Situation beobachtet zu haben schien.

Er grinste mir verschmitzt zu als ich die Klappe beiseite klappte und mich daran machte, die entsprechenden Getränke einzufüllen.

„Das sah doch vielversprechend aus." Sagte er und half mir dabei.

Ich schnaubte „Da gibt es nichts vielversprechendes." Sagte ich mit fester Stimme „Diese Jungs sind Kunden wie jeder andere."

Bruce zuckte mit den Schultern. „Der heiße Typ hat dich allerdings nicht aus den Augen gelassen. Der ist ziemlich scharf auf dich Brooke."

Ich lachte. „Soll ich dir sagen, warum er mich wirklich so angeschaut hat?"

Er hob fragend eine Augenbraue und ich erzählte ihm knapp, von unserem Chat von letzter Nacht.

Bruce fing laut an zu lachen, als ich geendet hatte und sah mich ungläubig an. „Du hast ihm wirklich geschrieben, dass du gerne Nachhilfe im Bett von ihm hättest?"

„Das hat Thalia geschrieben." Knurrte ich.

„Aber du hast bestätigt, dass du es lieben würdest."

„Ich war sturzbesoffen!" protestierte ich, aber es kümmerte ihn nicht.

„Das ist die beste Story, die ich je gehört habe." Lachte er immer noch und stellte das letzte Glas auf das Tablet.

„Danke." Murmelte ich missmutig.

„Also das ist echt peinlich."

Ich warf ihm einen bösen Blick zu ehe ich mir das Tablett schnappte und zu den Jungs an den Tisch zurückkehrte.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt