Teil 49

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Am nächsten Tag wurde ich erst wach, als Sawyer mit einem Tablett ins Zimmer kam und sich an die Bettkante setzte.

 „Brookie" flüsterte er und rüttelte sanft an meiner Schulter. „Zeit für ein Frühstück."

 Stöhnend und gegen das Licht anblinzelnd das durch die Vorhänge fiel, drehte ich mich auf die Seite und schlug die Decke über meinen Kopf.

 „Lass mich weiterschlafen Dad." Protestierte ich.

 Daraufhin ertönte ein leises Lachen und langsam erwachte ich aus meinem Dämmerschlaf. Ich schlug die Decke zurück und drehte mich um. An meiner Bettkante saß natürlich nicht mein Dad. Das war unmöglich. Mein Dad war Tod.

 Ich verdrängte die seltsame Leere in meiner Brust. Früher war Troy oft in mein Zimmer gestürmt und hatte sich auf mich gestürzt, wenn ich zu lange geschlafen hatte. Er war nie der Langschläfer gewesen. Zum Leidwesen von mir und meinem Dad.

 Die Tränen zurückdrängend blinzelte ich Sawyer an.

 Er grinste „Hunger?"

 Mein Blick schweifte zu dem Tablett in seinem Schoß. „Ich hab sogar versucht ein Spiegelei zu machen." Stolz präsentierte er es mir.

 Ich lachte. Langsam setzte ich mich auf, wobei mir etwas schwindelig wurde. In meinen Schläfen pochte es heftig. „Wo sind Olli und Levi?" fragte ich nach einem Blick auf das zusammengeklappte Sofa. Das Bettzeug lag sorgfältig gefaltet auf dem Schreibtisch.

 „Oh, die sind nach Hause gegangen. Olli hat ein Familienessen mit seinen Eltern, weil sein Dad heute Geburtstag hat und Levi wollte glaube ich gleich wiederkommen." Er warf mir einen vielsagenden Blick zu „Wenn du magst, kann ich euch beiden dann auch mal alleine lassen, damit ihr eure Kuschelsession von letzter Nacht fortsetzen könnt."

 Sofort schoss mir Hitze in die Wangen. Levi und ich waren am vorigen Abend nebeneinander eingeschlafen. Eigentlich weniger nebeneinander als vielmehr ineinander verschlungen. Bei der Erinnerung daran durchlief mich ein wohliger Schauer. Die Nähe zu Levi fühlte sich irgendwie gut an.

 Aber wir hatten immer noch nicht über den Kuss geredet und das machte mich nervös.

 „Soll ich noch etwas für dich tun?" fragte Sawyer und beobachtete mich aufmerksam.

 Ich lächelte bei so viel Fürsorge.

 „Zuerst einmal, wäre mir deine Anwesenheit beim Frühstück sehr lieb."

 „Aber gerne Mylady." Mit diesen Worten stellte er mir das Tablett auf den Schoß. „Sonst noch ein Wunsch?"

 Ich lächelte verlegen „Vielleicht könntest du mich später nach Hause fahren? Ich will nicht allzu lange hier bleiben und stören. Außerdem muss ich mal nach meiner Mom sehen."

 Sawyers Lächeln wurde noch breiter. „Gut, dass du danach fragst. Wir haben entschieden, dass du noch eine Nacht hier bleibst. Levi ist heute Morgen zu dir gefahren und er meinte, deine Mom wirkte noch ziemlich krank. Außerdem hat er wohl ein paar Wechselsachen für dich geholt."

 Ich erstarrte. „Levi war bei mir zuhause?" fragte ich nervös.

 Saw hob die Schultern „Ja, wieso?"

 „Ich- Wieso?"

 Stirnrunzelnd setzte er sich im Schneidersitz vor mich „Hab ich doch gesagt, um ein paar Sachen für dich zu holen." Er beugte sich vor und legte eine Hand an meine Stirn „Geht es dir gut? Du bist so blass."

 Ich nickte schwach.

 Levi war bei mir zuhause gewesen. Er hatte meine Mom gesehen und war vermutlich auch in die Wohnung gegangen. Scham überkam mich. Und Panik.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt