Teil 33 - Levis Sicht

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*Levis Sicht*

Ich hielt sie schweigend im Arm und wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Beruhigend strich ich ihr dabei über den Rücken und atmete den blumigen Geruch ihrer Haare ein. Ich hätte noch viel länger so dastehen und sie im Arm halten können, aber als ihre Tränen versiegt waren, wich sie ein Stück zurück.

 Auch wenn man es nicht glaubte, wenn Menschen in meiner Umgebung weinten, dann nahm mich das häufig mit. Ich fing dann nicht selbst an zu weinen, aber ich empfand Mitleid. Ich wollte ihr die Tränen aus dem Gesicht wischen, hielt mich aber zurück. Vielleicht war das zu intim. Ich wollte sie nicht bedrängen. Sie sollte keine Angst haben, dass ich ein genauso großes Arschloch war wie Jackson.

 Also betrachtete ich sie einfach nur weiter. Ihre Lippen waren jetzt leicht geschwollen und sahen noch etwas röter aus. Aus wässrigen graublauen Augen sah sie zu mir hoch und schniefte einmal herzhaft ehe sie mich zaghaft anlächelte.

 Ich erwiderte das Lächeln, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass es nicht so bezaubernd sein konnte wie ihres.
Dann wurde ihr Gesicht jedoch wieder ernst. Sie sah auf meine Lippen und runzelte die Stirn
„Was ist da passiert?" fragte sie mit leiser Stimme.

 Zuerst wusste ich gar nicht, was sie meinte, aber dann erinnerte ich mich an meine aufgeplatzte Lippe.

 Ich winkte ab „Das ist nichts."

 Sie kniff die Augen zusammen und hatte jetzt diesen strengen Blick drauf, den sie immer aufsetzte, wenn ihr etwas nicht gefiel. Das entlockte mir ein weiteres Lächeln.

 „Na schön. Das war Jackson mit ein paar seiner Freunde."

 Sie riss die Augen entsetzt auf „Haben sie dich... haben sie dich verprügelt?"
Ich schnaubte „Wohl eher umgekehrt. Die waren zu dritt und als zwei mich festgehalten haben, hat Jackson mir ins Gesicht geschlagen, aber glaub mir, die anderen beiden hat es noch schlimmer erwischt als mich. Und Jackson hat seine Abreibung ja jetzt bekommen."

 Snow rückte ein stück von mir ab und ich war mir nicht sicher, ob die Furcht in ihren Augen mir galt.

 Ich wollte nicht, dass sie Angst vor mir hatte, deshalb legte ich beruhigend eine Hand auf ihre Schulter.

 „Ich hab nicht angefangen." Sagte ich. Und in gewisser Weise stimmte das ja auch. Nur eben nicht ganz. Aber das musste sie ja nicht wissen.

 Sie nickte, als wüsste sie, dass ich ihr nicht mehr sagen würde.

 Dann half ich ihr, ins Auto zu steigen, bevor ich auf er anderen Seite einstieg und losfuhr.

 Sie sagte die ganze Fahrt über nichts und ich wollte ihr die Stille nicht nehmen, also unterdrückte ich mein Bedürfnis sie alle fünf Minuten zu fragen, ob es ihr gut ging.

 Erst als wir schon in die Straße einbogen, wo ich wohnte sagte sie etwas.

 „Danke." Ihre Stimme klang leise und man hörte immer noch, wie ängstlich sie war. Ihre Hände zitterten auch noch leicht.

 „Das ist eine Selbstverständlichkeit." Gab ich zurück und meinte es auch so.

 Sie schüttelte den Kopf, was ich nur aus dem Augenwinkel sah, weil ich gerade in eine Parklücke fuhr.

 „Du hättest auch einfach wegschauen können."

 Der Gedanke, dass ich nicht da gewesen wäre, um Snow zu helfen bereitete mir eine Gänsehaut.

 Ich sagte nichts mehr auf ihre Worte und schaltete den Motor aus.

 „Ich störe doch nicht, wenn ich jetzt mitkomme, oder?"

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt