Teil 61

14.9K 550 219
                                    


„Hast du mit Milo geredet?" fragte ich Thalia am Montag in der Schule, als wir gerade von der Toilette kamen. Es hatte schon geklingelt, aber wir hatten eine Freistunde, deshalb ließen wir uns Zeit.

 Sie seufzte „Ich wollte, aber er hat sich nicht gemeldet und ich wollte ihn auch nicht nerven."

 „Du solltest, das echt besser hinter dich bringen. Wenn man Dinge nicht anspricht, werden sie meistens nur schlimmer."

 „Ich weiß, ich hatte gehofft, heute eine passende Gelegenheit zu erhalten."

 Ich nickte.

 Wir bogen um eine Ecke, aber mir glitt die Jacke aus der Hand, die ich mir beiläufig über den Arm gehangen hatte. Ich blieb stehen und bückte mich, um sie aufzuheben, während Thalia bereits ein paar Schritte weiterging.

 Als ich mich aufrappelte und sie einholen wollte, öffnete ich den Mund, aber bei ihrem Anblick vergaß ich, was ich sagen wollte.

 Sie stand wie angewurzelt da und starrte auf etwas, das ich nicht sehen konnte, weil es um die Ecke lag.

 „Thalia? Was ist-" ich war zu ihr rüber gegangen und ihrem Blick gefolgt.

 Meine Jacke glitt mir erneut aus der Hand. Nur ein paar Meter von uns entfernt standen Clea und Milo. Aber nicht einfach so nebeneinander und unterhielten sich. Nein. Die beiden waren ineinander verschlungen und erweckten den Eindruck als würden sie einander verschlingen wollen.

 Ich räusperte mich viel lauter als ich es normal tun würde. Ich stand unter Schock. Und wenn es mir schon so ging, wollte ich mir gar nicht ausmalen, wie es um Thalia stand.

 Ich sah zu ihr. Ihr Gesicht zeigte keinerlei Emotionen. Sie sah aus wie versteinert.

 Automatisch trat ich näher zu ihr ran.

 „Thalia." Sagte Clea und Milo gleichzeitig: „Brooke."

 Wir starrten uns alle eine Zeit lang nur an, dann drehte Thalia sich plötzlich um und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.

 Ich hingegen folgte ihr nicht direkt, stattdessen trat ich einen Schritt vor und schenkte Clea den abfälligsten Blick den ich zu bieten hatte. Dann wandte ich mich Milo zu, der den Mund öffnete, um sich wieder irgendwie rauszureden, aber diesmal würde ich ihm das nicht erlauben. Nicht heute, nicht nachdem er meiner besten Freundin das Herz gebrochen hatte.

 „Du Mistkerl." Zischte ich und schlug ihm dann mit voller Wucht ins Gesicht.

 Dann drehte ich mich ohne ein weiteres Wort um und folgte Thalia.

***

Ich fand sie Auf der Toilette. Es war die Toilette, in der sie mich damals getröstet hatte, als ich mich nicht zum Biounterricht getraut hatte.

 Ich hörte ihr Schluchzten aus einer der Kabinen dringen und klopfte leise an die Türe.

 „Thal? Darf ich reinkommen?"

 Ein Schniefen ertönte, dann klickte das Schloss und die Türe schwang auf.

 Ich zwängte mich zu meiner besten Freundin in die Kabine und schloss hinter mir ab.

 „Hey, alles okay?" doofe Frage Brooke!

 Aber Thal nickte. Wenn auch nicht ganz überzeugend.

 „Es tut mir so leid."

 Jetzt flossen Tränen und ich beugte mich vor, um sie in den Arm zu nehmen. Sie klammerte sich an meine Schultern und schniefte herzhaft.

 Ich habe mit so vielem gerechnet, aber nicht damit." Sagte sie weinerlich.

 „Ich weiß."

 „Warum hat er das getan? Warum hat er nicht was gesagt, statt es hinter meinem Rücken zu machen?"

 „Weil er ein Arsch ist." Erklärte ich aus felsenfester Überzeugung.

 „Liegt es an mir? War ich zu anhänglich?"

 „Du hast keine Schuld. Milo ist ein Mistkerl."

 „Vielleicht bin ich nicht hübsch genug."

 „Der hat dich gar nicht verdient."

 „Bestimmt war ich nicht klug genug."

 Ich sprang auf und schlug gegen die Seitenwand der Klokabine. „Thalia Gloria Montez!" rief ich und bemerkte, dass sie bei dem vollen Namen zusammenzuckte. „Ich habe Milo gerade eine runtergehauen, damit er sich noch mieser fühlt als er es sowieso schon tun sollte, aber das habe ich nicht getan, damit du dich jetzt in Selbstmitleid suhlen kannst. Du bist der Schönste Mensch der mir je untergekommen bist und du bist ganz sicher nicht dumm. Außerdem ist Milo der letzte Abschaum und hat dich absolut nicht verdient. Wenn er nicht sehen kann, was du für ein unglaublich talentierter, netter und wunderschöner Mensch du bist, dann hat er verkackt. Dem miesen Schwein ist was durch die Lappen gegangen und das wird er sein Leben lang bereuen müssen. Sind wir diejenigen, die was bereuen müssen?"

 Unsicher schüttelte sie den Kopf „nein?"

 „Nein! Weil wir verdammte super Model sind. Im Ernst hast du uns mal angeschaut? Ich habe tolle Kurven und deine Möpse sind ja wohl erste Klasse. Hör also auf dich runterzumachen und klopp den verdammten Müll-Milo dorthin, wo er hingehört – in die Mülltonne." Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen schlug ich mir auf die Oberschenkel.

 Thalia hatte immer noch große Augen, aber ich hatte den Eindruck, dass sich auf ihrem Gesicht jetzt der Anflug eines Lächelns zeigte.

 „Du hast Milo eine runtergehauen?"

 Ich grinste „Von allem, was ich gerade gesagt habe, hast du das behalten?"

 Sie lachte ein wenig hysterisch. „Ich hab dich echt so lieb, weißt du das?"

 Ich hob nur die Schultern „Ich hab mich auch lieb."

 Sie lachte und fiel mir um den Hals. Lachend erwiderte ich die Umarmung.

***

Den Rest des Tages schwänzten wir. Das wurde langsam echt zur Gewohnheit, aber ich fand, dass es sich hier um eine Ausnahmesituation handelte.

 Wir fuhren zu McDonalds und aßen so viel, dass ich bald das Gefühl hatte zu platzen. Ich schrieb Levi und nach der Schule kamen, er Olli und Saw dazu.

 Die Jungs taten wie immer ihr Bestes, um uns zum Lachen zu bringen. Vor allem Sawyer steckte einiges an Energie darein, Milo schlechtzureden und mit den übelsten Schimpfwörtern zu betiteln.

Ich glaube, im Endeffekt hat es Thalia wirklich gut getan, sich gehen zu lassen und sich ein wenig von den Jungs aufmuntern zu lassen, denn am Ende des Tagen, lachte sie schon wieder um einiges mehr.

~~~~~~~~~~~
Sorry, dass das Kapitel so spät ist, aber jetzt ist es da. Und morgen kommt auch eins.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt