Teil 22

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Für meinen Geschmack bestellten die Jungs viel zu oft nach und blieben zu lange. Ich fragte mich allmählich, was sie hier überhaupt taten. Keiner von ihnen hatte bisher Essen bestellt und es wirkte auch nicht so, als würden sie auf etwas oder jemanden warten.

Stattdessen saßen sie nur da und unterhielten sich laut lachend.

Immer wieder spürte ich Levis Blick auf mir, aber ich bemühte mich, das Kribbeln in meinem Nacken zu ignorieren. Ich wusste, dass er mich früher oder später ohnehin mit meinem Zustand von gestern Abend aufziehen würde, aber mein Ziel war es, diese Konfrontation so lange wie möglich zu vermeiden, in der Hoffnung, dass er sie dann vielleicht vergaß.

Die zwei Jungs, die ich nicht wirklich kannte, gingen zuerst. Zurück blieben nur Sawyer, Oliver und Levi.

Es war schon viertel nach acht und die drei waren die Einzigen noch verbliebenen Gäste.
Bruce hatte Nick vor einer Viertelstunde nach Hause geschickt und wir hatten bereits alles aufgeräumt und sauber gemacht. Gerade wischte ich zum dritten Mal gelangweilt über die Theke und warf dabei verstohlene Blicke in die Richtung, wo die drei Jungs saßen. Allerdings fiel mir auf, dass Levi nicht mehr da war und ich runzelte die Stirn. Als ich mich dann einmal im gesamten Café umsah, entdeckte ich ihn, wie er gerade aus den Toiletten kam. Sein Blick traf meinen und ich konnte sogar aus der Entfernung sehen, wie sich ein leichtes Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

Ich senkte schnell den Blick, damit er nicht auf die Idee kam zu mir zu kommen und mit mir zu reden und drehte mich sogar um, um meine abweisende Haltung noch zu verstärken. Aber das schien Levi nicht im geringsten zu kümmern, denn aus dem Augenwinkel sah ich ihn dennoch näher kommen.

Seufzend setzte ich ein höflich-distanziertes Lächeln auf und drehte mich wieder zurück.

„Was kann ich für dich tun?" fragte ich, als er vor mir zum Stehen gekommen war.

Levi grinste mich spöttisch an und stützte seine Arme auf die Arbeitsplatte, die ich gerade zum vierten Mal gewischt hatte. „Kopfschmerzen?" fragte er und ich konnte den Schalk in seinen Augen glitzern sehen.

Ich wurde rot und bemühte mich, nicht aus der Fassung zu geraten. „Nein, mir geht es gut, danke der Nachfrage."

Levi beugte sich noch ein Stückchen über die Arbeitsplatte und sah mir fest in die Augen. „Ich habe nicht gewusst, dass du so versaut bist. Das hat mich echt überrascht."

Ich kniff die Augen zusammen, wich aber nicht zurück, obwohl sein Gesicht nur eine Handbreit von meinem entfernt war. „Ich war betrunken." Gab ich nur zurück.

„Das macht nichts, dein Vorschlag gefällt mir trotzdem." 

Ich hatte den Eindruck, dass er absichtlich provokant meine Lippen ansah, bevor sein Blick wieder an meinen Augen hängen blieb.

„Der Vorschlag ist nichtig, weil ich ihn nicht ernst gemeint habe, du musst dir also einen anderen suchen, der dir Nachhilfe gibt."

Levi seufzte und lehnte sich zurück. „Du bist wirklich eine harte Nuss, weißt du das?"

Zur Antwort hob ich nur die Schultern und konzentrierte mich darauf, den Lappen in meiner Hand so sorgfältig wie möglich zusammenzufalten.

„Hör mir zu Snowwhite. Ich habe wirklich Probleme in Mathe und wenn ich den nächsten Test nicht bestehe, darf ich bis Ende der Saison nicht mehr im Footballteam mitspielen. Ich würde dich nicht um Hilfe bitten, wenn ich sie nicht dringend benötigen würde." Erklärte Levi ernst.

Überrascht hob ich den Blick. Jeglicher Spott und Hohn waren aus seiner Stimme gewichen. Er hatte nichtmalmehr einen flirtenden Blick drauf und ich merkte, dass ihm die Sache wirklich wichtig erschien. Dennoch blieb ich hart.

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt