Teil 57 - Levis Sicht

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*Levis Sicht*

Ein Scheppern riss mich aus dem Schlaf.

 Erschrocken fuhr ich hoch.

 Erneut ein lauten Klappern und dann ein Klacken an meinem Fenster.

 Verschlafen warf ich einen Blick auf meinen Wecker. Es war zehn Minuten nach fünf Uhr in der Frühe.

 Verwirrt schleppte ich meinen müden Körper zum Fenster. In der Dunkelheit konnte ich nichts erkennen, bis auf eine Gestalt unten im Vorgarten. Stirnrunzelnd öffnete ich mein Fenster und streckte den Kopf in die kalte Nachtluft.

 Bevor ich etwas sagen oder tun konnte, traf mich etwas an der Stirn und fiel vor mir auf die Fensterbank. Ein Stein.

 „Hallo?" rief ich im Flüsterton nach unten.

 „L-Levi?"

 Mein Körper verkrampfte sich. Das war ihre Stimme. Sofort war ich in Alarmbereitschaft und hellwach.

 „Snow?"

 „J-ja, ich..." ihre Stimme zitterte und ich konnte sie nur undeutlich unter mir erkennen, aber ich spürte, dass etwas nicht stimmte.

 „Warte unten, ich komme zu dir." Beeilte ich mich zu sagen und zog mir nicht einmal ein T-Shirt über ehe ich aus meinem Zimmer, die Treppe runter und zur Tür lief. Ich schlüpfte in meine Schuhe und öffnete die Türe.

 Brooke hockte ein paar Meter entfernt im Schnee und sah jämmerlich aus. Ihr Körper zitterte so heftig, dass es fast, wie ein Anfall aussah.

 Erschrocken eilte ich durch den Schnee zu ihr. Sie sah aus, als könnte sie sich nur mit Mühen auf den Beinen halten und als ich einen Arm um sie legte, um ihr zu helfen, sackte sie beinahe zusammen.

 Ihre Haut war eisig kalt und ihre Kleidung triefte vor Nässe.

 „Oh Gott, Snow!" raunte ich und nahm sie kurzerhand in meine Arme. Ich trug sie ins Haus und brachte sie in mein Zimmer. Es kümmerte mich nicht, dass sie nass war und ich legte sie dennoch in mein Bett.

 „T-tut mir leid." Stammelte sie und ihre Zähne klapperten hörbar gegeneinander.

 „Alles gut. Darf ich dir die Sachen ausziehen?"

 Sie nickte schwach und ich machte mich an den Knöpfen ihres rot-karierten Flanell-Oberteils zu schaffen.

 Sie trug darunter noch ein Top, aber auch das war vollkommen durchnässt und so zog ich ihr dieses auch noch aus.

 Es schien sie nicht zu stören, dass sie fast vollkommen nackt in meinem Bett lag und ich wünschte, ich hätte genauso gelassen damit umgehen können, aber sie so in meinem Bett liegen zu sehen, brachte mich offengestanden etwas durcheinander.

 Ich beeilte mich und brachte ein T-Shirt und einen Pulli, den ich ihr anzog.

 Dann erst zog ich ihr die Hose von den Beinen und wechselte sie gegen eine dicke Baumwolljogginghose von mir.

 Ich deckte sie mit meiner Bettdecke zu und sorgte dafür, dass sie eine bequeme Position fand.

 „Warte kurz okay? Ich gehe dir einen Tee machen."

 Sie nickte schwach und ich beeilte mich, in die Küche zu laufen. Dort stellte ich den Wasserkocher an und nahm mir zwei Wolldecken vom Sofa. Dann lief ich wieder zu ihr hoch, die Decken, den Tee und eine Wärmflasche in den Armen.

 Snow hatte sich bibbernd in die Decke gekuschelt. Ihre Wangen und Ohren waren knallrot. Sie schniefte ein wenig und sah alles in einem nicht gerade gut aus.

 „Hier." Sagte ich und reichte ihr den Tee.

 Mühsam setzte sie sich auf und nippte an der Tasse. Prompt verbrannte sie sich die Zunge und zuckte zusammen.

 „Langsam." Ich nahm ihr die Tasse wieder aus der Hand und breitete die beiden Wolldecken über ihr aus. Dann schob ich die Wärmflasche zu ihr unter die Decke und stellte die Heizung etwas höher.

 Ich wollte warten, bis sie etwas sagte. Bis sie erklärte, was los war, aber sie lag nur schweigend da und starrte mich an.

 Als ich mich an die Bettkante setzte und ihr eine Hand an die kalte Wange legte, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

 „Es tut mir leid." Flüsterte sie wieder.

 „Was denn?"

 Jetzt löste sich eine Träne aus ihrem Augenwinkel. Sie hob die Schultern. „Ich weiß nicht. Einfach alles." Ein stummes Schluchzen schüttelte ihren Körper und es zerriss mir das Herz.

Ich wollte nicht, dass sie weinte. Sie sollte mich anlächeln. Nicht weinen. Ein so schönes Mädchen sollte nicht weinen.

Sanft strich ich die Träne weg. „Dir braucht nichts leidzutun." Sagte ich leise und ernst.

 „Aber- ich mache immer alles kaputt. Und außerdem habe ich dich nicht verdient." Sie nuschelte etwas. „Ich dachte ich wäre einsam und allein, aber das bin ich gar nicht. Weil du da bist. Du bist immer da. Als Einziger. Aber das verdiene ich nicht. Ich bin nicht gut genug. Nicht für dich und auch für sonst keinen." Weitere Tränen liefen ihr über die Wange.

 Mein Herz schmerzte bei ihren Worten.

 „Warum sagst du das?" flüsterte ich und meine Hände wanderten über ihr Haar und ihr Gesicht.
„Du bist das Beste, was mir je passiert ist."

 Ein schwaches Lächeln huschte über ihr Gesicht, aber es erreichte ihre Augen nicht.

 „Danke, dass du da bist."

 „Immer." Raunte ich voller Überzeugung. Dann schob ich mich neben sie unter die Decken. Es war ziemlich warm, aber das störte mich nicht. Ich wollte sie einfach spüren und im Arm halten.

 Das Zittern hatte aufgehört und als ich einen Arm um ihren Bauch schlang, fühlte sie sich schon viel wärmer an.

„Was ist passiert Snow?" hauchte ich und drückte sie feste an meine Brust

SnowwhiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt