Die nächsten zwei Tage befand ich mich im Bett. Kaum ansprechbar, hustend, zitternd und schwitzend. Raphael wich mir nie von der Seite und war immer da. Er sorgte ständig dafür, dass es mir nicht schlechter ginge.
Heute war der erste Tag an dem ich mich wieder fit fühlte. Gestern lag ich noch krank im Bett, aber heute fühlte ich mich topfit mit viel Energie. Raphael, der neben mir lag war noch am schlafen. Ich schlich leise in das Bad und erledigte meine Morgenroutine. Danach sah ich mich etwas im Zimmer um. Der König lag immer noch seelenruhig da. Ich wollte unbedingt was anderes, als diese 4 Wände sehen, deshalb beschloss ich das Schloss etwas zu erkunden. Gerade als ich die Türe öffnen wollte und meine Hand das kalte Metall berührte, spürte ich seine Präsenz hinter mir.
"Solltest du nicht noch im Bett bleiben meine Liebe?" fragte er mich. Doch ich schüttelte meinen Kopf. "Ich bin wieder topfit und möchte das Schloss etwas erkunden." Raphael musterte mich gründlich. "Du bist also wieder gesund" stellte er fest. Bestätigend nickte ich. "Gestern lagst du noch sehr krank im Bett und jetzt bist du wieder ganz gesund?" wieder nickte ich nur. "Gut dann werden wir jetzt zusammen frühstücken und dann reden. Danach kannst du das Schloss erkunden." bestimmte er. Mein Magen verlangte sowieso nach Essen, da kam mir das Frühstück gerade recht. Während sich der König fertig machte, sah ich mir die Bücher an, die im Bücherregal standen. Allerdings fand ich keines, dass mich wirklich interessierte, weshalb ich mich wieder abwendete. Raphael kam gerade aus dem Bad und sagte "Eine Dienerin bringt dir vorerst ein paar Klamotten. Die nächsten Tage werden wir dir, welche schneidern lassen." und da klopfte es schon und eine Dienerin überbrachte mir die Kleidung. Schnell nahm ich mir ein Kleid und zog es mir im Bad über.
Wie machten die das bloß immer? Der König gab nie irgendwelche hörbaren Befehle. Trotzdem kamen die Diener immer dann, wenn er nach ihnen verlangte. Vielleicht hat er irgendwo ein Handy, aber ich hab ihn noch nie mit einem gesehen.
Raphael führte mich in einen anderen Raum, indem schon ein gedeckter Tisch stand. Gegenüber von ihm ließ ich mich nieder. "So jetzt wirst du mir meine Fragen beantworten." befahl der König mir. Doch ich schüttelte meinen Kopf. "Ich habe auch Fragen, wir werden uns abwechseln!" widersprach ich. "Nun gut, das klingt fair. Aber ich starte. Was hast du nackt im Wald gemacht?" fragte er, die Frage auf, die ich selbst keine Antwort weiß.
"Ich habe keine Ahnung, ich war einfach plötzlich dort. Wie kommt es, dass die Diener immer wissen, dass sie etwas bringen sollen, obwohl du ihnen gar nichts befiehlst?" startete ich gleich mit meiner Frage.
"Du hast meine Frage zwar nicht richtig beantwortet, aber das nennt man Mindlink, meine Liebe. Werwölfe verfügen über diese Gabe. Jetzt bin ich wieder dran. Woher kommst du Silvester?" wollte dann Raphael wissen.
"Ich dachte wir beantworten die Fragen ehrlich und lügen uns nicht an! Es gibt keine Werwölfe!" stellte ich seine Aussage richtig. Wollte der mich eigentlich verarschen? Was erzählt er da für Bullshit!
"Ich bin aber einer. Sag mal von wo kommst du? Du weißt ja gar nichts über unsere Welt!" entgegnete der König.
"Ich weiß, dass es keine Werwölfe gibt. So etwas ist wissenschaftlich gar nicht möglich, unmöglich. Das würde allen Naturgesetzen widersprechen!" meinte ich. Wofür hält er mich eigentlich?
"Weißt du was. So hat unser Gespräch keinen Sinn. Du musst mir schon glauben, aber wenn du nicht glauben willst. Dann zeige ich es dir." mit diesen Worten fing der König an sich auszuziehen.
"Ach du meine Güte! Was machst du da? Zieh dich wieder an!" schnell drehte ich mich weg.
Doch der König beachtete mich nicht. Ich vernahm komische Geräusche, es waren tiefe Knacker und danach ertönte ein Winseln. Neugierig drehte ich meinen Kopf wieder dahin wo ich den König erwartete, doch da stand nicht er, sondern ein riesiger Wolf vor mir. Schnell drehte ich mich im Zimmer um und suchte Raphael. Doch er war nirgends. Seine Klamotten lagen auf dem Boden doch von ihm war keine Spur.
"Raphael" rief ich. Doch ich bekam keine Antwort. Der Wolf sah mich mit gespitzten Ohren an und trat einen Schritt auf mich zu, was mich allerdings dazu verleitete einen Schritt nach hinten zu treten. Sofort hielt der Wolf an und sah mich wieder nur an. Ich wollte nur weg von hier. Der Wolf war riesig. Er reichte mir bis zu meiner Schulter und hatte pechschwarzes Fell. Die grünen Augen beobachteten jede Bewegung von mir. Sehr vorsichtig und langsam machte ich immer einen weiteren Schritt Richtung Türe. Dies gefiel dem Wolf allerdings nicht, da er jeden meiner Schritte mit einem lautereren Knurren betont.
„Raphael!" schrie ich erneut. In der Hoffnung, dass er gleich durch die Türe kam und mich vor dem bösen Wolf rettete. Die Augen des Wolfes wurden groß. Wenn er ein Mensch wäre, würde ich sagen, dass er die Situation nun verstand und realisierte. Aber bei einem Wolf kann ich das nicht sagen. Plötzlich legte sich der Wolf hin, also hat er doch gecheckt, dass ich Angst vor ihm hatte? Schnell lief ich die wenigen Schritte zur Tür und wollte diese schon öffnen, doch ich wurde in meinem Vorhaben aufgehalten. „Wohin willst du?" fragte mich eine männliche Stimme. Erschrocken drehte ich mich um und sah einen nackten Raphael da, wo vorher der Wolf stand. „Warte wo warst du vorher? Da da war ein Wolf!" stammelte ich. Bis ich langsam begriff, dass Raphael der Wolf war. „Nein" ich schüttelte den Kopf das kann nicht sein. „Ich will nach Hause" murmelte ich und lehnte meine Stirn gegen die Wand. Wo bin ich nur gelandet? Wie komme ich nur zurück?Raphael, der sich seine Kleidung wieder angezogen hatte, kam auf mich zu. „Du hattest Angst" stellte er fest. Natürlich hatte ich Angst! So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich antwortete ihm aber nicht. „Wieso hattest du Angst?" fragte er mich. Doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Mein ganzer Körper sehnt sich einfach nur nach meinem zu Hause. Es muss doch irgendeine Möglichkeit geben wie ich nach Hause kam. „Lass uns erst mal in Ruhe essen, danach reden wir weiter." kam es in einer beruhigenden und mitfühlenden Stimme von Raphael. Kurz darauf saßen wir wieder am Tisch und aßen schweigend. Als wir fertig gegessen hatten kamen bedienstete und räumten das Essen weg.
„So können wir unser Gespräch jetzt fortsetzen?" fragte mich der König. „Ja, lass uns reden." Mit meiner Antwort zufrieden fing Raphael an „Ich bin dran. Von wo kommst du?"
„Ich komme von Boston, England." beantwortete ich seine Frage. Stirnrunzelnd sah mich der König an. Er schien zu überlegen, wo Boston war. Als er sich nach einiger Zeit nicht äußerte, beschloss ich meine Frage zu stellen. „Wo sind wir hier?" Raphael blickte erstaunt auf. „Das weißt du nicht?" Ich schüttelte einfach meinen Kopf, natürlich wusste ich es nicht, sonst hätte ich ihn nicht gefragt. „Wir sind in Galella." Okay? Das brachte mich nicht weiter.
„Ich denke nicht, dass wir so weiterkommen, Silvester. Anscheinend weißt du nichts über diese Welt." Ich nickte ihm zustimmend, so kommen wir echt nicht weiter. „Wie wäre es wenn du mir erst alles von dir erzählst? Und dann erzähle ich von mir und meiner Welt?" Das klang gut, weshalb ich wieder zustimmend nickte.
Gerade als ich beginnen wollte zu erzählen öffnete sich die Tür und eine junge hübsche Frau kam herein. Sie ging auf Raphael zu und umarmte ihn. „Hier bist du! Ich habe dich die letzten Tage gar nicht gesehen, wo warst du?" fragte sie ihn. Er umarmte sie zurück und antwortete ihr: „Ich habe meine Mate gefunden und musste mich etwas um sie kümmern. Aber jetzt habe ich auch wieder für euch Zeit." Ich fragte mich wer diese Frau war. Sie sahen sehr vertraut aus. Doch ich beobachtete die beiden nur stumm. „Na hoffentlich! Nur weil du jetzt deine Mate hast darfst du uns nicht fallen lassen. Wir wussten alle, dass dieser Tag kommen würde, aber wir haben auch ein Recht auf dich!" erwiderte sie. Raphael ließ sie los und wendete sich wieder mir zu. „Silvester, darf ich dir vorstellen, das ist Claude. Sie ist meine erste Auserwählte." Ich stellte mich dieser Claude höflich vor und begrüßte sie. Aber was heißt hier erste Auserwählte? Dies fragte ich auch den König. „Claude ich kümmere mich später um dich und die anderen. Gebt mir noch etwas Zeit. Ich muss Silvester erst noch viel erklären." Claude machte einen Knicks vor ihm und lächelte mir kurz zu ehe sie verschwand. „Ich erzähle dir erst von hier. Danach bist aber du an der Reihe." entschied sich der König um.
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In a different World
Fantasy„Mein König wir haben dieses Mädchen im Wald gefunden." mit diesen Worten verbeugten sich meine Entführer. Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet, in dem ich am liebsten auf der Stelle versinken würde. „ALLE SOFORT RAUS HIER" schrie eine...