38. Kapitel

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Silvester
Verschlafen öffnete ich meine Augen und blickte zu Raphael, welcher gerade aus dem Badezimmer kam. Auch er blickte in meine Richtung und seine Mundwinkel zuckten sogleich nach oben. „Guten Morgen, meine Schöne." Ich murmelte nur ein „morgen" zurück und kuschelte mich in die Bettlaken. Es war noch zu früh für mich um aufzustehen. Ich wollte noch etwas schlummern. Also drehte ich mich von Raphael weg und schloss nochmals meine Augen. Doch da senkte sich schon die andere Betthälfte und Raphaels Hand fand ihren weg auf meine Schulter. 

"Silvester" murmelte er. Zu faul um mich zu ihm zu drehen, gab ich nur ein leises "Hm?" von mir. "Komm schon Silvester sieh mich an. Ich muss wissen, ob es dir gut geht und will mit dir frühstücken." meinte er und drückte sanft aber bestimmend meine Schulter. Ich wollte mich noch immer nicht zu ihm drehen, nicht nur der Faulheit wegen, sondern auch weil er mir dann viel zu nah war und ich wollte Raphael nicht so nahe sein. Seine Nähe war mir einfach noch immer unangenehm. "Komm schon Silvester" wiederholte sich Raphael und stupste mich an. "Lass mich schlafen. Ich bin noch müde." murrte ich. Wieso sollte ich so früh aufstehen? Ich hatte doch sowieso nichts zu tun. Nur das Training mit Anastasia aber einen ganzen Tag lang würde ich das sowieso nicht durchhalten. Also konnte ich doch einfach weiter schlafen. Raphael kann doch bestimmt auch selbst frühstücken. "Silvester lass mich die letzten Tage mit dir noch genießen. Ich bitte dich" flehte Raphael und nahm endlich seine Hand von mir. Irgendwie erweckte das Mitgefühl in mir und ich raffte mich auf. Ich war ja nicht mehr lange hier und Raphael bekam schlussendlich ja doch immer das was er wollte. Zum Diskutieren hatte ich keine Lust und schlafen wird er mich ohnehin nicht lassen. Also was solls? 

Etwas mühselig schwang ich meine Beine vom Bett und setzte mich aufrecht hin. Erst dann drehte ich mich zu Raphael. "Na gut, aber ich muss erst noch ins Bad." meinte ich zu ihm. Er nickte "Ich werde auf dich warten." Ohne ihn noch einmal anzuschauen, lief ich ins Bad. Nach dem ich meine Blase entleert , die Zähne geputzt und mein Gesicht gewaschen hatte. Schlich ich zurück ins Zimmer, um mir noch frische Klamotten zu holen. In meinem Nachthemd wollte ich nicht durch de Flure des Schlosses wandern, zu dem bezweifle ich das Raphael dies überhaupt zulassen würde. So schnappte ich mir frische Kleidung und begab mich erneut ins Bad, welches ich dann umgezogen verließ. 

Dann erst drehte ich mich zu Raphael, welcher mich anschaute. "Ich bin so weit" erklärte ich ihm und wartete darauf, dass er sich in Bewegung setzte, was er auch gleich tat. Er hielt mir seine Hand hin und wollte wohl händchenhaltend mit mir zum Frühstück. Doch auf das hatte ich keine Lust. Ich wand mich von ihm ab und marschierte durch die Tür. Raphael hörte ich daraufhin nur seufzen, was ich geflissentlich ignorierte. Er tappte hinter mir her bis wir im Speisesaal ankamen und uns gegenüber einander niederließen. 

"Erzähl mir Silvester wie war dein gestriger Tag?" fragte mich Raphael, was mich sofort zu Lächeln brachte. Es war ein erfolgreicher Tag, der mich viel näher nach Hause brachte. Unbeschwert und fröhlich erzählte ich Raphael von dem Tag und von Anastasias Versuch. 

"Mir war so langweilig. Ich war den ganzen Tag einfach nur hier in dem Raum und konnte nichts machen. Irgendwann war ich dann einfach nicht mehr bereit nicht zu tun. Ich wollte niemanden verletzen, das war das aller letzte das ich wollte. So habe ich mich im Raum umgesehen nach irgendetwas brauchbaren, um von hier zu verschwinden. Da ist mein Blick auf die Vorhänge gefallen und schon hat das Feuer sie eingefangen und die Wachen waren so geschockt und auf darauf fokussiert das Feuer zu löschen, dass sie nicht mehr auf mich geachtet haben. Anastasia hat in den Gängen dann auf mich gewartet. Dann haben wir trainiert und es war fantastisch. Raphael ich kann jetzt wirklich hexen. Du wärst begeistert hättest du es gesehen. Ich konnte jeden Stein einfach bewegen und schweben lassen. Ich konnte Feuer entfachen und auch wieder löschen. Ich konnte sogar Wasser bändigen, obwohl ich das noch nie gemacht habe. Heute geht es weiter ich bin schon so gespannt, was Anastasia heute mit mir vor hat."

Ich bemerkte gar nicht, was ich Raphael für eine Freude machte, in dem einfach nur mit ihm sprach. Ich bin einfach wieder aufgeblüht und habe die Erfolge, die ich gemacht habe erneut durchlebt, was mich so glücklich machte. Raphael erfreute dies sichtlich. Noch nie haben wir so ein aufgelockertes Gespräch miteinander geführt. Es tat mir aber sehr gut so unbeschwert mit ihm zu sprechen. 

Von meiner verschlafenen Stimmung war nichts mehr zu bemerken. Denn nach dem Frühstück wollte ich sogleich zu Anastasia und Raphael begleitete mich. Er war während dem Frühstück ziemlich still, was mir aber nicht aufgefallen ist, da ich ständig plapperte und ihm von meinem Tag berichtete. Er hörte aufmerksam zu, gab hin und wieder ein kurzer Kommentar dazu ab, aber geredet hatte er nicht weiter. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen. Er war erfreut darüber, dass ich so viel mit ihm sprach, doch trotzdem war da noch etwas, etwas, dass ihn beunruhigte. Auf meine Nachfrage reagierte er allerdings nicht und meinte, dass ich das seine Sorge sein lassen soll. Und mich auf das Training konzentrieren sollte, da brauchte ich volle Konzentration. Damit hatte er vollkommen Recht. Denn Anastasia wartete schon auf mich und schien sich schon eine Aufgabe für mich ausgesucht haben, die nun mehr mit richtigem Hexen zu tun hatte. Jetzt ging es an Zaubersprüche. Es war nicht so wie man denken mag, dass die Zaubersprüche ausgesprochen werden müssen. Es war mehr eine Verbindung zwischen der Gedankenkraft und einem Zauberspruch der in Gedanken ausgesprochen wird. So ganz verstand ich es selbst noch nicht. 

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