Ich saß gerade zusammen mit Raphael beim Abendessen. Schweigend saßen wir da und aßen das Essen. Ich war in Gedanken immer noch bei meinem Misslungenen Training heute. Es bedrückte mich, dass es nicht so funktionierte, wie es sollte. Für mich war es in Ordnung, wenn ich nicht sofort nach Hause kam, aber was mich verunsicherte, war die Zeit, die es benötigte. Waren es Monate? Oder sogar Jahre? Ich wollte einfach nach Hause meine Mutter machte sich bestimmt unheimliche Sorgen um mich.
„Zweifelst du wieder an deinen Kräften, Silvester?" fragte mich Raphael. Ich nickte nur. „Mach dir keine Sorgen. Anastasia wird es dich so schnell wie möglich lehren." meinte Raphael und sah mich mitfühlend an. „Wieso bist du plötzlich so erpicht darauf mir zu helfen von hier weg zu kommen? Irgendwas ist da faul! Du sagtest du könntest nicht ohne mich leben." sprach ich ihn erneut auf seine plötzliche Veränderung an. Ich verstand ihn nicht, dachte er, dass ich meine Meinung plötzlich ändere und hier bleiben würde? Das würde ich nicht. Nicht einmal, wenn ich mich in ihn verlieben würde. Meine Mutter und meine Freunde haben Vorrang. „Ich sagte dir doch bereits, dass du dir um meinetwegen keine Gedanken machen zu brauchst. Ich werde schon klar kommen. Mir ist es am wichtigsten, dass du glücklich bist." versuchte Raphael auf meine Frage zu antworten. Aber er vergaß dabei immer mir zu erklären, wie sein Meinungswechsel zustande kam, das war es nämlich, was mich interessierte. Raphael wich immer nur aus.
„Wenn es dir wichtig ist, dass ich glücklich werde und das werde ich zu Hause bei mir sein, würdest du es dann in Erwägung ziehen mich zu dem Hexenrat zulassen?" fragte ich ihn ganz vorsichtig. Seine Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Unter keinen Umständen." Das sollte mal einer verstehen. Er will mir helfen von hier wegzukommen aber trotzdem darf ich nicht weg. „Und warum nicht? Sie können mir helfen!" beharrte ich. Zweifelnd sah mich Raphael an. Er schien zu überlegen, wie er mich davon abhalten konnte. „Silvester, die Hexen werden dir nicht helfen. Anastasia wird dir alles beibringen. Der Anfang ist immer am schwierigsten. Versteh doch, dass ich die restliche Zeit mit dir sein will." meinte Raphael dann.
Half Raphael mir doch nicht hundertprozentig? Tat er so als ob, damit ich nicht nach Hause kehre? Irgendwas war da faul.
„Aber du sagtest, dass du mich unterstützt! Ich wäre lieber beim Rat. Sie bringen mir das Hexen besser bei." blieb ich meiner Meinung.
„Ich sagte dir bereits, dass aus dem nichts wird. Nein bleibt nein. Du wirst hier bleiben." wurde Raphael wieder lauter. Aber auch meine Stimme war nicht mehr ganz so ruhig. „Ach ja? Woher nimmst du dir das Recht über mich zu bestimmen? Ich werde früher oder später hier wegkommen. Was ist so schlimm daran, wenn es früher ist?" murrte ich ihn an. Raphael seufzte und rieb mit seinen Händen über sein Gesicht. „Silvester, vertrau mir einfach." sagte er und stand auf um aus dem Zimmer zu eilen. Als er zum Türgriff griff sagte ich „Vertrauen muss man sich verdienen Raphael." Raphael hielt kurz inne bevor er rausstürmte und mich alleine zurückließ. Bevor ich mich darüber wundern konnte, dass er mich alleine ließ, stand Darwin im Türrahmen und grinste mich an. „Du solltest echt damit aufhören ihn so verrückt zu machen." sagte er zu mir, woraufhin ich nur mit den Schultern zuckte. Ich machte ihn schließlich nicht mit Absicht verrückt. Meiner Meinung nach sprach ich nur die Wahrheit. Raphael war doch derjenige, der sich komisch verhielt. Einmal ist er ungeheuer nett und zuvorkommend, ein anderes Mal ist er so stur, laut und wütend. Da soll sich mal jemand auskennen.„Du weißt schon, dass es für ihn nicht leicht ist dich gehen zu lassen oder? Ich weiß nicht, ob ich Sarah gehen lassen könnte, würde ich in Raphaels Position stehen." sagte Darwin zu mir. Er musterte mich gründlich. Doch ich hielt meine gleichgültige Miene aufrecht. Immerhin bin ich nicht freiwillig in diese Welt gereist. Ich würde auch nicht wieder zurück reisen. Raphael hat seinen Teil dazu beigetragen, dass ich es hier schrecklich finde. Es gibt da nichts schönzureden.
„Weißt du wieso er mir plötzlich helfen will?" fragte ich Darwin. Er als Raphaels bester Freund musste es ja wissen. Doch Darwin antwortete mir nicht. Naja er zuckte mit den Schultern, wie ich zuvor. „Du wirst mir den Grund nicht sagen oder?" hakte ich nach. Ich wusste, dass Darwin bescheid wusste. „Sei doch einfach froh, dass er dir hilft." meinte dieser nur. Etwas rätselnd sah ich ihn an. Er erwiderte meinen Blick. „Froh sein? Und wie soll ich ihm vertrauen?" wollte ich von Darwin wissen. „Du willst doch weg von hier oder? Dann bleibt dir wohl nichts anderes übrig." sagte Darwin.
Wahrscheinlich hatte Darwin recht. Ich musste aufhören Raphael zu hinterfragen. Es fällt mir nur so unglaublich schwer.„Weißt du als ich Sarah kennengelernt habe, war es anfangs auch sehr schrecklich zwischen uns. Sie hatte einen Freund und ich war schon bei unserem ersten Blickkontakt hin und weg von ihr. Zwar fühlte sie sich auch von mir angezogen, so ist es bei uns Wölfen normal, aber sie wollte ihren Freund nicht verlassen. Das machte mich ziemlich wütend. Ich bin immer ausgerastet, als ich den Jungen in ihrer Nähe sah und hab ihn auch einmal ziemlich verprügelt. Hätte mich Raphael damals nicht von dem Jungen weggezogen, wäre er heute wohl tot. Sarah war danach gar nicht gut auf mich zu sprechen. Sie hasste mich. Doch ich ließ nicht locker. Irgendwann haben wir dann zueinander gefunden. Das Verhältnis zwischen Raphael und Sarah war danach noch ziemlich lange angespannt. Er nahm es ihr ziemlich Übel, dass sie sich nicht sofort von ihrem damaligen Freund getrennt hatte. Aber auch sie zwei wurde mit der Zeit Freunde. Was ich damit sagen will ist, dass du Raphael nicht gleich so vorurteilsvoll behandeln sollst. Er gibt sich echt Mühe. Vielleicht merkst du das nicht, aber er versucht dich glücklich zu machen." erzählte mir Darwin.
„Er engt mich ständig ein! Ich brauche Freiheit. Wieso darf ich mich nicht frei bewegen? Er sperrt mich ein so kann ich nicht glücklich werden." gab ich nur von mir und ignorierte seine und Sarahs Geschichte. „Du weißt nicht, wie besitzergreifend Wölfe sind, Silvester. Es ist nicht immer leicht unseren inneren Wolf im Griff zu haben. Schon gar nicht bei unseren Mates. Das solltest du wissen. Auch wenn du es nicht verstehst. Noch nicht. Aber das wirst du irgendwann." versuchte mir Darwin beizubringen, was ich davon hielt, wusste ich selbst nich nicht so genau. Es war einfach unvorstellbar für mich sich in einen Werwolf hineinzuversetzen. Was ich allerdings nicht verstand war, wieso Darwin meinte, dass ich die Verbindung irgendwann verstehen würde, wenn ich zu Hause bin, komme ich nicht wieder in diese Welt. Das werde ich verhindern mit allen Mitteln.
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In a different World
Fantasy„Mein König wir haben dieses Mädchen im Wald gefunden." mit diesen Worten verbeugten sich meine Entführer. Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet, in dem ich am liebsten auf der Stelle versinken würde. „ALLE SOFORT RAUS HIER" schrie eine...