39. Kapitel

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„Also Silvester deine erste Aufgabe ist es diesen Stein hier weg zu zaubern. Ich will ihn nicht mehr sehen. Bau eine Verbindung mit dem Stein auf, das hast du ja gelernt. Am besten lässt du ihn vor dir kurz in die Höhe schweben, damit du dir auch sicher sein kannst, dass da eine Verbindung ist. Dann denkst du an dein Zimmer in deiner Welt. Ganz fest. Stell dir das ganz gut vor. Probier einfach mal." erklärte mir Anastasia. Ich nickte entschlossen. Das musste ich einfach schaffen. Wenn ich nicht mal einen Stein nach Hause bekam, dann konnte ich mich selbst niemals nach Hause hexen. Anastasia setzte sich neben Raphael auf einen Baumstamm. Beide blickten zu mir. Anastasias Blick war sehr auffordernd, während Raphael mich eher ermutigend ansah. So wendete ich mich von den beiden ab und legte meine ganze Konzentration auf den Stein vor mir. Es dauerte nicht lange bis ich ihn in der Luft hatte. Als der Stein meine Augenhöhe erreicht hatte, dachte ich, wie Anastasia gesagt hatte, ganz fest an zu Hause, an mein Zimmer. An mein Bett welches neben einem großen Fenster stand und meist mit einem rosigen Überzug geschmückt ist. An meinen kleinen Balkon, auf welchem ich oft mit Lilien saß und bis in den morgen hinein plauderte. An meinen Schreibtisch auf dem all meine Schulsachen kreuz und quer herumlagen. Und an meine Schrank indem meine Kleidung ordentlich von meiner Mutter eingeräumt würde. Bei dem Gedanken an mein Zimmer wurde mir schwer ums Herz. Das Heimweh plagte mich. Tränen stiegen mir in die Augen, welche ich aber gleich wieder verdrückte. Ich musste stark sein, denn nur so konnte ich nach Hause. Als ich mich wieder auf den Stein und mein zu Hause konzentriert habe, fand ich den Stein nicht mehr. Ich drehte mich einmal im Kreis und konnte ihn nicht mehr sehen. Anastasia lächelte und zeigte beide Daumen hoch. „Du hast es geschafft Silvester." Und nach ihren Worten fand sich auch gleich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ich hatte es geschafft. Nach nur einem Versuch hatte ich es geschafft.

„Kann ich denn jetzt nach Hause?" fragte ich Anastasia und Raphael ganz aufgeregt. Das war alles was ich wollte wieder in meinem Bett liegen und mich zu Hause zu fühlen.
„Bald, Silvester. Ich möchte noch, dass du den Stein auch wieder zurückholst. Dann werden wir das ganze noch ein paar mal üben und in drei Tagen ist es soweit. In drei Tagen kannst du nach Hause." sagte Anastasia. Das Knurren, welches dabei von Raphael kam ignorierten wir beide.

„Wieso muss ich den Stein überhaupt zurückbringen? Es reicht, wenn ich Sachen nach Hause hexe. Zurück muss ich ja schließlich auch nicht mehr." meinte ich. Ich sah denn Sinn dahinter nicht. „Und wenn du doch einmal zurück kommen möchtest?" fragte mich Raphael. Er starrte mich an und wollte mich regelrecht mit seinem Blick durchbohren. Ich starrte zurück und wollte herausfinden, was er geplant hat. War das alles eine Falle, in die ich getappt bin oder tappen werde? Raphael hatte doch gesagt er könne nicht ohne mich leben, wieso schickt er mich dann doch weg? Ich bezweifelte stark, dass Raphael nur selbstlos handelte. Da war noch mehr dran.

„Ich will jetzt die Wahrheit wissen, wieso lässt du mich gehen?" wollte ich von Raphael wissen. „Silvester ich will dich nicht gehen lassen, aber wenn du dich gegen unsere Verbindung so sehr wehrst, dann schmerzt es mich um so sehr. Ich hatte gehofft, dass du uns eine Chance geben kannst. Da du es aber nicht einmal versuchst, bleibt mir nichts anderes übrig als wenigstens einen von uns glücklich zu machen und das bist nun mal du. Du bist hier nicht glücklich, auch wenn sich das noch ändern könnte." offenbarte mir Raphael. Anastasia stand auf und meinte, dass sie uns jetzt alleine lassen würde und wir einfach morgen weiter trainieren würden.

„Ich bin mir einfach nicht sicher ob das alles war, Raphael." meinte ich zu ihm. „Da musst du mir wohl oder übel vertrauen Silvester. Aber bevor du gehen darfst, musst du noch etwas Zeit mit mir verbringen. Ich will, dass du mich besser kennenlernst." sagte Raphael. „Du willst mich zum bleiben überreden!" stellte ich klar, woraufhin Raphael nur den Kopf schüttelte. Er erhob sich vom Baumstamm und kam langsam auf mich zu.

„Ich will, dass du mich einmal küsst Silvester. Ein einziges mal." flüsterte Raphael und kam mir immer näher. Doch ich schüttelte den Kopf. Das würde ich nicht machen, das wäre das letzte was ich tun würde. „Komm schon Silvester, was ist schon dabei? Ein Kuss mehr nicht." Raphael kam mir immer näher während ich immer weiter zurück wich. Er machte mir Angst. Ich wollte nicht, dass er mich berührte und er wusste das. Er sah es. Trotzdem drängte er mich. Irgendwann, was für ein Wunder, stieß ich mit meinem Rücken an einen Baum. Auf Raphaels Gesicht schlich sich ein Lächeln. Er war so schnell bei mir, dass ich gar nicht mehr reagieren konnte. Mit seinem Finger fuhr er über mein Gesicht. „Du bist so wunderschön." sagte er mehr zu sich selbst als zu mir. Als er mit seinen Gesicht näher kam, rammte ich ihm mit meinem Knie an, die wohl schmerzhafteste Stelle eines Mannes. Ich stieß ihn von mir weg und rannte. Ich rannte so schnell ich konnte.

Ich hatte einen Entschluss gefasst. Ich werde nach Hause kommen und zwar heute. Bevor mich noch irgendjemand aufhält.

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