25. Kapitel

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Es war ein weiter Weg zu Raphaels Schloss und doch verging die Zeit schnell. Ich wollte nicht wieder darin eingesperrt werden. Viel lieber würde ich noch länger durch den Wald laufen. Aber leider waren wir angekommen. Raphael hatte eine ganze Armee mit dabei. Sie haben alle etwas weiter im Wald gewartet und wären wahrscheinlich sofort eingeschritten, wenn etwas gegen den Plan verlief. Mit diesen vielen Männern hinter uns betraten wir das Schloss. Noch immer hatte ich kein Wort mit Raphael gewechselt. Er hatte selbst nie den Anschein gemacht die Stille zu unterbrechen, was mir mehr als nur recht war. Aber das würde sich jetzt ändern. Das wusste ich. Denn jetzt waren wir angekommen in meinem Gefängnis und seinem Schloss. Die Krieger hinter uns verteilten sich und verschwanden, wie es schien auf ihre zugewiesenen Posten. Nur Darwin war noch bei uns. Doch auch er bog nach wenigen Metern in einen anderen Gang. Nun war ich mit Raphael alleine. Der lief einen guten Meter vor mir und lief zu seinem Zimmer. Als er die Türe öffnete und in sein Schlafgemach eintrat, blieb ich davor stehen. „Ich will ein eigenes Zimmer." flüsterte ich. Und so war es doch ich, die als erstes die Stille zwischen uns unterbrach. Ich musste gar nicht in Raphaels Gesicht blicken, um zu wissen, das ihm meine Forderung nicht gefiel. Seine Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten. „Das kommt nicht infrage. Und jetzt komm rein." lautete diese nur. Ich weigerte mich aber weiter sein Zimmer zu betreten. „Silvester" knurrte er dann wütend, was ich einfach ignorierte. Ich wollte mein eigenes Zimmer. „Du warst lange genug weg von mir. Ich lasse dich nicht mehr gehen." fügte er seinem Geknurre hinzu, worauf ich aber nicht reagierte. Nach wie vor will ich nur einen Ort, an den ich mich zurück ziehen konnte. „Komm jetzt rein." sagte er bestimmend. Wieder reagierte ich nicht. Verstand er denn nicht, dass ich nicht wollte. „Silvester" knurrte er erneut und wollte seinen Worten Nachdruck bereiten. Doch brachte es nichts. Ich blieb vor der Türe stehen. Als ich sah wie Raphael auf mich zu schritt wich ich zurück. Er war sehr schnell bei mir. Ich war zu langsam und Raphael erwischte meinen Arm, an dem er mich in sein Zimmer zog. „Du wirst dieses Zimmer nicht mehr ohne mich verlassen. Hast du das verstanden?" murrte er mich wütend an. Ich ignorierte ihn einfach und lief zu seiner Couch auf der ich mich nieder ließ. „Silvester, ich habe dich gefragt, ob du verstanden hast?" wiederholte sich Raphael und wieder weigerte ich mich ihm zu antworten. Soll er sich doch mit seinen Frauen begnügen. Ich hatte keine Lust auf ihn. Ich hörte, wie Raphael tief Luft holte und wieder ausatmete, so als müsse er sich beruhigen. Wahrscheinlich drehte er sowieso wieder gleich durch. „Hast du Hunger?" fragte er nach einer Weile. Zögerlich nickte ich. Ich hatte Hunger. „Gut dann werden wir erstmal etwas Essen." murmelte er dann. Raphael ließ sich gegenüber von mir nieder und betrachtete mich. Ich starrte nur auf den Boden und wagte es nicht aufzuschauen. Es war mir unangenehm. Alles war unangenehm hier. „Ich hatte Angst um dich, Silvester. Wieso bist du weggerannt?" fragte mich Raphael leise und in einem Ton, den ich nicht von ihm gewohnt war. Sonst war er immer so bestimmend und aggressiv und jetzt klang er fast gebrochen, was ich mir aber nicht vorstellen konnte. Nicht bei dem großen Werwolfskönig. Ich ging deshalb auch nicht wirklich auf ihn ein und antwortete ihm kalt. „Ich wollte weg von dir."
Meine Antwort schien ihm nicht zu gefallen. Enttäuscht sah er mich an. Was hatte er aber erwartet? Dass ich ihn bedingungslos liebte, nachdem er so mit mir umgesprungen war? Darauf konnte er lange warten. Ich hatte keine Lust auf ihn und das soll er auch merken. Mate hin oder her. Ich fand ihn abstoßend. Zwar nicht von seinem Aussehen her. Dafür sah er einfach zu gut aus, was sogar ich zugeben muss. Aber wie hieß es so schon? Der Charakter zählt. Und da fehlt es ihm. Raphael hat den miesesten Charakter. „Wieso? Fühlst du dich den gar nicht zu mir hingezogen?" fragte er wieder in seiner niedergeschlagenen Stimme. Doch ließ ich mich nicht davon beeinflussen. Er hatte es verdient zu leiden. Falls er überhaupt litt. Kann auch sein, dass es eine Masche von ihm ist und er mich versucht auf eine Mitleidstour gefügig zu machen. Da war er falsch bei mir. Er konnte mich auch, wie ein geprügelter Hund anschauen und ich würde nicht auf ihn reinfallen. Raphael hat es nicht verdient, nach dem wie er mit mir umgesprungen war. „Nein. Wieso sollte ich? Geh doch zu deinen Frauen und lass mich." meinte ich zu ihm. Er hatte ja noch drei. Erika war wahrscheinlich bei ihrem Vater geblieben. „Ist es das, was dich stört? Dass ich noch verheiratet bin? Das lässt sich schnell ändern Silvester." sagte Raphael gleich. Doch mir war es gleich, wie viele Frauen er hatte, das sagte ich ihm auch. „Was ist es dann? Was willst du?" fragte er mich. Jetzt sah ich ihm in die Augen, die mich abwartend musterten. „Ich will Freiraum. Als erstes ein eigenes Zimmer" und schon wurde ich von Raphael unterbrochen. „Du bleibst hier!" bestimmte er. Genervt atmete ich aus. Wieder bestimmte er einfach über mich. Es war so nervig. Er hörte mir ja nicht einmal zu. „Wieso fragst du mich was ich will, wenn du mich dann nicht einmal anhörst? Siehst du dir ist es ganz egal was ich will. Du willst du nur das hören, was für dich gut ist. Was mir gut tun würde ignorierst du einfach. Also entweder du hörst mir zu oder du lässt es. Mir reicht es. Ich will nicht, dass du länger über mich bestimmst. Also lass mich in Ruhe." Bevor er etwas erwidern konnte, wurde das Essen ins Zimmer gebracht. Ich war heilfroh über diese Ablenkung. Das Gespräch führte doch sowieso nirgends hin. Also stand ich auf und ließ mich am Esstisch nieder. Es duftete so gut das mir das Wasser im Mund zerlief. Schnell schaufelte ich mir, was auf meinen Teller und aß dann genüsslich. Kochen konnten sie hier, das muss man ihnen lassen. Wenigstens etwas war gut hier dachte ich. Raphael blieb auf dem Sofa sitzen. Er sah nachdenklich aus einem Fenster. Gut so, dachte ich. Der soll nur über sein Verhalten nachdenken. So konnte ich wenigstens in Ruhe essen. Ohne ständig in seine Visage sehen zu müssen. Dafür war das Essen sowieso zu schade, um es mir von ihm verderben zu lassen. Gutes Essen muss eben genossen werden und das gelang mir ohne Raphaels Anwesenheit besser. So schöpfte ich mir noch ein zweites Mal. Man könnte meinen ich hätte tagelang nichts mehr zu essen gehabt.

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