61. Kapitel

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Ich wartete und überlegte lange, aber Raphael kam nicht. Und während ich in Erwägung zog Raphael die Wahrheit zu sagen viel ich in einen Schlaf voller Alpträume. Das Bild von meinem Vater, der blutüberströmt war, ließ mir auch im Schlaf keine Ruhe.

So wurde ich schweißgebadet von Raphael geweckt, der mich besorgt musterte. Ich saß kerzengerade im Bett und brauchte einen Moment, um wieder zu mir zu kommen. "Es ist alles gut Silvester. Du hast nur schlecht geschlafen." meinte Raphael ruhig und strich mir über den Rücken, was wohlige Schauer bei mir hinterließ. Ich nickte nur kurz. "Möchtest du mir davon erzählen?" fragte Raphael vorsichtig. Ich wendete mich ihm zu und überlegte. Sollte ich? Wenn ich ihm von diesem Traum erzählen würde, dann müsste ich ihm von der Botschaft der Hexen erzählen. Aber Raphael würde mich niemals gehen lassen.

"Wann werdet ihr meinen Vater befreien?" fragte ich ihn deshalb.

Raphael seufzte. "Die Befreiungsaktion läuft schon Silvester. Ich habe meine besten Männer losgeschickt. Das war auch der Grund weshalb ich los musste. Darwin und ich hatten diesen Plan ausgearbeitet, mussten aber auf den richtigen Zeitpunkt warten." erklärte er mir.

"Warum hast du mir das verschwiegen?" fragte ich ihn "Ich dachte, dass es dir egal wäre, was mit meinem Vater geschieht und dass du dich gar nicht darum kümmerst."

"Ich habe dir doch versprochen, dass wir uns was einfallen lassen. Ich wollte dir keine falschen Hoffnungen machen. Wir wissen nicht, ob wir deinen Vater heute da raus bekommen. Die Hexen werden mit uns rechnen." brachte Raphael hervor.

"Und wieso bist du nicht mit?" wollte ich wissen.

"Ich wollte erst mit, aber du hast so schlecht geschlafen als ich nach dir schaute. Du hast dich hin und her gewälzt. Da wollte ich dich nicht alleine lassen. Darwin ist dabei. Er wird das schon regeln." sagte er zu mir.

Ich nickte und lehnte mich etwas an ihn. Raphaels Nähe tat mir einfach gut. In Momenten wie diesen, wo ein reines Gefühlschaos in meinem Kopf herrschte, brauchte ich Raphaels Wärme und Ruhe.

"Erzählst du mir von was du geträumt hast?" fragte Raphael und streichelte mir weiter über den Rücken. "Hat es was mit dieser Botschaft von den Hexen zu tun?" hakte er weiter nach, als ich ihm nicht antwortete, da ich am grübeln war.

Ich nickte bestätigend. "Silvester, wir tuen alles was geht, um deinen Vater zu retten. Warum vertraust du mir nicht?" wollte Raphael wissen.

"Es ist nicht so, dass ich dir nicht vertraue Raphael. Das Problem ist, dass du nicht alles tun wirst, um meinen Vater zu retten." fing ich vorsichtig an.

"Wieso meinst du das?"

"Du würdest mich nicht gehen lassen und das wollen die Hexen. Sie wollen mich Raphael. Dafür lassen sie meinen Vater gehen." offenbarte ich ihm.

"Wir werden einen anderen Weg finden! Du wirst dich nicht opfern Silvester. Das wollen die Hexen. Sie schaden dir, um an mich ranzukommen. Und dieses Mal werden sie dich nicht gehen lassen. Sie würden dich töten." sprach Raphael "und das werde ich nicht zulassen. Darwin wird deinen Vater heute retten."

"Und wenn er ihn nicht rettet? Die Hexen foltern ihn. Sie haben mir Bilder gezeigt." flüsterte ich.

"Das sehen wir, wenn es soweit ist. Aber wir finden eine Lösung. Versuch nochmals zu schlafen, Silvester. Jetzt können wir nur abwarten." antwortete Raphael.

Ich schüttelte den Kopf, ich würde nicht mehr einschlafen können. Dafür war ich viel zu aufgeregt und nervös. Das sagte ich Raphael auch. Denn vielleicht würde ich in paar Stunden meinen Vater kennenlernen. Ich hatte noch nie einen Vater. Wie sollte ich ihm gegenübertreten? Würde er mich so akzeptieren wie ich bin oder nicht?

Raphael streichelte mich weiter. "Wollen wir dann mal über uns reden?" fragte er.

"Über uns?" stotterte ich. Ich wollte nicht darüber reden. Die Gefühle von Raphael wuchsen Tag für Tag in mir. Ich versuchte sie stark zu verdrängen aber das war nicht so einfach. Schon gar nicht wenn er mich berührte. Das hinterließ ein angenehmes Kribbeln in meinem Körper. Dem konnte ich nicht widerstehen, so gerne ich auch wollte. Und genau dafür hasste ich mich. Wie konnte ich nur mit Raphael schlafen? Egal wie richtig es sich angefühlt hatte. Wie konnte ich nur? Er bildete sich jetzt was ein, was ich einfach nicht wollte.

"Ja über uns. Ich habe mich lange genug geduldet. Ich dachte du würdest irgendwann von selber darüber sprechen wollen, aber du ziehst dich wieder zurück und weigerst dich gegen unsere Bindung. Und das obwohl du es auch fühlst. Du fühlst ein Kribbeln, wenn ich dich anfasse. Du sehnst dich nach meiner Nähe, wenn ich nicht da bin. Wieso also machst du es unnötig kompliziert für uns?" wollte Raphael von mir wissen.

"Ich empfinde rein gar nichts für dich. Bilde dir da ja nichts ein!" rechtfertigte ich mich.

"Und weshalb genau hast du dann mit mir geschlafen?" bohrte Raphael weiter nach.

Wieso hatte ich das getan? Ja das fragte ich mich selbst doch auch.

"Es war ein Fehler." murmelte ich. Worauf Raphael wütend knurrte.

"Nenn das keinen Fehler!" Bei seinem Ton zuckte ich zusammen. Ich blickte kurz auf und sah Raphael an. Er blickte mir zornig entgegen, was mich meinen Kopf gleich wieder senken ließ.

„Was erwartest du von mir? Du sagst, dass du dich änderst, dass alles anders wird, aber wenn es darauf ankommt, dann zeigst du nichts davon." murmelte ich wieder.

„Menschen können sich nicht von einem Tag auf den Anderen ändern. Ich gebe mein bestes." meinte Raphael daraufhin.

„Dann solltest du auch aufhören über mich zu bestimmen!" verlangte ich. Raphael zog seine Augenbrauen zusammen.

„Du machst es mir aber auch nicht leicht Silvester. Du verschließt dich von mir!" versuchte er sich zu rechtfertigen. 

"Ja, weil ich dir nicht vertrauen kann. Wer rennt denn gleich zu einer anderen? Würde ich nur jemanden zu lange anschauen drehst du durch. Aber du darfst natürlich alles und ich nicht." schimpfte ich. 

"Bist du etwa eifersüchtig?" fragte mich Raphael mit einem schiefen Grinsen. 

"Um das geht es jetzt doch gar nicht!" wehrte ich mich. 

Ehe ich mich weiter wehren konnte lagen Raphaels Lippen auf meinen. Und mein ganzer Körper wurde von kleinen Blitzen durch zogen, was mich wohlig aufseufzen ließ. 

Warum nur konnte Raphael so gut Küssen? 

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