50. Kapitel

4.6K 222 13
                                    

Silvesters Sicht
Ich wusste nicht mehr wie viel Zeit verging. Waren es Tage? Stunden oder nur Sekunden? Alles was ich spürte war nur Schmerz. Meine Mutter hat mich ins Krankenhaus gebracht, nachdem ich angefangen hatte Blut zu husten. Es war einfach nur noch schrecklich. Kein Arzt konnte mir helfen. Niemand wusste, wie er mir helfen konnte. Meine Freunde durften mich nicht mehr besuchen. Einzig und allein meine Mutter. Aber auch sie darf nur eine Stunde zu mir. Die Ärzte sagen ich bräuchte Ruhe. Aber alles was ich brauchte war Raphael. Ich wusste, dass ich zurück musste. Ich konnte mich nicht länger vor dem drücken. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit die Bindung zwischen Raphael und mir zu lösen. Der Hexenrat würde mir da bestimmt helfen, sowie Jax und Ed. Die beiden würde ich gerne wiedersehen. Sie würden mir helfen das wusste ich.

Also habe ich meinen Entschluss gefasst. Ich werde zurückkehren. Und das heute, nachdem meine Mutter da war. Solange werde ich mich noch den Schmerzen ergeben. Ich wollte mich wenigstens von ihr verabschieden. Sie sollte noch einmal hören, wie sehr ich sie lieb habe. Ich will sie noch einmal in meinen Armen halten und ihr sagen, dass sie die beste Mutter aller Zeiten ist. 

Von meinen Freunden konnte ich mich nicht mehr verabschieden. Es gab mir ein Stich ins Herz, dass ich sie nicht ein letztes mal sehen kann, dass ich ihre Stimmen nie wieder hören werde. Aber es gab keinen anderen Weg. Meine Kraft würde nicht ausreichen, um mich von allen zu verabschieden. Ich war zu schwach. Ich konnte kaum mehr was essen. Die letzten drei Tage hatte ich so gut wie nichts zu mir genommen. Die Ärzte zwangen mich zu trinken, aber trotzdem fühlte sich mein Hals trocken an. Er schmerzte bei jedem Wort das ich sagte und meine Stimme war sowieso kaum noch zu hören. Die Laute aus meinem Mund glichen mehr eine, Krächzen wie meiner Stimme. Mein Kopf pochte ständig. Ich konnte nicht mehr aufstehen ohne, dass mich ein Schwindelanfall fasste, der mich auf den Boden sinken ließ. Alle meine Glieder taten weh. Und das einzige was mein Herz ersehnte war Raphaels Nähe. Mein Verstand wehrt sich dagegen, aber mein Herz schien anscheinend doch zu gewinnen. Mein Körper würde nicht mehr lange durchhalten. Das wusste ich. Wenn sich nicht einmal mehr die Ärzte zu helfen wussten, dann war es wohl eindeutig. Ich wollte noch nicht sterben. Ich war noch zu jung dafür. Ich möchte noch leben. Vielleicht gibt es ja einen Weg und Raphael und ich können unsere Bindung lösen. Dann könnte er sich an eine andere Frau binden. Wobei er hatte ja schon genug. Der Gedanke an seine Frauen machte mich wütend. Ich sollte die Einzige sein, die er liebte. 

Stopp, an was dachte ich da? Ich wollte Raphael nicht! Es fühlte sich schrecklich an. Alles zusammen. Einerseits wollte ich nichts mehr als Raphael und andererseits will ich ihn nie wieder sehen. 


Es war soweit, meine Mutter betrat mein Krankenzimmer. Benommen drehte ich mich zu ihr. "Schatz, wie geht es dir?" fragte sie mich und strich mir durch meine fettigen Haare. "Es wird einfach nicht besser." murmelte ich. Ich wusste nicht, ob sie mich verstand. Aber ich war zu schwach, um klarer zu reden. Seufzend ließ sich meine Mutter neben mir nieder. "Ich mache mir Sorgen um dich Silvester. Du bist alles was ich noch habe. Du musst wieder gesund werden." meinte sie. Nun rannen mir Tränen über das Gesicht. Wie kann ich sie nur zurücklassen? Ich wünschte so sehr das ich bleiben konnte. Aber dies war einfach nicht möglich. Ich würde hier sterben. Mein Körper machte diese Krankheit nicht länger mit. "Mama, versprich mir, dass du dein Leben in vollen Zügen genießen wirst. Versinke nicht in Trauer wegen mir. Mir wird es gut gehen. Ich werde immer bei dir sein. Aber für mich ist die Zeit gekommen. Ich kann nicht länger hier verweilen. Ich werde gerufen. Aber alles wird gut hörst du? Werde glücklich. Lebe dein leben, verliebe dich." versuchte ich mit einer starken Stimme zu meiner Mutter zu sagen und hoffte das es bei ihr ankam. Ich selbst hörte meine dumpfen Worte nur weit entfernt. Es war als würde jemand sprechen, währen ich unter Wasser war. Alles war so weit entfernt und verschwommen. 

"Silvester, was redest du denn da? Ich werde nicht aufgeben. Wenn dieses Krankenhaus es nicht schafft dich zu heilen. Dann suchen wir eben ein anderes. Du bist noch viel zu jung. Du hast doch noch dein ganzes Leben vor dir." hörte ich ihre weit entfernten Worte. "Und jetzt schlaf du musst dich ausruhen." Mit diesen Worten drückte sie einen Kuss auf meinen Kopf und wandte sich zum Gehen. 

Ich hatte nicht mehr die Kraft zum sie ein letztes Mal in den Arm zu nehmen. Ich hatte keine Kraft mehr. Das war alles was ich wollte, einmal noch die Arme meiner Mutter um meinen Körper zu fühlen. Doch sie war fort und mein Körper gehorchte mir nicht mehr. Es war schrecklich. Der Abschied war schrecklich. Wie kann ich sie nur zurücklassen. Aber ich würde den morgigen Tag wahrscheinlich nicht mehr überleben. Es war an der Zeit zurück zukehren. Zurück zu Raphael. Und alles an was ich dachte bevor mich die Dunkelheit überrannte war Raphael. 


In a different WorldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt