„Du musst dich konzentrieren Silvester, sonst wird das nichts!" ermahnte mich May schon zum x-ten Mal. Ich schaffte es einfach nicht einen klaren Kopf zu bekommen. Unzählige Gedanken schwirrten herum, die mich einfach nicht losließen. „Ich versuche es ja. Aber das ist nicht wirklich leicht für mich." beschwerte ich mich. Schon seit einer Stunde saß ich auf der Erde und May verlangte von mir, dass ich ein Blatt schweben lasse. Ich hatte allerdings nicht den blassesten Schimmer wie. Immer wieder erklärte mir May, dass ich dafür nur meine Gedanken-Kraft einsetzten muss, doch ich verstand einfach nicht, wie mir das gelingen sollte. „Ich habe das Gefühl, dass du gar nicht lernen willst deine Kräfte zu benutzen." meinte May, die langsam auch schon am Ende mit ihrer Geduld war. „Nein, das ist es nicht." sagte ich daraufhin schnell. Ich wollte es. „Was ist es dann?" wollte May wissen. „Ich kann es irgendwie noch nicht ganz glauben, dass ich solche Kräfte habe." gab ich zu. Ich war schon immer eine Realistin. So etwas Übernatürliches kam für mich einfach nicht infrage. Deshalb hab ich mich auch nie mit solchen Themen befasst. Auch all die Serien und Filme waren zu absurd für mich. Viele meiner Freundinnen fuhren voll auf so Serien wie Vampire Diaries oder Teen Wolf ab, aber wie bereits gesagt hielt ich davon nichts. „Du musst schon an dich selbst glauben! Aber lass uns erst noch was anderes probieren." sagte sie dann „Reich mir mal deine Hand."
Also legte ich meine kühle Hand in ihre Warme. „Und jetzt konzentriere dich wieder aufs Blatt." hörte ich May. Ihre Hand schien immer wärmer zu werden. Diese Wärme floss durch meine Finger in meinen Arm, weiter in die Schulter. Die Wärme breitete sich in meinem ganzen Körper aus und ich fühlte mich voller Energie. „Schließe deine Augen und denke an das Blatt. Lass diese Energie, die in dir steckt in das Blatt fließen." Ich versuchte das, was May sagte umzusetzen. Alles drehte sich nur noch um das einzelne Blatt. Ich vergaß alles rund um mich herum. May, die immer wieder sprach, hörte ich nur noch im Hintergrund. Die ganze Wärme floß durch meinen Körper. Ich schickte die ganze Energie zu dem Blatt. Wie von selbst erhob sich mein Körper vom Boden und ich stand plötzlich mit beiden Beinen auf dem Boden. Meine Hand löste sich von Mays. Meine Augen öffneten sich und ich sah das Blatt vor mir in der Luft schweben. Doch die ganze Wärme floß plötzlich aus meinem Körper zu diesem einzelnen Blatt. Das Blatt glühte am Rande rot. Rot wie Glut und löste sich dann schlussendlich auf. Etwas Asche viel auf den Boden und ein kleine Rauchwolke war zu sehen, die gleich wieder in der Luft verblasste. Die ganze Wärme war aus meinem Körper verschwunden. Schockiert blickte ich noch die Stelle an, an der vor mir noch das Blatt schwebte. Mir entkam ein kleines „oh". Mehr nicht, viel zu fasziniert, war ich noch von dieser Begebenheit. Ich hatte gezaubert! „Das war schon mal ein Anfang." sagte May. Sie klang nicht so begeistert, wie ich es war. Doch ich ließ mich von ihr nicht beirren und grinste sie an. „Was ist meine nächste Aufgabe?" May zeigte auf einen Ast. „Lass den schweben. Wenn du das geschafft hast sind wir fertig für heute." meinte sie. Nun sah ich etwas genauer den großen Ast vor mir an. Der Ast war recht dick und war sicher nicht leicht. Ich bezweifelte, dass ich diesen mit meiner physischen Kraft hochheben könnte. Vielleicht ja mit meiner mentalen Gedankenkraft, wie mir May zuvor erklärt hatte. Also wendete ich mich dem Ast zu und schloss meine Augen. Ich versuchte dasselbe Gefühl zu erlangen wie vorher. Trotz meiner kontrollierten Atmung und meiner Konzentration fand ich nicht diese Wärme oder Energie in mir, die mir May zuvor übermittelte. Immer wieder versuchte ich diese Energie in mir zu sammeln, doch es wollte nicht klappen. Etwas enttäuscht wendete ich mich nach einiger Zeit ab. „Ich kann es einfach nicht." sagte ich und wollte aufgeben. Diese ganze Hexerei hatte einfach kein Wert. Mir war das ganze vergangen. Mir fehlte einfach die Geduld für dieses Training. „Das Hexen kann man nicht an einem Tag lernen, Silvester. Wir sind noch nicht fertig für heute." meinte May nur und deutete erneut auf den Ast, welchem ich mich seufzend zu wendete. Doch es wollte einfach nicht klappen, was ich May nochmals verdeutlichte. „Du musst lernen dich zu gedulden. Heute geht es um deine Gedankenkraft. Du musst deine innere Balance finden, Silvester. Du denkst zu viel nach. Versuche dich von der Energie leiten zu lassen. Schließe deine Augen und spüre in dich hinein. Dann wirst du finden, was du brauchst." ermutigte May mich. Also wendete ich mich erneut dem Ast zu. Allen guten Dingen sind Drei, wie man sagte. Ich versuchte Mays Worte folge zu leiten. Ich ließ mich im Schneidersitz vor dem Ast nieder und schloss meine Augen. Ich konzentrierte mich erst auf die Schwärze. Dann auf meine Atmung. Ich holte tief Luft und atmete diese gleichmäßig wieder durch meine Nase aus. Ich blendete alle Geräusche rundum mich aus und blieb ganz bei mir. Dann entfachte sich wieder diese Energie in Form von Wärme in mir, die mir zuvor May übertragen hatte. Doch nun entfachte sie in meinem Körper. Meine Konzentration richtete sich auf den Ast vor mir. Ich ließ wie zuvor meine ganze Energie in den Ast fließen. Allerdings schwebte dieser nicht vor meinen Augen. Er fing Feuer, da war nicht nur ein kleiner Funke, nein, eine riesige Flamme brannte plötzlich vor mir. Die Hitze machte mir nichts aus ganz im Gegenteil. Sie fühlte sich gut an. Mit meiner Hand griff ich in die Flammen welche sich um meine Handgelenke schlängelten. Sie verbrannten mich nicht. Sie gaben mir ein mächtiges Gefühl. Ein wunderbares Gefühl. Aber plötzlich waren sie weg. Empört wendete ich mich an May, die mich wütend anstarrte. Was hatte sie denn? Ich war stolz auf mich. Ich mein Hallo ich hatte gerade ein Feuer aus dem nichts erschaffen. „Wie so hast du das Feuer zerstört?" fragte ich sie auch etwas wütend. Ich hatte mich echt bemüht meine Kräfte zu sammeln und sie ließ mich nicht machen. „Deine Aufgabe war es den Stock schweben zu lassen, nicht ihn zu zerstören! Wir sind fertig für heute." gab sie wütend von sich und drehte mir den Rücken zu. Nach ein paar Schritten, die sie von mir weglief hielt sie noch einmal inne. „Feuer ist gefährlich Silvester! Denk immer dran. Nur weil du dich nicht verbrannt hast heißt es noch lange nicht, dass das Feuer dir nichts Böses will." mit diesen Worten ließ sie mich stehen. Ich verharrte noch einen Moment in meinem Gedanken. Schließlich lief ich dann selber zurück und bannte mir meinen Weg zu meinem vorübergehenden Schlafplatz. Auch wenn May wohl nicht zufrieden mit mir war, war ich begeistert von mir. Das Gefühl, welches mir das Feuer gegeben hatte war einfach der Wahnsinn.Meine drei Mitbewohner waren wieder einmal am Kochen. Jax winkte mir fröhlich entgegen als er mich kommen sah und auch Ed nickte mir kurz zu. Jaxs Vater musterte mich gründlich und begrüßte mich auch. Ich half den Dreien beim Kochen und horchte zu wie sie von ihrem Tag erzählten. Ed und Jax mussten den ganzen Tag Holz aufarbeiten, damit die Leute hier genug Holz hatten für kalte Zeiten und auch fürs kochen. Morgen müssen sie auch wieder arbeiten. Ich erfuhr, dass sie hier immer Schichten hatten drei Tage arbeiten und dafür hatten sie dann wieder ihre Freizeit. Aber es könnte auch ab und zu vorkommen, dass sie für eine Zeit etwas mehr arbeiten mussten und dann dafür etwas länger frei hatten, erfuhr ich von Jax. Lorenz war jagen. Jax erzählte mir, dass Lorenz zu den besten Jägern gehörte, er aber das Talent nicht geerbt habe und sich so mit anderen arbeiten abgeben müsste, was weder ihn noch Lorenz stören zu schien. „Wie war dein Tag?" fragte mich Ed. „Was musstest du machen?" Nun sahen mich alle drei neugierig an, während ich ins Feuer blickte. „Ich soll das Hexen lernen." offenbarte ich ihnen.
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In a different World
Fantasy„Mein König wir haben dieses Mädchen im Wald gefunden." mit diesen Worten verbeugten sich meine Entführer. Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet, in dem ich am liebsten auf der Stelle versinken würde. „ALLE SOFORT RAUS HIER" schrie eine...