Der Schreck saß mir noch tief in den Knochen, als ich nun zu Ed und Shadow zuwankte. "Das war verdammt knapp!", stieß ich hervor. Ed nickte nur knapp und klopfte Shadow den Hals. Der Wallach stand mit gesenktem Kopf zwischen uns und sah aus wie ein Häuflein Elend. Der Regen prasselte immer noch auf uns, doch wir waren sowieso schon komplett durchnässt. "Ist bei euch alles klar?", fragte Will mit zitternder Stimme und kam im respektvollen Abstand auf uns zu. Ich nickte nur, was ein Tag. "Sehen wir zu, dass wir nach Hause kommen", sagte Ed und wir setzten uns in Bewegung.
Als wir den Springplatz erreicht hatten, hatte das Unwetter aufgehört. Dicke dunkle Wolken hingen am Himmel und verdeckten den Mond, der sich versuchte durch die dichte Wolkenmauer zu kämpfen. Will fuhr mit seinem Auto langsam vor uns her, Ed, Shadow und ich folgten ihm. Der Boden unter meinen Schuhen war aufgeweicht, doch ich war durch meinen Sturz schon so matschig, dass es mich nicht mehr störte. "Warum bist du so dreckig?", fragte Ed belustigt, "Hast du nach Shadow graben müssen?" Ich lachte kurz auf, "Nein, aber eine Wurzel hat meinen großen Auftritt zerstört" Ed schüttelte nur den Kopf. "Hoffentlich geht es Mali gut...", überlegt ich laut. Ed brummte gedankenverloren. Shadow, der rechts neben Ed lief, war brav wie ein Lamm. Ich musterte ihn aufmerksam, was musste ihm nur widerfahren sein? "Ich schätze die Hand ist gebrochen", unterbrach Ed die Stille. Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen starrte ich ihn an. "Meinst du?", fragte ich entsetzt. Er nickte nur. Das war gar nicht gut. Wie sollte Mali dann ihre Pferde trainieren? Oder ihre Berittpferde? Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter und was würde jetzt mit Shadow passieren? Der Hof kam in Sicht. Will war schon sein Auto abstellen, als Ed und ich schließlich den Hof erreichten. Das Licht des Haupthauses ging an und Rosi und Kasmir kamen uns mit schnellen Schritten entgegen. "Ihr habt ihn gefunden", rief Rosi erleichtert. Shadow schnaubte und scharrte ungeduldug. "Mein Gott, wir dachten es sei sonst was passiert", redete Rosi weiter, "Ihr wart über eine Stunde weg und habt auf keine Nachricht reagiert" "Ja ja", brummte Ed nur, "Wir sind ja da und jetzt Platz da, dass Pferd muss in seinen Stall und versorgt werden" Rosi eilte hinter Ed her, "Aber du musst dich doch aufwärmen Ed, du bist komplett nass" Ed brummte noch etwas von wegen die Pferde gingen vor oder so ähnlich und verschwand dann mit Shadow im Stall. Kasmir kam nun auf mich zu und fiel mir um den Hals. "Gott sei dank bist du da", rief sich sichtlich erleichtert. Ihre Umarmung tat gut, vorallem da mir eiskalt war. "Jetzt komm mit rein und wärm dich auf", sagte sie entschlossen, als ihr Blick auf meine Klamotten fiel. "Ohje bist du hingefallen?", fragte sie erschrocken, "Und was ist an deinem Knie? Es blutet ja! Und deine Hände sehen wirklich übel aus, komm schnell mit rein" Damit zog sie mich einfach hinter sich her ins Haus.
Im Haus war es fast still. Ein paar Schüler liefen noch umher, aber sie wirkten alle bedrückt. "Ist Mali schon wieder da?", fragte ich Kasmir, die mich durch den Flur zu unserem Zimmer schleifen wollte. Ehe sie mir antworten konnte, hörte ich schon die Stimmen von Frau Lodrig und Pen. Mali! Damit wand ich mich aus Kasmirs Griff und lief schnell den Stimmen entgegen. Sie kamen aus dem Speisesaal. Frau Lodrig saß mit Pen und Mali an einem kleinen Runden Tisch. Malis Gesicht war ausdruckslos, sie starrte nur auf den Tisch. "Ich werde dir auch helfen", versuchte Pen Mali gerade zu trösten, als ich näher kam. "Amber!", rief Pen erschrocken, als sie mich erblickte, "Wie siehst du denn aus?" Doch dafür hatte ich keine Zeit. "Was hat der Arzt gesagt?", fragte ich nervös und schaute zu Mali. Sie hob nur ihre rechte Hand, die davor auf ihrem Schoß geruht hatte. Ein dicker, weißer Verband zierte ihn. Mein Mund wurde ganz trocken. "Oh nein Mali, dass tut mir so leid", flüsterte ich. Sie nickte nur schwach, dann schaute sie mich an. Ihre Augen waren geschwollen und gerötet. "Danke, dass du Shadow geholt hast", sagte sie matt. Doch das war für mich gerade nicht wichtig. Pen zog mir einen Stuhl heran, auf den ich mich müde fallen ließ. Was ein Tag! Plötzlich kam Kasmir mit Rosi zum Tisch. Rosi hatte eine warme Wasserschale sowie Verbandszeug dabei und machte sich sofort an die Arbeit meine Hände zu säubern. Ich streckte mein rechtes Bein aus, es pochte wie wild. "Wo ist Ed?", fragte Frau Lodrig nun, als sich Kasmir auf den Tisch hinter mich setzte. "Der?", Rosi schnaubte nur, "Bei den Pferden, wie immer. Er meinte, er wolle erst Shadow versorgen, bevor er reinkommt" Frau Lodrig nickte. Ed bekam gerade meinen noch größeren Respekt, als er ohnehin schon gehabt hatte. "Was mach ich jetzt mit Shadow?", fragte Mali leise. Stille, keiner wagte etwas zu sagen. Mein Herz klopfte schmerzhaft, man musste doch was tun können. "Ich werde Ed sagen, er soll sich um ihn kümmern", sagte Frau Lodrig dann. Mali riss die Augen auf, "Aber er soll ihn bitte nicht reiten! Bevor er sich auch die Hand bricht" Frau Lodrig nickte nur. "Was ist mit deinen anderen Pferden?", fragte Kasmir vorsichtig. Mali vergrub den Kopf vorsichtig in ihren Händen. Ich wollte gar nicht wissen, wie elend sie sich fühlte. "Wir kümmern uns darum", sagte Pen schnell und legte einen Arm um Mali. Mali hob den Kopf und blickte sie dankbar an. "Und wenn es mal brennt longier ich dir auch welche", bot ich ebenfalls an. Nun lächelte Mali leicht. Frau Lodrig nickte ebenfalls und tätschelte Malis Oberschenkel. Mit einem mal fühlte ich mich hier so geborgen wie noch nie. Obwohl ich noch neu war, genauso wie Mali, hatte ich das Gefühl Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Wir blieben noch einen Moment zusammen sitzen, bevor sich jeder auf den Weg in sein Zimmer machte. "Wo willst du hin Mali?", rief Pen, als Mali gerade die Tür zum Hof öffnete. "Ich sehe nach Ed und Shadow", sagte sie nur und schloss damit die Tür hinter sich.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...