Mit wackeligen Beinen führte ich Black Shadow auf den Springplatz, Ed war schon dabei die Hindernisse umzustellen. Komisch, von springen war gestern gar nicht die Rede gewesen... Shadow war sehr nervös und wich mir ständig aus, wenn ich versuchte meinen Fuß in den Bügel zu stellen. Panik überkam mich, mein Herz klopfte wie wild. "Bleib doch stehen", sagte ich zitternt zu dem schwarzen Wallach. Doch der dachte nicht im geringsten daran stehen zu bleiben und fing in allem Überfluss noch an nach mir zu schnappen. Ed kam auf mich zu und musterte das Schauspiel, sein Blick war undruchdringlich. "Ich dachte er kann dich besser leiden", sagte er nur kopfschüttelnt. Immerwieder rutschten mir die Zügel durch die Hände, warum hatte ich keine Handschuhe mitgenommen. "Vielleicht wäre es besser, wenn du wieder auf dein Kinderpony umsteigst", sagte Ed nun spöttisch, "Hiermit hilfst du Mali überhaupt nicht" Shadow schnaubte und legte mit knirschenden Zähnen die Ohren an. "Ich weiß, dass ich das kann", sagte ich nun verzweifelt und bekam endlich den ersten Fuß in den Steigbügel. Nur wenige Sekunden später saß ich im Sattel. Ich merkte wie sich Shadow unter mir verspannte, gleich würde er anfangen zu buckeln. "Du hast keinen Helm auf Amber!", rief mir auf einmal Mali zu, die am Zaun stand. Wie hatte ich nur meinen Helm vergessen können?! "Indianer reiten doch auch ohne Helm", sagte nun Megan spöttisch, die neben Mali stand und mich mit ihrem Handy filmte. Verzweifelt sah ich zu Ed, doch der gab mir nur zu verstehen, dass ich endlich losreiten sollte. Doch als ich Shadow antrieb, riss er auf einmal den Kopf hoch und zog wie ein Bulle gegen die Zügel. Energisch wollte ich ihn weiter treiben, doch dann fing er nur an wie wild den Kopf zu schütteln. "Setz dich durch!", donnerte Eds Stimme über den Reitplatz. Ich biss die Zähne zusammen und bekam es mit der Angst zu tun. Ich bollerte mit meinen Beinen gegen Shadows Bauch, doch das war ein großer Fehler. Aus dem Stand hob der Wallach ab und bockte. Ich verlor erst den linken und dann den rechten Zügel. Shadow tobte wie wild, dann sah ich auch schon wie der Boden in einem affenzahn auf mich zu kam...
Nach diesem schrecklichen Traum betrat ich an diesem morgen den Stall mit gemischten Gefühlen. Meinen Helm und meine Handschuhe hatte ich vorsichtshalber schonmal angezogen. Doch als ich zu Shadows Box lief, war diese leer. Suchend blickte ich mich um, war ich zu spät? "Ah da bist du ja", hörte ich Malis Stimme hinter mir und drehte mich um. Malis gebrochener Arm war in einem dicken weißen Gips eingepackt und hing in einer Schlinge um ihren Hals. "Bin ich zu spät?", fragte ich Mali verblüft und schaute mich verwirrt um. "Nein, alles gut", sagte Mali nun lachend, "Ed ist mit Shadow schon vorgegangen und longiert ihn ab" Ich nickte und kontrollierte nochmal, ob mein Helm wirklich auf meinem Kopf saß. Zusammen mit Mali ging ich nun Richtung Dressurviereck. Die Vögel zwitscherten schon über uns, die Sonne war dabei aufzugehen und tauchte alles in orangenes Licht. In der ferne sah ich schon Shadow der um Ed seine Runden trabte. "Vielen Dank, dass du es versuchst Amber", sagte Mali plötzlich und lächelte mich von der Seite an. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie schlecht es ihr in Wirklichkeit gehen musste. "Ich versuche nur euch zu helfen, du musst mir nicht danken", sagte ich zu ihr und meinte es auch so.
Als wir das Dressurviereck betraten war Ed schon dabei Shadows Zügel zu entwirren. "Wie ist er drauf Ed?", fragte Mali unsicher. "Ganz gut, er hat ein bischen getobt, aber das war für seine Verhältnisse harmlos", sagte Ed und klopfte Shadow den Hals. Als ich nun auf den Wallach zulief grummelte er mir entgegen. Mit einem mal fiel die Last, die ich verspürt hatte, von meinen Schultern und ich konnte wieder freier atmen. Ich klopfte Shadow den Hals und stellte dann meine Bügel ein. "Meinst du er wird bocken?", fragte Mali nun nervös. Ed zuckte die Achseln, "Kommt darauf an, ob wir ihm einen Anlass dazu geben. Bist du soweit Amber?" Ich nickte und kam auf Eds Seite. Meine Finger zitterten ein bisschen als ich die Zügel nun ergriff. Shadow knirschte mit den Zähnen und legte die Ohren an. Ed ging nun auf die andere Seite, um mir gegen zu halten. "Bleib ganz ruhig Amber", sagte er nun und klopfte Shadow den Hals, "Mach alles so, wie du es auch bei Bella machen würdest" Ich nickte und atmete einmal aus. Die Anspannung wich aus meinem Körper, Shadow würde mich schon nicht in den Sand werfen. Ich klopfte dem schwarzen Wallach die Schulter und ergriff die Zügel fester. Shadows Ohren zuckten nach vorne und er schnaubte. Ich stellte den linken Fuß in den Bügel und schwang mich dann in den Sattel. Ich konnte nicht verhindern, dass mein Herz klopfte, doch es war nicht aus Angst. Ed hielt mir den rechten Steigbügel hin und ich setzte mich ordentlich in den Sattel. "Na siehste, geht doch alles", brummte Ed zufrieden, "Man braucht nur Ruhe und Geduld" Irgendwie war es komisch diese Worte von einem Menschen wie Ed zu hören, der von außen eher wie ein Soldat aussah. Aber es überraschte mich nicht wirklich, schließlich kannte ich mich mit Vorurteilen am Besten aus. "Und jetzt reit ihn ein paar Runden im Schritt", sagte Ed, "Wir machen heute noch nicht fiel mit ihm, du musst dich ja auch ersteinmal einfinden" Ich nickte und gab leichten Schenkeldruck. Langsam setzte sich der Wallach in bewegung. Er war nicht ganz so zierlich wie Bella und hatte eindeutig mehr Schwung, obwohl er nur langsame Schritte machte. "Treib ihn ruhig ein bisschen mehr an", ermutigte Ed mich, der zusammen mit Mali in der Mitte stand. Ich zögerte kurz, doch dann gab ich kräftigeren Druck. Shadow setzte sich zwar mehr in Bewegung, riss jedoch den Kopf hoch. "Parade Amber", Ed blieb ganz ruhig, "Reite ihn wie jedes andere Pferd auch, mit den Beinen treiben und außen Parade" Ich gab eine leichte Parade und trieb den jungen Wallach von unten nach. Er nahm den Kopf zwar runter, nur zog er jetzt mit aller Kraft gegen die Zügel, dass es mich für einen kurzen Moment aus dem Sattel holte. "Immer weiter treiben", sagte Ed nun, "Lass dich darauf nicht ein. Kein reißen mit den Zügeln, sondern treiben mit den Beinen" Ich gehorchte und ließ die Hände nur stehen. Konsequent trieb ich Shadow weiter, der immernoch versuchte mit seiner ganzen Kraft mir die Zügel aus den Händen zu ziehen. Wir waren beide hartnäckig, mal sehen wer von uns den längeren Atem hatte.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...