Kapitel 50

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"Amber, Gott sei Dank ist alles in Ordnung" Ich drehte mich im Sattel zu Will um, der mit Prinz gerade durch die Kurve getrabt kam. "Ich hatte schon befürchtet hier nur noch deine Einzelteile zu finden, als ich den Baumstamm vorne gesehen habe", sagte er nun ehrlich betroffen. Ich musste lachen, dass war für einen kleinen Moment auch meine Befürchtung gewesen. Aber Shadow hatte mich vom Gegenteil überzeugt und einen super Sprung gemacht. "Wir sind darüber gesprungen", rief ich ihm begeistert, aber immer noch komplett außer Atem, zu. Will machte große Augen, blickte erst zu mir und dann zu Shadow. "Ihr beide, da drüber?", vergewisserte er sich nochmal. Ich lachte, "Ja, er ist einfach gesprungen, als wäre es das normalste auf der Welt! Ihr hattet recht, ihr hattet alle recht!" Will musterte mich mit irretiertem Blick und ich glaubte er verstand gerade die Welt nicht mehr. "Ich bin es immer völlig falsch angegangen, ich habe ihn immer blockiert und ihm keinen Mut gemacht", erklärte ich aufgeregt, "Los komm wir müssen schnell nach Hause und Ed und Mali davon erzählen" Nach Hause? Es war das erste mal, dass ich die Akademie mein zu Hause genannt hatte. Doch ich hatte es so gemeint, jetzt wieder zur Akademie zu reiten, zu meinen Freunden und Lehrern war wie nach Hause zu kommen.

Im gestreckten Galopp jagten Will und ich den linken Weg zurück zur Akademie. Prinz war schon etwas müde, doch Shadow kannte kein erbarmen, mit aufgestellten Ohren maschierte er vorneweg. Ich war so aufgeregt, dass ich ihn erst am Springplatz durchparierte zum Trab. Schnell blickte ich mich um, weder Ed noch Mali gaben gerade Unterricht, sondern Marko. "Marko!", rief ich nun laut. Mein Reitlehrer drehte sich zu mir um und winkte freundlich. Ich parrierte Shadow zum halten durch, doch der Wallach war nun so aufgeweckt, dass er ungeduldig mit den Hufen scharrte und den Kopf schüttelte. "Weißt du wo Mali oder Ed sind?", fragte ich, "Es ist wichtig!" Marko blickte uns für einen Moment neugierig an, neben mir erschien nun auch endlich Will. Shadow begann nervös zu tänzeln. "Die sind bei den Koppeln meine ich", rief er nun belustigt und deute den Weg entlang. "Danke!", rief ich und wendete Shadow. Der Wallach machte einen kleinen Satz nach vorne, als ich ihn wieder antrieb. Ich hörte Will nur hinter mir lachen, als Marko noch etwas sagte, doch ich verstand nicht worum es ging. Im schnellen Tempo trabte ich mit Shadow den Wiesenweg zu den Koppeln entlang. In der ferne konnte ich Mali und Ed sehen, die gerade zwei Pferde zur Koppel brachten, eins davon war Goldi. Als ich nach ihnen rief, drehten sie sich zu mir um. Es dauerte viel zu lange, bis ich endlich bei ihnen war. "Amber, ist alles in Ordnung?", fragte Mali besorgt. "Das hier ist keine Rennbahn", sagte Ed im gleichen Moment belustigt. Ich war völlig außer Atem, als ich nun vor den beiden aus dem Sattel sprang. "Shadow ist gesprungen!", brachte ich die Sache kurz auf den Punkt. Jetzt starrten die beiden mich sprachlos an. Mali öffnete den Mund um was zu sagen, doch es kam kein Ton heraus. "Wann? Wo?", fragte Ed kritisch. Erst jetzt merkte ich, dass ich zwar von Shadow abgesprungen war, aber den Wallach dann irgendwie vergessen hatte. Ich drehte mich um, er stand hinter mir und graste. Na toll, ich würde sein Gebiss gleich ordentlich schrubben müssen. Ich angelte schnell nach seinem Zügel und zog seinen Kopf nach oben, dass er nicht den ganzen Weg mehte. "Eben im Wald", rief ich, als Shadow nun beleidigt versuchte weiter zu grasen. "Ich war mit Will doch ausreiten und dann sind wir galoppiert und galoppiert und dann kamen wir zu dieser großen Kurve, wo auf einmal ein Baumstamm quer lag", plapperte ich, "Eigentlich wollte ich ihn noch anhalten, doch er hat sich selbständig gemacht und ist einfach rüber gesprungen!" Ich blickte abwechselnd Mali und Ed an. Mali war immer noch sprachlos und Ed dachte nach. "Mhh", machte er jetzt, "Ich muss Frau Lodrig dringend sagen, dass der Baumstamm weg muss" Jetzt erwachte Mali aus ihrer Schockstarre und drehte sich zu Ed um. Mit ihrem gesunden Arm boxte sie ihn nun unsaft auf den Arm, "Du bist doch so blöd, hast du nicht gehört? Amber ist mit Shadow gesprungen!" Daraufhin musste Ed lachen, was Mali nur weiter dazu veranlagte ihn zu schlagen. Ich musste nun auch lachen und merkte auf einmal wie sich meine Schultern entspannten. Wir hatten soeben eine große Hürde gemeistert. Doch nur weil Shadow jetzt einmal im Wald gesprungen war, hieß das noch lange nicht, dass alles in Ordnung war. Wir waren weit weg von in Ordnung. Aber es war ein Anfang, ein Anfang den wir beide gebraucht hatten. Aufgeregt sprachen wir nun durcheinander, wie wir weiter trainieren sollten um darauf aufzubauen. Wir kamen dann zum Entschluss, dass wir beim nächsten Training mal auf die Geländestrecke gehen würden. "Vielleicht gefällt ihm das ja besser", brummte Ed und klopfte dem Wallach den Hals, der nun ruhig bei uns stand. "Und wenn das gut klappt, probieren wir nochmal einen Pacour auf dem Platz", ergänzte Mali und klatschte aufgeregt in die Hände. "Das Problem ist nur, dass ich morgen nicht viel Zeit habe für ein Training", meinte Ed nun, "Ich habe viel Unterricht" Ich überlegte kurz, "Ich hätte doch morgen mit Bella Geländetraining bei dir", sagte ich nun, "Dann komme ich halt mit Shadow und reite Bella dann später noch" Damit stand das Training für morgen, auch wenn sich in meinem Magen ein komisches Gefühl breit machte. Megan war auch in meiner Gruppe und sie würde keine Change ungenutzt lassen mich zu verunsichern. Ich führte Shadow nun quer über die Wiesen zu den Ställen, um ihn abzusatteln. "Du musst morgen ganz brav sein", sagte ich nun zu dem schwarzen Wallach, "Wir wollen doch, dass der lieben Megan die Augen aus dem Kopf fallen" Shadow schnaubte wie zur Bestätigung und rempelte mich mit seinem Kopf an. Ich lachte, "Ich sehe, wir verstehen uns" Ich klopfte dem Wallach den Hals, wir hatten endlich den Vorwärtsgang drin!

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt