Das erste woran ich denken musste, als mein Wecker Kasmir und mich aus dem Schlaf riss, war Black Shadow. Im Nachhinein war ich gestern wirklich sehr leichtsinnig gewesen. Nala hätte genauso gut bellen können, weil jemand nachts über den Hof gewandert war oder es hätten Reitlehrer, am schlimmsten Frau Lodrig, ebenfalls nach Black Shadow gucken gehen können. Langsam grabbelten Kasmir und ich nun aus den Betten und schlurften ins Bad. Am liebsten hätte ich Kasmir alles von gestern abend erzählt, aber ich traute mich nicht. Auch hätte ich gerne mit ihr über das Verhalten von Malis Pferd gestern Nacht gesprochen, doch ich würde damit noch etwas warten. "Hast du eigentlich seit dem du hier bist schonmal richtig mit deinen Eltern telefoniert?", fragte Kasmir jetzt und versuchte dabei ihre Haare glatt zu kämmen. Ich spritzte mir eine Ladung Eiswasser ins Gesicht, in der Hoffnung dann endlich wacher zu werden und es schien zu funktionieren. "Nein, dass muss ich aber mal dringend machen", sagte ich durch mein Handtuch mit dem ich mir gerade das Gesicht abtrocknete. "Ja ich auch, aber irgendwie war man die letzten Tage so beschäftigt, dass man ihnen abends nur kurz mal geschrieben hat", antwortete Kasmir und schien erleichtert, als ich zustimmend nickte. Nachdem wir uns angezogen hatten gingen wir in den Gemeinschaftsraum, wo schon ein paar andere Reitschüler und auch Lehrer waren, um zu Früstücken. Wir ritten erst heute Nachmittag, also hätten wir theoretisch lange schlafen können, da wir unsere Pferde hier nicht selbst füttern oder misten mussten. Aber weder Kasmir noch mir war gestern nach lange schlafen gewesen, es passierte hier so viel spannendes, dass wir nichts verpassen wollten. Kasmir hatte sich schon mit ihrem Frühstück einen Weg zu einem noch freien Tisch gebarnt. Als ich ihr gerade folgen wollte, entdeckte ich Mali mit einem großen Mädchen bei den Brötchen stehen. Das Mädchen musste ungefähr in Malis Alter sein, sie hatte kurze wilde Locken und rosa Strähnen zogen sich durch ihr Haar. Warum war sie mir bloß noch nie aufgefallen? Ich steuerte auf sie zu. "Guten Morgen Mali", sagte ich und trat an sie heran, "Wie geht es dir?" "Du meinst wohl wegen Black Shadow?", erriet Mali meine Absicht und lächelte schwach. Das andere Mädchen stellte sich mir als Pen vor. "Komm bloß nicht auf die Idee mich Penny zu nennen", lachte sie mich an, "Ich liebte zwar als Kind die Wendy Zeitschriften, aber das ist selbst für mich eine Spur zu hart." Ich mochte sie sofort. Pen war wie Mali auch eine Reitlehrerin, jedoch schon etwas länger. Sie hatte letztes Jahr das dritte Jahr der Akademie abgeschlossen und machte hier nun eine Ausbildung. "Ich habe vor Shadow heute morgen mal zu longieren, vielleicht wird er so ein bisschen Dampf los", erzählte mir Mali bereitwillig und Pen klopfte ihr aufmunternt die Schulter. Wir quatschten noch kurz, dann ging zu Kasmir an den Tisch, wo mittlerweile auch Eimilio und Will platzgenommen hatten und eifrig diskutierten wer am kommenden Samstag die Hänger fahren sollte. "Gibt es was neues?", wisperte Kasmir mir zu und lugte unauffällig zu Mali und Pen hinüber, die ihre Teller gerade wegstellten und den Raum verließen. "Kann man wohl sagen", flüsterte ich zurück, "Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt."
Als wir den Hof betraten war es noch recht frisch und die Sonne gab noch keine große Wärme ab, auch der Himmel war etwas zugezogen und ich hoffte das es nicht regnen würde. Nachdem Kasmir und ich unseren Pferden guten Morgen gesagt hatten und geschaut hatten ob alles in Ordnung war, gingen wir nun über den großen Hof und suchten den Longierplatz. Nach einiger Zeit fanden wir ihn, er war gut versteckt in einem kleinen Waldstück und umgeben von Bäumen. Man fühlte sich dort komplett ungestörrt. Doch schon von weitem sahen wir Mali, Pen und Shadow. Mali standen schon mitten auf dem Platz, als wir uns an den Zaun zu Pen stellten. Dort versuchte sie gerade Shadow die Dreieckszügel dranzuschnallen, doch der Wallach wollte einfach nicht stehen bleiben und tänzelte im Kreis um sie herum. "Er lässt mich einfach nicht ran", rief Mali uns zu, "Ich verstehe das nicht. Decke, Gurt und Trense waren doch auch kein Problem" "Von wegen kein Problem, ich bin froh, dass ich lebend aus seiner Box rausgekommen bin", meinte Pen nun belustigt zu uns. Wir schauten wieder zu Mali und Shadow. Der nervöse Wallach wieherte und wollte eindeutig aus der Situation in der er sich empfand fliehen. Seine Ohren zuckten nervös hin und her und seine Augen waren weit aufgerissen. "Wie habt ihr den denn überhaupt hier her bekommen?", fragte Kasmir, die den Wallach mit Respekt musterte. "Beim führen war er wirklich brav und unerschrocken, aber sobald Mali mit ihm hier rein ist, fing dieses nervöse tänzeln an", antwortete Pen an Malis Stelle, die immer noch versuchte Shadow zum stehen zu bringen. Ich persönlich rechnete es diesem Pferd ja im Moment hoch an, dass es nur rumzappelte und nicht stieg oder ausschlug. "Und was ist wenn du die Longe abmachst und ihn einfach mal rennen lässt?", sagte ich nun laut, "Ich glaube er explodiert gleich" Wie zur Bestätigung ging Shadow nun vorne ein bisschen hoch, gleich würde er sich nicht mehr beherrschen können. "Gute Idee", lenkte Pen nun ein, die mittlerweile sehr besorgt aussah. Mali nickte kurz, machte einen Schritt auf Shadow zu und klipste die Longe ab. Kaum war diese ab, hob der junge Wallach mit allen vieren einen Meter vom Boden ab. Mali machte schnell ein großen Satz zurück, bevor der Shadow mit den Hinterbeinen auskeilte. Wie eine Rakete raste er nun im Kreis durch den Longierplatz und bockte und tobte wie wild. Wir hörten nur sein wildes schnaufen und bekamen eine Ladung von dem Sand ab, als er an uns vorbei jagte. Mali betrachtete ihr Pferd erschrocken, die ganze Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen. "Der hätte mich an der Longe hinter sich her gerissen", rief sie uns zu. Ich hatte kalte Hände bekommen, warum war ich nur so nervös? Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde Shadow ruhiger und fiel in den Trab. "Schau dir mal seine Bewegungen an", rief Pen nun begeistert, "Mit dem kannst du Dressurtuniere gehen!" "Wenn ich mich jemals wage auf dieses Pferd zu steigen?", rief Mali belustigt zurück. Pen hatte recht, die Bewegungen dieses Pferdes waren wunderschön. Er trabte nun mit so einer Dynamig an uns vorbei, dass ich glaubte er wollte angeben. Nachdem er ein paar Runden getrabt war blieb er schwer atment am hintersten Zaun stehen. Selbst aus dieser weiten Entfernung sah ich sein nassen Fell. Dampf stieg von ihm auf und die Sonne schien auf seinen Rücken. "Er ist wirklich schön!", sagte Kasmir leise. "Ja schön unberechenbar", meinte Mali und kam zu uns an den Zaun. "Aber schau doch mal, wie friedlich er jetzt aussieht", versuchte Pen Mali zu trösten, doch die betrachtete nur schweigend ihr Pferd. Die Anspannung fiel mir nun auch von den Schultern, obwohl ich meine Nervosität vorher gar nicht gespührt hatte. Plötzlich hob Shadow Kopf und blickte zu mir hinüber. Ich lächelte ihn an und hatte das Gefühl, ich würde ihm wie gestern Nacht gegenüber stehen. Zögerlich kam er auf uns zu, den Blick starr auf mich gerichtet. In der Mitte des Platzes blieb er stehen, schüttelte sich und grummelte in meine Richtung. Mali lachte auf und schaute zu mir hinüber, "Scheint als wollte er die Danke sagen, dass er mal rennnen durfte" Wie zur Bestätigung scharrte Shadow mit dem Huf und schlug mit dem Kopf hoch und runter. Wir sahen uns kurz an und mussten so plötzlich lachen, dass sich Shadow lieber schnell wieder in seine hinterste Ecke verzog.
Zu viert liefen wir über den Hof zurück zum Stall. Shadow lief gelassen neben uns her und schaute sich neugierig auf dem Hof um. Wir mussten uns nun von Mali und Pen verabschieden und gingen in unseren Teil des Stalles weiter, wo die anderen schon dabei waren ihre Pferde für das Geländetraining fertig zu machen. Schnell holten auch Kasmir und ich unsere Putzsachen und machten uns an die Arbeit. Bella schnaubte erfreut, als ich zu ihr in die Box kam und ich freute mich, dass sie so gute Laune hatte. Dennoch blieb mir nicht allzu viel Zeit zum trödeln, denn ich hatte Geländetraining bei Ed und da musste ich nun nach gestern nachlegen.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...