Kapitel 59

491 38 1
                                    

"Wir sind hier Amber!", rief Kasmir und winkte wie wild. Sie saß mit meiner Familie, Emilio, Ed und Mali an einem langen Biertisch. Mit meiner großen Portion Pommes steuerte ich ihren Tisch an und ließ mich erschöpft neben meine Freundin fallen. "Ich bin fix und fertig", sagte ich kläglich und lehnte mich an ihre Schulter. Wir hatten nun eine große Pause, die Pferde standen versorgt in der Box und stärkten sich nun auch für die letzte Disziplin. Die Geländeprüfung. Nach dem A-Springen hatte ich noch nach Herrn Lenning Ausschau gehalten, aber hatte ihn nicht mehr entdeckt. "Ich auch", sagte Kasmir, ihr Gesicht war noch ganz rot und sie stahl sich eine meiner Pommes. Gutmütig schob ich meinen Papteller in unsere Mitte. Ed schüttelte nur den Kopf. "In eurem Alter bin ich so ein Tunier mit drei Krampen geritten und hab noch nebenbei die Pferde meines Chefs versorgt", brummte er nun und musterte uns kritisch. Auch Emilio sah müde aus, bediente sich dennoch auch an meinen Pommes. "Kann ja nicht jeder so talentiert sein wie du", murrte Kasmir und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Ja Talent ist eine Gabe", antwortete Ed und widmete seine Aufmerksamkeit dann wieder meinem Vater mit dem er sich ausgibig über irgendwelche neuen Autos unterhielt. "Hast du diesen komischen Mann vom Tierverband nochmal gesehen?", fragte mich nun meine kleine Schwester neugierig. Ich schüttelte den Kopf, "Nein. Obwohl er mich mit seinem blöden Klemmbrett ganz schön nervös macht" Meine Mutter lächelte mich mitfühlend an. "Mach dir keine Sorgen, du hast das so toll gemacht mit diesem Pferd", machte sie mir Mut, doch ich zuckte nur die Schultern. "Diese Leute halten sich manchmal für sehr wichtig", meinte Emilio nun bitter, "Verstehen nichts von unserem Sport aber wollen trotzdem ihren Senf dazu geben" "Naja, mit ein paar Dingen hatte er leider schon recht", warf nun Mali ein, "Shadow ist wirklich kein Anfängerpferd und gegenüber Fremden kann er schon... etwas ruppig sein. Aber ich finde, dass ist kein Grund ihn uns wegzunehmen, vorallem da wir ja daran arbeiten und niemanden gefährden" "Wer denen wohl das Video geschickt hat?", überlegte Lotta laut. Meine kleine Schwester war im Moment in einer kompletten Krimi-Phase und analysierte alles und jeden. Ich hatte ja einen sehr großen Verdacht, wer das Video geschickt haben könnte, doch ich hielt es für schlauer lieber nichts zu sagen. "Apropro ruppig", sagte nun Kasmir, "Hat jemand was von Will gehört oder ihn mal gesehen?" Ein Knoten machte sich in meinem Magen breit, auch wenn er mich heute morgen verteidigt hatte, so hatte ich noch immer das Gefühl, dass wir uns noch nicht vertragen hatten. Wir blickten nun Emilio an, doch der hob nur abwährend die Hände. "Fragt mich nicht", sagte er nun, "Wir teilen uns zwar das Zimmer, aber er ist gerade nicht so gesprächig" "Pen hat mir erzählt, dass er mit Dancer im Springen eine 7,8 hatte", meinte Mali nun. Ich riss die Augen auf, dass war großartig. Insgeheim ärgerte es mich, dass mein Freund mir diesen Erfolg nicht erzählt hatte. Aber waren wir überhaupt noch Freunde? Ein leichter Wind kam auf und ließ die Servierten vom Tisch wehen. "Bitte kein Regen oder starker Wind", jammerte Kasmir nun, "Apple Pie ist heute so super und es fehlt nur noch eine Disziplin" Wortlos schob ich die Pommes näher zu meiner Freundin. Ich hatte nur das Springen von ihr gesehen, dass wirklich gut gelaufen war. Auch bei Emilio hatte bis jetzt alles gut geklappt. Doch die Sache mit Will beschäftigte mich noch immer. "Was ist los Amber?", fragte Kasmir mich neugierig, da ich nur auf den Tisch gestarrt hatte. "Ich werde mit Will später reden, ich will wissen was los", antwortete ich und schnappte mir eine Pommes. Kasmir lachte. "Komm jetzt mach dich wegen dem nicht verrückt, ist doch sein Pech", versuchte Kasmir mich abzulenken. "Genau", kam es nun von Emilio, "Er verpasst doch hier den ganzen Spaß" "Welchen Spaß?", brummte Ed, "Bis jetzt ist noch keiner von euch im Dreck gelandet und der schwarze Esel hat sich auch benommen" Mit guter Laune aßen wir unser Essen und erzählten meinen Eltern von unseren Abenteuern in der Akademie. Viel zu schnell verging die Zeit und wir mussten wieder zu den Pferden. Meine letzte Prüfung stand bevor und ich betete, dass alles gut werden würde.

Obwohl das Springen noch nicht allzu lange her war, war Shadow mal wieder höchst motiviert. Nervös tänzelte er unter mir und ich hatte meinen Schaff ihn auf dem Wiesenweg zu halten. Vorhin, als ich ihn aufgewärmt hatte, hatte er die Baumstämme angezogen, als ob es breite Oxer wären. Mali lief neben mir her und versuchte mir Mut zu machen, doch ich blickte mich immer wieder nervös nach Herrn Lenning um. Doch der Mann war nirgends zu entdecken. Nun bogen wir auf die große Wiese ab, wo auch der Start war. Die Reiterin vor mir hatte ebenfalls ihre Probleme ihr Pferd in den Start zu bekommen. Der Start ähnelte einem kleinen Padock, doch das gruselige war die große digitale Uhr die im sekundentakt piepste. Natürlich ließ sich Shadow von dem Pferd vor mir sofort anstecken und schlug wild mit dem Kopf. Meine kalten Finger klammerten sich um die Zügel, hoffentlich würde ich den Wallach überhaupt bis zum Start bekommen. "Und sind sie und das Pferd bereit?", hörte ich auf einmal die Simme von Herr Lenning. Er kam nun über die Wiese und blieb mit respektvollen Abstand vor Shadow stehen. Ich biss die Zähne zusammen, um mich zusammen zureißen. "Er ist auf jeden Fall motiviert", sagte ich und gab Shadow Paraden. Plötzlichen erklang ein langes Piepen, das Startsignal für die Reiterin vor mir. Sofort jagte ihr Pferd los. Shadow machte erschrocken einen Satz nach vorne, als wollte er gleich mitrennen. Ich musste ordentlich gegenhalten, um ihn im Zaum zu halten. Herr Lennings Blick bohrte sich heiß wie Feuer in meinen Rücken. Eine Gänsehaut überzog mich und ich hoffte auch endlich starten zu dürfen. Wieder vernahm ich das Kratzen eines Bleistiftes auf Papier. Ich wendete mein Pferd und versuchte es auf und ab gehen zu lassen, aber Shadow hatte darauf keine große Lust. Mali stand bei Herr Lenning, ihr Blick fiel auf einen kleinen Laptop, der am Start stand und womit die Leute schauen konnten wie weit die Reiter waren. Ich betete das mein Vordermann schnell war. Schleppend verstrichen die Minuten und Shadow baute sich immer mehr auf. Endlich kamen die erlösenden Worte. "Die Startnummer 24 kann an den Start!", rief einer der Männer mir zu und musterte mein Nervenbündel von Pferd kritisch. Ich wendete Shadow zum Start, wo schon die die Sekunden anfingen runterzulaufen. Es waren noch 30.  Mali stand auf halben Weg zum Start und wartete auf mich. "Komm Shadow", sagte ich zu meinem Pferd und drückte ihm meine Waden in den Bauch. Langsam näherten wir uns dem Start. Das ticken der ablaufenden Zeit und das Kratzen von Herrn Lennings Bleistift borten sich in mein Gehör. Endlich hatten wir den Start erreicht. "Nur Mut Amber", sagte mir Mali zum Abschied. Doch als ich den Start betreten wollte stemmte Shadow wieder seine Beine in den Boden. Ich wusste, dass er umdrehen wollte und hielt gegen. Prompt fing der Wallach an vorne leicht hoch zu gehen. Panisch gab ich ihm nachdrückliche Paraden, jetzt bloß nicht steigen. Noch 10 Sekunden bis zum Start. Ich biss die Zähne zusammen, es war nur nch das Gelände. Energisch drückte ich weiter gegen Shadows Bauch. Ich wusste nicht wie, aber innerhalb der letzten drei Sekunden gelang es mir den Wallach in den Start zu bekommen. Ein langes Pipen erklang, aber anstatt anzugaloppieren ging mein Pferd vorne hoch.

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt