Kapitel 16

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Es war komisch gewesen den ganzen Tag nicht zu reiten, aber für die Pferde war es das Beste gewesen. Ich saß mit den anderen im Gemeinschaftsraum, das Abendessen war schon vorbei doch wir quatschten noch ein bisschen. Frau Lodrig hatte uns gesagt, dass sie noch etwas bekanntgeben wollte und ein paar befürchteten schon, dass jemand die Akademie verlassen musste. Ich ging eher optimistisch an die Sache heran. Wir warteten jetzt schon länger, ich hatte weder Frau Lodrig, noch Mali seit heute morgen gesehen. Ein ungutes Gefühl überkam mich nun doch. Endlich kam Frau Lodrig auf uns zu, einen Stapel Blätter in der Hand. Sie war wie immer elegant gekleidet. Ich bewunderte sie dafür, dass sie bei der ganzen Arbeit hier immer so ordentlich aussah. "So meine Lieben", sagte sie, als sie bei uns angekommen war, "Ich habe euch etwas mitgebracht" Damit ließ sie die Blätter auf den Tisch fallen und schaute erwartungsvoll in die Runde. Meine Hände gribbelten nervös und Kasmir stupste mich aufgeregt von der Seit an. "Wie jedes Jahr, wird es auch in diesem Jahr ab dem 13. September ein Vielseitigkeitstunier geben, wo alle Reiter aus den den umliegenden Akademin teilnehmen und sich messen. Unsere Reitschule hat in den letzten Jahren immer gut abgeschnitten, also erwarte ich das auch in diesem Jahr. Das Tunier geht 3 Tage, also vom 13. bis zum 15. und entspricht für euch der Leistungsklasse A. Da ihr alle auf A Niveau seit, aber niemand schon in höhere Klassen gestartet ist, kann man also gute vergleiche ziehen" Wildes getuschel ging los, wir alle freuten uns auf das Tunier und wollten unser bestes geben, um unsere Schule zu vertreten. "Ohje", wisperte Kasmir neben wir, "Ich muss dringend im Gelände üben, ich bin da noch nicht wirklich auf A Niveau" Sie war ganz aufgeregt. "Ich helfe dir", bot ich ihr sofort an und sie nickte erleichtert. Ich sah meine Schwäche eher in der Dressur, natürlich mussten wir, als wir uns für die Akademie eingeschrieben hatten, nachweisen, dass wir Tuniererfolge bis Klasse A hatten. Jedoch war ich nie wirklich viele Dressurprüfungen mit Bella gegangen, warum auch, ich wurde nie richtig bewertet. Aber irgendwie tat es gut zu wissen, dass wohl jeder hier irgendwo Schwächen hatte und wir uns alle in der gleichen Leistungsklasse befanden. "Dürfen wir auch mit mehreren Pferden starten?", fragte Megan nun. "Natürlich, wenn ihr ein zweites Pferd habt", antwortete Frau Lodrig geduldig, "Auf dem Zettel der gerade umgeht stehen alle wichtigen Informationen. Ihr werdet ab jetzt hart trainieren, damit wir unsere Schule so gut es geht repräsentieren" Ich rutschte auf meinem Stuhl herum. Ich freute mich total, jetzt würde es hier richtig losgehen. "Daddy wird mir ein klasse Pferd für die Dressur besorgen", sagte Megan gerade zu Lis. "Aber Golden Flashlight ist doch super in der Dressur", meinte Lis verblüfft. "Schon, aber ich will eins mit noch mehr Pep!", sagte Megan nur und schaute geringschätzig in die Runde, "So wie Malis neues Pferd, da dreht sich jeder um" "Red keinen Unsinn, mit einem Pferd wie Shadow könntest du doch sowieso nicht umgehen", gifte Kasmir sie an. Megan würdigte sie keines Blickes und sagte nur, "Hast du dir ihn mal angesehen? Der ist so abtrainiert, der hält ja keinen Tuniertag mehr durch" Ich schüttelte nur den Kopf, wie konnte jemand der so gut reiten konnte nur so arrogant sein? "Beruhigt euch meine Damen", sagte nun auch Frau Lodrig laut und hob beschwichtigend die Hände, "Natürlich seit ihr auch irgendwo Konkurenten, aber in erster Linie seit ihr bei diesem Tunier ein Team, also verhaltet euch auch wie eins. Die Unterrichtszeiten stehen jetzt immer auf der großen Tafel neben der Küche, werft also Abends immer einen Blick darauf. Wir werden von nun an vorallem an euren Schwächen arbeiten. So und jetzt geht in eure Zimmer und ruht euch aus, ab morgen weht hier ein etwas anderer Wind" Sie lächelte uns nochmal zu und ging dann davon. "War das jetzt ironisch gemeint?", fragte Emilio. Megan vertrete nur darüber die Augen und stolzierte aus dem Raum. "Megan will bestimmt kein Team mit uns sein", warf Kasmir grinsend ein. Ich lachte, "Nein eher würde sie wohl sterben" "Ach seht das doch nicht so eng", meinte Will beschwichtigend, "Ich kenne Megan schon länger, sie ist zwar super ehrgeizig, aber im Grunde auch nur unsicher und braucht wie wir alle auch mal aufmunterne Worte. Ihre Eltern setzen sie wirklich unter Druck" "Hast du Megan studiert oder was ist los mit dir?", lachte Emilio und klopfte ihm von hinten auf den Rücken. Wir lachten, aber irgendwie klang es bei mir gezwungen.

Die anderen waren schon auf ihre Zimmer gegangen, nur ich war nochmal zum Plan gelaufen um zu schauen, wann ich morgen ritt. Wie ich es erwartet hatte, würde ich morgen Dressurtraining bei Frau Lodrig haben. "Oh je, dass fängt ja gut an", murmelte ich vor mich hin. Plötzlich ging die Haustür auf und Mali trat herein, sie trug noch ihren Reithelm und sah wirklich müde aus. "Mali!", rief ich erfreut und ging auf sie zu. Als sie mich sah lächelte sie auch. "Wo warst du denn den ganzen Tag? Was hat der Arzt gesagt? Geht es dir gut?", sprudelte es aus mir heraus. Sie lachte nur, "Ja alles gut soweit, es wird wohl ein paar blaue Flecken geben und ich merke meine Hüfte beim laufen, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich bin eben noch meine Pferde geritten, da hatte ich fast keine Schmerzen" Ich war so erleichtert, dass ich sie am liebsten umarmt hätte. "Übrigens, danke für deine Hilfe heute morgen. Ich hoffe Shadow hat sich benommen", sagte sie nun zerknirscht. Ich wusste sie hätte ihn lieber selbst versorgt. "Das ist doch nicht der Rede wert", sagte ich also schnell. Nach einem Moment der Stille fragte ich sie ganz vorsichtig, "Wie geht es nun weiter mit Shadow?" Sie seufzte nur und schien es selbst nicht so ganz zu wissen. "Ich habe heute lange mit meinen Eltern telefoniert und auch mit Frau Lodrig gesprochen. Mir tut das Pferd wirklich leid und ich will ihm helfen, aber ich habe noch andere Pferde die ich trainieren muss, mir darf eigentlich nichts passieren" Ich verstand sie total, wenn sie sich irgendwas brach, wer würde dann ihre Pferde trainieren und ihre Berittpferde auf dem Tunier vorstellen? "Also lässt du es sein mit seinem Training?", fragte ich mitfühlend. "Oh nein auf keinen Fall", rief Mali nun bestimmt, "Ich reite aber vorher meine anderen Pferde" Ich lachte, so war Mali nunmal. "Vielleicht tut es Shadow ja gut, wenn er auch morgens auf die Koppel kann. Dann wäre er vielleicht ausgeglichener", überlegte ich nun. "Gute Idee, aber er müsste dann alleine stehen, meine Koppel ist momentan voll und niemand wird freiwillig sein Pferd zu ihm stellen. Und ich müsste ihn selbst rausstellen, ich möchte ihn keinem Stallarbeiter zumuten", sagte Mali nachdenklich. Leider war unsere Koppel mit vier Pferden auch schon ausgelastet. "Aber weißt du was", sagte Mali nun, die nochmal etwas länger über die Sache nachgedacht hatte, "Du hast recht, ich stelle ihn morgen früh mal raus. Das tut ihm bestimmt gut!" Ich nickte zufrieden. Wir verabredeten uns für den nächsten morgen, denn ich wollte unbedingt dabei sein. Müde ging ich zu meinem Zimmer, ab jetzt würde es hier wirklich anstrengend werden, aber ich war bereit. So bereit, wie vermutlich noch nie.

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt