Kapitel 14

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"Ho, ganz ruhig Shadow, da hast du aber was angestellt", sagte ich beruhigend und trat langsam auf das nervöse Pferd zu. Der Schaum tropfte ihm vom Maul und der Dampf der von ihm ausging verlohr sich im Wind. Mein Herz klopfte stark, doch ich zwang mich ruhig zu bleiben, als wäre es das normalste der Welt hier mit diesem Pferd zu stehen. Doch dann geschah das unglaublichste! Langsam und ganz zögerlich machte der Wallach einen kleinen Schritt in meine Richtung. Ich strahlte ihn freudig an, "Sehr gut, sehr gut. Du bist ein braver." Ich war nur noch einem Meter von Shadow entfernt. Adrenalin rauschte durch meinen Körper, der Wind ließ die Blätter rauschen, sonst war es still. Ich streckte die Hand nach vorne, die Welt hörte sich auf zu drehen. Es gab nur mich und dieses völlig verwirrte Pferd, dass noch nicht wusste, ob es Angst vor mir haben sollte oder nicht. Er senkte den Kopf etwas, kam noch ein bisschen näher an mich heran. Ich schaute auf meine ausgestreckte Handfläche, es war eine Spannung da, die nur wir spühren konnten. Plötzlich streifte seine Nase meine Hand. Ganz schnell und vorsichtig, als würde sie sonst sofort zerbrechen. Ich schaute auf. Shadow schaute mich an. Ich lächelte, "Na siehst du, ich tue dir nichts" So wild dieses Pferd eben noch beim reiten gewesen war, so ruhig war es jetzt, als hätte man einen Schalter umgelegt. Mein Herzschlag beruhigte sich wieder. Vorsichtig nahm ich seine Zügel, die Gott sei Dank, nicht kaputt gegangen waren. Er hielt ganz still. Ich sah die Anspannung in seinem Körper, bereit zur Flucht, als würde er denken, dass ich ihn schlagen würde. Behutsam hob ich die andere Hand. Er zuckte zusammen, blieb aber bei mir. Zu seiner Überraschung klopfte ich ihm bloß behutsam den nassen Hals. Die Spannung fiel von ihm, er senkte den Kopf und ich hörte nicht auf.

Auf dem Weg zurück zu den Stallungen, traf ich Ed. Frau Lodrig hatte ihm die Situation geschildert und ihn geschickt nach mir zu schauen, nun liefen wir gemeinsam den Weg zum Stall entlang. Ich erzählte auf Eds Nachfrage nochmal was vorgefallen war. Ed war auch so freundlich gewesen mir Arabella abzunehmen, die schon am Tor zum Platz auf Shadow und mich gewartet hatte. "Na da hat er aber gleich mal alles gegeben", sagte Ed nur, nachdem ich geendet hatte. "Ich hoffe nur Mali geht es gut", antwortete ich und schaute auf den Boden. "Das hoffe ich auch", meinte Ed nun ehrlich betroffen. Ich schaute ihn schräg von der Seite an. Er verdrehte die Augen, "Nicht auf die Art wie du denkst", giftete er mich an, "Wenn sie ausfällt habe ich mehr Arbeit" Ich schüttelte nur grinsend den Kopf. Shadow schnaubte neben mir und ich strich ihm kurz über den Hals. "Er scheint dich wirklich ganz gut leiden zu können", brummte Ed, "Vermutlich, weil du nicht so eine heiden Angst vor ihm hast" Ich sagte darauf nichts mehr. Was auch? Jedes meiner Worte hätte diesen Moment zerstört an dem mir Ed Weihöfer eine Art Kompliment gemacht hatte. Aber hatte Mali Angst gehabt? Ich konnte es mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Schließlich hatten wir den Hof erreicht und mittlerweile war dort schon etwas mehr Betrieb. Jedoch gingen die meisten schon wieder Richtung Haus, um zu Frühstücken. Ich sah eine Gruppe Jungs, die an uns vorbei Richtung Springplatz ritten. Sie winkten Ed zu, doch der nickte nur knapp. Warum war er immer so kalt? Fragen wollte ich ihn nicht, obwohl meine Neugier an mir nagte. Am Eingang vom Stall entdeckte ich Kasmir und Will, sie hatten mich vermutlich gesucht, denn Will sagte gerade: "Komisch Bella ist auch weg" Da entdeckte mich Kasmir. Ihre Augen wurden kugelrund und ihr klappte die Kinnlade runter als sie mich sah. "Was ist los?", fragte Will nun und drehte sich um, auch er machte große Augen. "Oh mein Gott Amber!", rief Kasmir entgeistert, "Was ist passiert, warum hast du Shadow? Wo ist Mali?" Ich wollte gerade antworten, da kam mir Ed zuvor: "Jetzt mal aus dem Weg ihr junges Gemüse, dass Pferd muss in die Box und versorgt werden." Schnell machten sie mir Platz, als ich mit Shadow näher kam. Ed drückte Will Bellas Strick in die Hand. "Dann hast'e wenigstens was zu tun, ich brauche jetzt Kaffee" Damit verschwand er. Wir blickten ihm verdutzt nach, dann lachten wir. "Das kann nur das Original", japste Kasmir. Ich nickte lachend, ich konnte darauf nichts sagen. Unsanft stieß mich ein Pferdekopf in die Seite. "Ist ja gut, du willst Aufmerksamkeit, was?", sagte ich belustigt zu Shadow. Doch den Stall zu betreten dauerte mal wieder. Nur mit viel locken und gutem Zureden kam Shadow zögerlich mit. Will war schon netterweise losgegangen und brachte Bella für mich weg. "Was der wohl im Stall erlebt hat, dass er so Angst hat reinzugehen?", meinte Kasmir nur nachdenklich, als wir endlich in den Reitlehrertrackt abbogen. "Ich glaube nichts gutes", erwiederte ich unglücklich und strich behutsam über Shadows Hals. Kasmir verabschiedete sich fürs erste von mir, sie wollte unseren Tisch am Fenster freihalten, damit ich alles erzählen konnte. Mir war es nur recht, nach der Aufregung brauchte ich ein Frühstück. Ich ging mit Shadow in seine Box und nahm ihm das Halfter ab. Ohne mich noch eines Blickes zu würdigen drehte er sich seinem Futtertrog zu. Ich lachte, es war doch immer das gleiche mit den Tieren. "Das du noch Appetitt hast", sagte ich streng zu ihm, doch er ignorierte mich. "Er braucht wohl Kraft für seine nächsten Schandtaten", meinte Will, der plötzlich an der Boxentür stand. Ich grinste und kam zu ihm raus. "Wenn du mich fragst, hat er einfach nur Angst. Er denkt ständig man will ihm etwas tun. Kein Wunder, dass er sich so aggressiv verhält, vorallem wenn Menschen in seiner Nähe so angespant sind" Will dachte kurz nach. Ich warf Shadow noch einen letzten Blick zu, bevor ich seine Boxentür schloss. "Und du hast keine Angst?", fragte mich Will jetzt. Ich schaute in seine grünen Augen, die so offen und ehrlichen waren, dass mir ganz schwindelig wurde. "Nein", sagte ich fest, "Habe ich nicht" Damit verließen wir den Stall und gingen Richtung Haupthaus.

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt