Black Shadow - Gefunden

Kapitel 48

Nach mir kamen noch 15 Starter, darunter auch Megan. Ich hatte Bella wieder zum Transporter gebracht und ihr die Trense abgenommen, um sie am Halfter anzubinden und ihr Wasser zu geben. Will und Noah hatten mich schon erwartet und beglückwünschten mich nun. "7,5 bei diesem Pacours ist der Wahnsinn!", meinte Will gerade, "Damit hast du dich für die hessischen Meisterschaften qualifiziert!" Ich klatschte begeistert in die Hände und hüpfte auf der Stelle, ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich hatte so viel gearbeitet und war dann eigentlich mit einem erst schlechten Gefühl in die Prüfung geritten, aber dann war plötzlich alles vergessen gewesen. "Damit bist du bestimmt platziert", sagte auch Noah mit Bewunderung in der Stimme, "Wahrscheinlich sogar sehr weit vorne" Auch wenn ich vor Glück hätte platzen können, wollte ich mich noch nicht zu sehr festlegen und versuchte dennoch ruhig zu bleiben. Rosi hatte uns allen eine Flasche Wasser aus dem Transporter geholt und kontrollierte nun die Wassereimer der Pferde, es war schon jetzt ziemlich heiß. Die Sonne brannte erbarmungslos vom wolkenklaren Himmel, kein Lüftchen wehte.

Wir mussten nicht mehr lange warten bis Megan mit Marko und Mali kam, sie sah hochzufrieden aus und lächelte vielsagend in die Runde. "Und wie liefs bei dir?", fragte Will, als Megan schwungvoll abstieg. "Es war ganz in Ordnun, wir hatten eine 7,2", sagte sie nun und blickte mich mal wieder geringschätzig an. Ich musste wir ein grinsen verkneifen, wusste sie etwa nichts von meiner Traumnote? Rosi war sofort Feuer und Flamme, "Wie schön! Herzlichen Glückwunsch Megan, dann haben wir ja nun doch zwei die sich schon für die hessischen Meisterschaften qualifiziert haben" Megans Blick flackerte kurz, sie war eindeutig nicht auf dem neusten Stand. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich grinsend gegen unseren Transporter, um die Show zu genießen. "Wer fährt denn noch?", fragte Megan nun verdutzt, ich konnte deutlich sehen, wie es in ihrem Kopf zu rattern anfing. "Na Amber", sagte nun Mali und musterte Megan schräg, "Übrigens du liegst mit Bella immer noch in Führung und es kommen nur noch vier Teilnehmer" Ich musste mir auf die Lippe beißen um nicht laut zu lachen, denn Megans Blick war einfach göttlich! Sie drehte sich langsam zu mir um, Unglaube stand ihr ins Gesicht geschrieben. "Du bist die Führende mit 7,5?", fragte sie nun, ihre Augen waren kugelrund. Neid blitzte darin auf. Ich zuckte nur die Achseln, "Es war ganz in Ordnung" Ich wusste, dass ich Megan damit wunderbar provozieren konnte. Sie presste die Lippen zusammen und rang sich zu einem Lächeln ab, "Oh, dass freut mich aber für dich. Da musst du ja wirklich mächtig Eindruck hinterlassen haben" Nun grinste ich sie breit an, fast hätte sie sich an ihren eigenen Worten verschluckt. Eine gewisse Genugtuung breitete sich in mir aus, sie hatte mich maßlos unterschätzt und mich nicht ernstgenommen. Ab jetzt würde sie mich wohl doch für voll nehmen. "Ein Pferd wie Bella, dass so eine außergewöhnliche Farbe hat, vergisst man auch nicht so schnell", meinte nun Marko und klopfte mir anerkennend über die Schulter, "Und nun kommt wir schauen uns die letzten Reiter noch an und drücken ihnen die Daumen, dass sie ordentlich die Stangen purzeln lassen" Damit schlenderten wir lachend zur Arena, nur Mali und Rosi blieben bei den Pferden. Ich konnte es immer noch nicht fassen, ich hatte gute Chancen mich oben zu plazieren!

Ich zitterte am ganzen Körper, als nun der Vorletzte Starter in den Pacours ritt. Die beiden vor ihm waren nicht an meine Wertnote herangekommen und so gehörte die Führung nach wie vor mir. "So guckig wie das Pferd ist, schmeißt der bestimmt was", sagte nun Will beschwörend und beobachtete mit festem Blick den Jugen mit dem braunen Pferd, dass gerade den ersten Sprung ansteuerte, wo es auch promt die Stange riss. "Ja!", freute sich Will und rüttelte begeistert meine Schultern. "Amber Kessler?", hörte ich auf einmal eine mir unbekannte Stimme hinter mir und drehte mich um. Ein älterer Mann musterte mich freundlich, er trug einen roten Anzug mit gelber Krawatte. Seine Haare fingen schon an zu ergrauen, doch er blickte mich aus freundlichen Augen an. "Ja, dass bin ich", erwiderte ich freundlich, "Kann ich Ihnen weiter helfen?" Lachfältchen kamen um die Mundwinkel des Mannes zum Vorschein, was ihn mir sofort symphatisch machte. "Ich bin Herr Winkler", stellte sich mir der Mann vor, "Ah, hallo Marko, hätte ich mir ja denken können, dass das Mädchen bei euch in der Akademie reitet" Marko lächelte den Mann breit an, als würden sie sich schon ewig kennen. "Jochen", rief er nun auch schon und schüttelte dem Mann die Hand, "Ich habe schon nach ihnen Ausschau gehalten, wie geht es deiner Frau?" Herr Winkler lachte, "So weit so gut, wirbelt immer noch über den Hof und macht und tut" Marko nickte zufrieden, "Das ist schön zu hören und du suchst nun nach neuen Talenten?" "Genau und ich muss sagen ich bin angenehm überrascht", antwortete Herr Winkler freundlich und musterte wieder mich, "Sie haben da ein wirklich außergewöhnliches Pferd, dass bleibt einem im Kopf. Das war vorhin wirklich eine sauberer Runde, alle Achtung" Ich wurde etwas rot, bei diesem ganzen Lob. "Vielen Dank, dass freut mich zu hören. Es war schon lange mein Traum einmal bei den hessischen Meisterschaften mitzureiten und nun ist er zum greifen nah", sagte ich und konnte mein Strahlen nicht unterdrücken. "Das freut mich zu hören", erwiderte Herr Winkler nun, "Und das wollte ich auch natürlich so hören. Sie müssen wissen, ich habe selbst eine große Anlage, der Reitsport ist und bleibt meine Leidenschaft. Daher geben meine Frau und ich auch regelmäßig Lehrgänge an den Wochenenden, natürlich nur Leuten in denen wir das Potenzial sehen. Hätten sie nicht Lust am nächsten Lehrgang teilzunehmen?" Mir klappte der Mund auf, war ich gerade wirklich eingeladen worden? "Gerne", stotterte ich, "Das würde ich wirklich gerne" Herr Winkler wirkte zufrieden, "Dann steht das also. Ich werde auch beim Tunier der Akademien im September dabei sein und freue mich Sie dort wieder reiten zu sehen" "Dort werde ich aber nicht mit Bella starten", klärte ich Herr Winkler schonmal auf. Der wirkte erst ein bisschen verwirrt, aber zuckte dann die Achseln, "Das macht nichts, dann seh ich gleich wie vielseitig Sie sein können. Ich freue mich Sie wieder zu sehen" Damit winkte er mir nochmal zu und verschwand dann wieder in der Menge. "Herr Winkler ist eine ganz große Nummer im Reitsport", wisperte mir Will zu, Bewunderung klang in seiner Stimme mit, "Bei ihm kannst du eine ganze Menge lernen" Mein Herz klopfte wie wild, dass war alles so aufregend. Hoffentlich war dies alles kein Traum, obwohl in einem Traum würde mir Megan nicht wieder solche bösen Blicke zuwerfen.

"Die Prüfung gewinnt mit einer Wertnote von 7,5 die Startnummer 134 Amber Kessler mit ihrer Stute Arabella, herzlichen Glückwunsch!" Lauter Applaus erklang, als ich nun mit Bella nach vorne trabte. Ich hatte es geschafft! Überglücklich klopfte ich Bella den Hals, als sie nun die goldene Schleife an die Trense gesteckt bekam. "Ein sehr schöner Ritt und ein sehr schönes Pferd", sagte nun ein Richter zu mir und reichte mir die Hand. Mit einem Strahlen nahm ich alle Beglückwünschungen entgegen und ließ mich von den Fotografen fotografieren. Es war ein unbeschreiblicher Moment, so dass ich gar nicht wusste welche Emotionen ich gerade spüren sollte. Mir war nach lachen und weinen zumute. Endlich durften wir zur Ehrenrunde aufbrechen. Im leichten Sitz jagte ich mit Bella über den Platz, die Zuschauer flogen nur so an mir vorbei, Musik drang aus den Lautsprechern. An der großen Leinwand sah ich mich, wie ich überglücklich mit meiner Stute unsere letzte Runde drehte. Für einen ganz kurzen Moment schloss ich die Augen und gab mich der Atmosphäre hin, die mich umgab. Gerade war alles perfekt und ich hoffte, dass sich mein Schicksal nicht noch was übles überlegte oder Megan.