"Alles in Ordnung bei Kasmir?", fragte Will. Er und Emilio hatten sich zu mir, Pen und Molly gesellt. "Ich denke sie ist mit einem Schrecken davon gekommen", antwortete ich und richtete dann meine Aufmerksamkeit auf Molly, "So, dann einmal aufsteigen" Sie strahlte mich breit an, als ich plötzlich die Stimme ihrer Mutter vernahm. "Und dein Pferd ist wirklich brav?", fragte sie besorgt. Sie und ihr Mann waren jetzt auf uns zu gekommen. Ich lächelte sie gutherzig an, "Ich kenne kein Pferd, dass braver ist" Damit mussten sich Mollys Eltern jetzt wohl oder übel zufrieden geben, denn Molly hatte sich schon in den Sattel geschwungen. Nun strahlte sie von oben auf uns herab. "Geht das von den Steigbügeln?", fragte ich sie und schaute gleichzeitig, ob die jetzigen gleichlang waren. "Sie sind etwas kurz", antwortete Molly zaghaft. Pen lachte, "Du sitzt jetzt auch in einem Springsattel, da sind die Bügel immer kürzer" Molly nickte nur kurz und ritt dann im Schritt an. Ein leichter Wind wehte und es roch nach Sommer und Pferden. Kasmir ritt nun auch am langen Zügel über den Platz. Apple Pies Fell war komplett durchnässt und sie war laut am Schanufen. "Na, was habt ihr den vor?", fragte Ed neugierig, "Willste deinen Gaul verkaufen?" Ich schnappte nach Luft, "Auf gar keinen Fall! Bella wird für immer bei mir bleiben" Ed verdrehte die Augen. "Warum sitzt dann das Mädchen drauf?", fragte er. In kurzen Sätzen schilderte ich ihm, warum Molly nach einem guten Lehrpferd suchte. Ed nickte nur, "Da hat sie ja mit Bella eine gute Chance" "Ja, dass denke ich auch, aber ich glaube ihre Eltern sind ein bisschen ängstlich was das Reiten betrifft...", antwortete ich leise und schillte kurz zu Molly und Bella, die ihre friedlichen Schrittrunden drehten. "Ihr bekommt das schon hin", antwortete Ed, winkte nochmal kurz und verließ dann den Platz. Kasmir ritt auf mich zu und stieg vor mir ab. "Wirklich alles gut?", fragte ich sie besorgt. Kasmir nickte, "Ja, ist halb so schlimm. Schließlich war es auch mein Fehler, ich hätte weiter reiten sollen" Apple Pie stand mit hängendem Kopf und nassem Fell neben uns. Die sonst so aufgeweckte Stute zuckte nicht mehr mit der Wimper, so müde war sie. "Ich glaube morgen springe ich sie lieber nicht", meinte Kasmir und klopfte ihr den Hals, "Wollen wir morgen ausreiten?" Ich strahlte, "Du meinst, um die Kondition der Pferde zu stärken?!" "Klar... sicher", antwortete Kasmir gedehnt und wir lachten. Wir machten noch eine grobe Zeit aus, dann verschwand sie mit Apple Pie vom Platz.
Es war ein komisches Gefühl jemand anderes auf meinem Pferd sitzen zu sehen. Noch komischer war es jedoch, dass ich in der Mitte stand und jemand anderem Anweisungen geben sollte. Die Horde, die vorhin noch am Reitplatz gesatanden hatte, hatte sich so gut es ging aufgelöst. Nur noch Pen, Will und Mollys Eltern waren da. In der Ferne sah ich sogar Mali, die sich auch auf dem Weg zum Platz gemacht hatte. Ich atmete nochmal tief durch. Niemand erwartete jetzt von mir, dass ich eine mega Dressurstunde hinlegte. Aber ich kannte mein Pferd am besten und musste hinterher entscheiden, ob ich wollte, dass Molly Bella ritt. Ich atmete nochmal tief durch, dann machte ich ein paar entschlossene Schritte auf die beiden zu, um nicht über den ganzen Platz schreien zu müssen. "Wenn du magst, kannst du sie auch mal antraben", sagte ich nun zu Molly, "Bleib am besten hier unten auf dem Zirkel, hier hast du mehr Platz, da hier nicht so viele Sprünge im Weg stehen" Molly nickte, an ihrem Gesicht sah ich, wie konzentriert sie war. "Du musst wirklich keine Angst haben, Bella ist ganz brav und jetzt eh müde", machte ich Molly Mut, "Nimm die Zügel etwas mehr auf und dann gehts los" Molly setzte sofort um, was ich ihr gesagt hatte und trabte an. Die ersten Runden waren noch etwas wackelig und Bella war unter ihrem normalen Tempo, aber von Runde zu Runde wurden die beiden sicherer zusammen. Ich gab mir große Mühe Molly hilfreiche Tipps zu geben. Die Anspannung löste sich von meinen Schultern und geriet schon fast in eine Art Euphorie. Es machte unheimlich viel Spaß mit den beiden zu arbeiten. Mit jeder Minute die verstrich wurde ich selbstbewusster und meine Stimme klang nicht mehr so dünn und leise. "So und jetzt galoppierst du sie zur Bande hin an", sagte ich laut, "Bereite sie außen kurz vor, dann hinsetzen und Galopphilfe. Sehr gut!" Schon galoppierten die beiden um mich herum. Für ihr Alter hatte Molly schon eine sehr ruhige Hand, sie war mit den Zügelhilfen immer vorsichtig und auch ihr Sitz war schon sehr gut entwickelt. Auch wenn Bella nicht am Zügel lief, so störte Molly sie nicht im Maul oder plumpste ihr in den Rücken. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte ich auch nicht gewusst, ob ich dem ganzen zugestimmt hätte. Bella war alles andere als ein Schulpferd. Ich ließ die beiden einen Wechselspringen, was Bella im schlaf und am halblangen Zügel machte und ließ die beiden dann in Ruhe. Molly parrierte Bella, nachdem sie noch eine Runde ganze Bahn mit ihr galoppiert war, zum Schritt drch und ließ ihr die Zügel lang. Mit einem großen Strahlen im Gesicht klopfte sie meiner Stute den Hals und winkte ihren Eltern wie wild zu, zu denen ich mich jetzt gesellte. "Das hast du wirklich schön gemacht, Amber!", rief Pen begeistert und strahlte dabei fast genauso wie Molly. "Ja, dass hast du wirklch", pflichtete Mollys Mutter Pen bei, "Vielen Dank, ich bin so froh, dass Molly wieder lacht, nachdem sie so unglücklich war" Ein gribbeln zog sich durch meinen Körper und ich glaubte etwas rot zu werden. "Nicht der Rede wert", sagte ich bescheiden, woraufhin mir Mollys Mutter schon widersprechen wollte, doch Molly war nun mit Bella bei uns angekommen. "Danke, danke, danke Amber!", jubelte sie, "Bella war so lieb und so brav, dass hat so viel Spaß gemacht!" Schon klopfte sie Bella wieder überschwänglich den Hals, die aber wieder nur mich im Kopf hatte und ihren Kopf an mich lehnte. "Gerne doch", antwortete ich, "Ich sehe auch von meiner Seite aus kein Problem, dass du Bella nicht reiten kannst" Der letzte Teil meines Satzes ging in Mollys Jubeln unter, glücklich klopfte sie Bella den Hals, als wir nun alle zusammen wieder nach oben Richtung Stall liefen. Dabei redete sie wie wild auf ihre Mutter und Pen ein, die wie zwei kleine Fans neben ihr her tippelten. Will hatte mir einen Arm über die Schulter gelegt und zusammen schlenderten wir hinter den anderen her. "Sehr coole Aktion Amber", sagte er nun gut gelaut zu mir und ich lachte, "Schade, dass Prinz so heiß wird, sonst würde ich auch glatt ein kleines Mädchen oder einen kleinen Jungen glücklich machen" Ich stieß ihm lachend mit meinem Ellenbogen in die Seite. "Mit deinem Ungeheuer verjagst du ja noch die Kinder", neckte ich ihn, woruafhin er mich lachend ein Stück wegschubste. Auf einmal ließ sich Mollys Vater zu uns nach hinten fallen. "Wir sind dir wirklich dankbar Amber", sagte er nun ernst zu mir, "Aber wie können wir uns nur erkenntlich zeigen? Du wirst doch sicher was verlangen?" Fast wären mir die Augen aus dem Kopf gefallen. "Oh nein!", erwiderte ich und musste nach Luft schnappen, "Ich mache das gerne und möchte wirklich kein Geld dafür, Herr..." Wie war nochmal sein Name gewesen? "Herr Steinmeier, aber bitte, wenn du uns so einen großen Gefallen tust, ich bin der Walter und meine Frau ist die Nathalie" Ich lächelte, "Na dann, dass ist wirklich kein Problem Walter"
Der Tag war einfach wie im Flug vergangen. Ich war die Letzte, die noch im Stall war um nach dem rechten zu schauen. Schnell warf ich Bella noch eine Möhre in den Trog und verließ dann den Stall. Gleich würde es noch Abendessen geben. Die Sonne hing noch hoch am Himmel, doch das Licht wurde schon wärmer. Ein Schwarm Vögel flog über mich hinweg und ließ mich kurz innehalten. "Das war heute wirklich großzügig von dir", hörte ich eine Stimme hinter mir. Erschrocken drehte ich mich um, doch es war nur Mali, die auf mich zukam. Sie hatte wohl gerade ihre Stute Goldi von der Koppel geholt. "Man hilft, wo man kann", antworte ich und kam ihr entgegen. "Wenn die Einstellung nur jeder hätte", meinte Mali und lächelte. Goldi kam mir mit ihrem Kopf entgegen und ließ sich streicheln. "Ja, dass wäre schön", antwortet ich, "Aber ich glaube, morgen macht Bella mal eine Pause und wir reiten die Dressurstunde wann anders" Mali nickte, "Oder du reitest die Stunde morgen auf Goldi" Ich glaubte mich verhört zu haben, mein Mund wurde kurz trocken. "Was?", fragte ich verdattert. Mali lachte, "Du hast mich schon verstanden und wenn du mit Shadow klarkommst, dann auch mit Goldi" Ich brachte fast keinen Ton heraus, "Okay, klar danke...", stammelte ich. "Gut", nickte Mali zufrieden und wannte sicht zum Gehen. Ich stand noch immer da, als sie sich zu mir umdrehte, "Man hilft wo kann... Das gefällt mir!", damit ließ sie mich stehen und brachte mein Pferd für morgen in den Stall.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...