Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als ich Bella zurück auf ihre Koppel brachte. Ich hatte ihren Hals und ihre Beine abgewaschen und kleine Wasserperlen tropften nun von ihr herab. Immer wieder gingen mir Megans Worte durch den Kopf. Hatte sie recht mit dem was sie gesagt hatte? Hatte man nur eine Chance auf Tunieren, wenn man ein super ausdruckstarkes Pferd besaß? Und wenn Golden Flashlight schon in der Masse untergehen würde, wie wäre es dann bei Bellla? Gedankenverloren strich ich über den nassen Hals meines Pferdes, wieso quälten mich schon so lange diese Fragen? Seit ich hier war hatte ich ständig das Gefühl nicht gut genug zu sein. Aber dann gab es wieder viele Momente, wo ich hier so glücklich war, dass mir ein solcher Gedanke absurd vorkam. Musste ich nicht stolz sein, dass ich hier war? Immerhin hatten sich viele für die Akademi beworben und von der langen Bewerberliste war ich ausgewählt worden. Das konnte ja nicht nur Glück gewesen sein.
Wir näherten uns langsam den Koppeln. Das Gras stand noch hoch und ein paar Insekten schwirten umher. Auf unserer Koppel war nur Anyway, aber den störte es nicht im geringsten dort alleine zu stehen. Als Bella nun aber entdeckte hob er den Kopf und kam zu uns ans Gatter getrabt. Ich lächelte den braunen Wallach an. Emilio hatte wirklich Glück, ein so schönes Pferd zu besitzen. Ich öffnete das Gatter und löste Bellas Strick. Sofort lief sie zu Anyway. Sie beschnupperten sich kurz und begannen dann Fellpflege zu betreiben. Doch nach einer Weile fanden sie das Gras doch interessanter und gingen grasend ans andere Ende der Koppel. Ich blickte ihnen nach, Bellas nasses Fell glänzte in der Sonne und ihre weißen Abzeichnungen leuchteten hell. Anyway schüttelte erst den Hals und begann sich dann ausgibig zu wälzen. Ich musste grinsen, bei dem Staubloch, dass sich Anyway ausgesucht hatte, würde sich Emilio freuen. Plötzlich wurde ich von einem Grummeln aufgeschreckt. Es war ganz nah und ich drehte den Kopf langsam zum Zaun der Nachbarkoppel. Shadow stand dort und schaute mir entgegen. Sein Fell war erdig und er machte einen langen Hals in meine Richtung. Ich lachte, verließ Bellas Koppel und ging zum Gatter von Black Shadows Koppel. Der Wallach kam mir entgegen geschlendert und blieb dann nahe am Zaun stehen, um sich streicheln zu lassen. Ich strich ihm über den Hals. "Na, ist dir langweilig?", fragte ich den Wallach, doch der hatte seine Aufmerksamkeit etwas anderem geschenkt und starrte star an mir vorbei. "Er kann dich wirklich gut leiden?", hörte ich eine Stimme sagen. Da ich sie nicht so recht zuordnen konnte, drehte ich leicht den Kopf. Noah kam mir ein Stück entgegen. Ich schämte mich etwas, dass ich seine Stimme nicht erkannt hatte, obwohl wir im gleichen Jahrgang waren. Ab jetzt würde ich sie mir besser einprägen. "Du bist nicht der Erste der das so sieht", lächelte ich Noah an, ohne aufzuhören Shadow zu streicheln. Noah betrachtete Shadow nachdenklich. "Es macht mich traurig zu sehen, wie ein so tolles Pferd enden muss. Das hat er nicht verdient", sagte er nun und kam näher. Ich nickte nur, egal was Shadow passiert war, es hatte den Charakter des Pferdes maßgeblich verändert. "Ich würde ja gerne helfen, aber ich weiß nicht wie", gestand ich Noah, der mir aufmerksam zugehört hatte. "Ich hatte gehofft sowas zu hören", ließ uns eine dunkle Stimme erschrocken herum fahren. Ed stand nur wenige Meter hinter uns. Wann war er gekommen? Ich blickte mich nach Noah um, doch der war verschwunden. Komisch. "Ich glaube du hast Noah verschreckt", sagte ich tadelnt zu Ed, der sich zu mir an den Zaun stellte und Shadows Hals klopfte. Wieder grummelte der Wallach freundlich und saugte die Zuneigung förmlich auf. "Ach Noah", sagte Ed und zuckte nur die Schultern, "Der ist doch sowieso bei jeder Kleinigkeit verschwunden" Ich verdrehte die Augen. "Das ist gemein", brummte ich, doch Ed schien das nicht wirklich zu tangieren. "Willst du Shadow schon reinholen?", fragte ich Ed also und zog einen Erdklumpen aus Shadows Mähne. Ed schüttelte nur den Kopf und betrachtete erst das Pferd und dann kurz mich. "Warum bist du dann hier?", harkte ich nach. "Bist du immer so neugierig?", fragte Ed etwas genervt, doch diesmal zuckte ich nur die Schultern und grinste ihn dann breit an. Sollte er doch am eigenen Leib fühlen wie es war, nie eine richtige Antwort zubekommen. "Eigentlich habe ich nach dir gesucht", sagte er nun und musterte mich aufmerksam. "Nach mir?", fragte ich verblüft. Hatte ich mich gerade verhört? "Ja nach dir", sagte Ed entschlossen, "Ich will dir vorschlagen, dass du Shadow reitest" Ich starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Was hatte er da gerade gesagt? Ich sollte Shadow trainieren? "Aber... das kann ich nicht...", stotterte ich erschrocken. Wie sollte ich dieses Pferd reiten, wenn selbst Mali von ihm gestürzt war? "Wieso kannst du das nicht?", harkte Ed grimmig nach. "Also ich kann es nicht alleine", stottete ich immer noch überrumpelt. Ed lachte nur. "Ich würde dich auch nicht kopflos los reiten lassen", sagte er, "Ich würde dir Unterricht geben" Ich musterte ihn, wo war der Harken bei der Sache? "Warum reitest du ihn nicht selbst?", fragte ich und legte den Kopf schief. "Er soll lieber deine Knochen brechen, als meine", sagte Ed nur, ohne mich überhaupt anzusehen. Ich dachte darüber nach, wollte ich dieses Pferd reiten? "Was ist, hast du schiss?", fragte Ed nun und zog eine Augenbraue hoch. "Nein", sagte ich ehrlich, "Aber ich weiß nicht, ob Mali das erlauben würde. Und was wäre wenn ich mir auch was brechen würde, was wäre dann mit Bella? Wie sollte ich dann hierbleiben können, wenn ich nicht reiten könnte?" Ed musterte mich so, als hätte ich was total banales gesagt. "Also um Mali mach dir keine Sorgen, ich werde mit ihr reden", sagte Ed, "Und du wärst nicht die erste Reitschülerin die sich hier was bricht. Dadurch wirst du hier nicht automatisch rausgeworfen, mach dir da mal keinen Kopf" Ich nickte langsam, dass war schonmal gut zu wissen. Da ich darauf nichts mehr erwiderte, stieß sich Ed vom Gatter ab und klopfte mir kurz auf die Schulter. "Dann ist es also gesetzt, morgen früh geht es los", sagte er zufrieden und schlenderte den Weg zurück Richtung Koppel. "Warum überhaupt ich?", rief ich ihm nach. Er drehte sich noch einmal kurz um. Shadow stieß mir von hinten gegen die Schulter, weil ich aufgehört hatte ihn zu streicheln. "Deswegen", sagte Ed nur und nickte in Shadows Richtung, dann verschwand er den Weg entlang. Ich blickte zu Shadow, der mich aus dunklen Augen musterte. "Komm ja nicht auf die Idee mich abzuwerfen", grinste ich ihn an. Doch zu meinem erstaunen regte der Wallach nur den Hals in meine Richtung damit ich ihn weiterstreichelte.
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Black Shadow - Gefunden
PertualanganDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...