Kapitel 63

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Es war schon dunkel, als ich nocheinmal den Wiesenweg entlang ging. Es war das letzte mal, dass die Pferde über Nacht draußen stehen würden. Ein leichter Wind wehte und überzog meine Arme mit einer Gänsehaut. Wie von selbst trugen mich meine Beine zu einer ganz bestimmten Koppel. Auch im dunkeln, konnte ich die Umrisse eines schwarzen Pferdes erkennen das immer näher auf mich zu kam. Als es kurz vor mir war, wurde seine weiße Blesse sichtbar. Ich lächelte den Wallach an, der sich nun von mir streicheln ließ. Unsere Reise war zuende, ab morgen würde Mali wieder das Training übernehmen. Ich musste mich mit Bella jetzt intensiv auf die hessischen Meisterschaften konzentrieren und natürlich auf den Lehrgang von Herrn Winkler. Eine Aufregende Zeit stand mir bevor und ich merkte, wie ungeduldig ich mal wieder war. Aber auch wie traurig, ich würde es vermissen dieses verrückte Pferd zu reiten. Ein Pferd, dass mich über meine gedachten Grenzen gebracht hatte. Shadow sah mich aus ruhigen Augen an, es bedeutete mir so viel, dass mir dieses Pferd sein Vertrauen schenkte. "Na", sagte ich zu ihm und strich Shadow langsam über den Kopf, "Bist du auch ein bisschen traurig, dass unsere Zeit vorbei ist?" Shadow sah mich nur weiter an, es hatte etwas tröstliches, dass er ganz ruhig war. Ich atmete aus, ich würde weiterhin nach ihm schauen. "Vielleicht lässt uns Mali ja manchmal noch ausreiten", sagte ich nun zu dem Pferd und reusperte mich. Ich hätte nicht gedacht, dass mir das alles so nah ging. "In jedem Fall!", unterbrach mich nun eine Stimme von hinten. Erschrocken drehte ich mich um, doch es waren nur Mali und Ed die hinter mir standen. "Ich bin gleich weg", sagte ich und klopfte Shadow nochmal den Hals, "Ich wollte nur nochmal nach ihm sehen, ob er auch wirklich noch auf seiner Koppel steht" Ich strich dem Wallach ein letztes mal über den Hals, dann drehte ich mich um und schob mich an Mali und Ed vorbei. "Amber warte", sagte Mali schnell und ergriff mein Handgelenk, "Hast du wirklich gedacht ich lass dich so davon?" Ich schaute sie verwirrt an, was meinte sie? Mali lächelte, dass konnte ich selbst in der Dunkelheit sehen. "Wie meinst du das?", fragte ich unsicher und schaute zu Ed, der ebenfalls grinste. Was heckten die beiden nur aus? "Du wirst nicht gehen, bis du mir gesagt hast an welchen Tagen du Shadow reiten willst?", sagte Mali und schaute mir lächelnd in die Augen. Mein Herz setzte kurz aus. Hatte ich mich gerade verhört? "Was?", fragte ich verwirrt. Ed lachte auf und schüttelte nur den Kopf, ihn schien das Schauspiel wirklich zu amüsieren. "Du hast so viel getan", sagte Mali nun, "Und da du ja nicht das Geld für einen Kauf hast dachte ich mir, dass eine Reitbeteiligung doch ein guter Anfang wäre" Mir stockte kurz der Atem. Hatte sie da gerade etwas von kaufen gesagt? Hätte sie ihn mir verkauft? Natürlich wäre das nicht gegangen, dann hätte ich Bella und den Hof meiner Eltern verkaufen müssen. "Meinst du das ernst?", fragte ich ungläubig, hoffentlich war das gerade nicht alles ein Traum. "Natürlich ist das mein Ernst!", rief Mali jetzt, "Als ob ich es übers Herz bringen würde dich ihn nicht mehr reiten zu lassen. Ihr habt zusammen bis zum Ende gekämpft, aber ich bin nicht euer Feind, ich bin euer Freund" Ich brachte keinen Ton heraus. Tausend Emotionen prasselten auf mich ein. War es gerade Tag oder Nacht? Ich wusste es nicht mehr. "Ich hab doch gesagt, die will den Gaul nicht reiten", sagte Ed nun belustigt und zog die Schultern hoch. Erst jetzt erwachte ich aus meiner Starre. "Und ob ich das will!", rief ich nun empört und musste erleichtert auflachen. "Dann ist ja gut", sagte Mali glücklich und betrachtete ihr Pferd, dass noch immer am Zaun stand und uns musterte. Ich zog die Luft ein, es roch nach Gras und Pferden. "Und jetzt abmarsch in dein Zimmer", zerstörte Ed den Moment, "Morgen gehts endlich wieder los. Schluss mit faulen Tuniertagen, es wird wieder was getan" Ich lachte und salutierte, "Ja, Sir!" Damit winkte ich den beiden nochmal zu und machte mich auf den Weg zurück zum Haus. Mein Herz klopfte als ich die Ställe erreichte, die mir mittlerweile so vertraut waren, wie das Zimmer, dass ich gleich betreten würde. Ebenso das Pferd, dass ich ab morgen mittrainieren würde und vielleicht... Vielleicht würden Black Shadow und ich auch wieder auf einem Tunier starten. Aber das konnte nur die Zukunft zeigen. Ich stand nun vor der Tür des Haupthauses und sah mich ein letztes mal nach hinten um. Alles schien friedlicher als sonst. Morgen würden unsere Eltern wieder abreisen. Ich hatte ein lachendes und ein weinendes Auge. Es würde ein komisches Gefühl sein sie wieder gehen zu lassen. Doch ich freute mich auf die Zukunft. Auf meine Zukunft hier an der Akademie, zusammen mit Bella, meinen Freunden und jetzt auch mit Black Shadow. Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, auch wenn ein Abenteuer nun vorbei war, war das nur der Beginn eines neuen Abenteuers. Leise fiel die Tür hinter mir ins schloss, ich konnte es kaum erwarten! 

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt