Kapitel 12

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Ich ließ mir Zeit beim absatteln, ich bewunderte Pen für ihren Einsatz Molly gegenüber, dass war nicht selbstverständlich. Wenn ich so jemanden gehabt hätte, wäre ich vor Freude vermutlich geplatzt. Viel hatten meine Schwester und ich uns selbst durch Bücher und Videos beigebracht, einmal im Monat waren wir bei Lehrgängen gewesen, wo wir unsere Ritte gegenseitig aufgenommen hatten und hinterher stundenlang analysiert hatten. Als ich dann anfing zu entdecken, dass das Reiten meine große Leidenschaft war, hatte ich angefangen mein Taschengeld, was ich vorher für Bürsten und Satteldecken ausgegeben hatte in Unterricht zu investieren. Auch zum Geburtstag und zu Weihnachten hatte ich mir Geld für Unterricht gewünscht. Ich hatte bei vielen verschiedenen Reitlehrern gelernt, daher war es für mich nun auch nicht schlimm hier verschiedene Reitlehrer zu haben. Als ich mein erstes Reitabzeichen gemacht hatte, wäre ich fast vor Stolz geplatzt. Mein Vater, der jeden Tag so viel Arbeit mit unseren Tieren hatte, hatte mich trotzdem regelmäßig samstags auf Tuniere gefahren und es waren jede Menge Tuniere gewesen. Jedes Richterprotokoll und jedes Video der Prüfung hatte ich nach dem Tunier inhaliert, um an meinen Schwächen zu arbeiten. Meine Schwester und ich hatten Trainigsprogramme für Bella aufgestellt und ich war oft ihr Pony geritten, damit ich auch mal ein anderes Pferde ritt. Schlussendlich hatte sich die ganze Mühe ausgezahlt, denn nun war ich hier, aber ohne meine Schwester oder meinen Vater hätte ich das nie geschafft. Nachdenklich striegelte ich Bella über das verschwitzte Fell, obwohl ich es nicht so leicht hatte, wie wahrscheinlich Megan, hatte ich trotzdem mehr Glück gehabt wie Molly. Ihre Eltern konnten ihr kein eigenes Pferd kaufen oder gute Reitstunden oder die nötige Ausrüstung, trotzdem waren ihre beiden Eltern heute dagewesen und hatten ihre Tochter so auf ihre Weise unterstützt. "Das ist unfair, was?", flüsterte ich Bella zu, die sofort die Ohren drehte, "Alles dreht sich immer um Geld und wenn man keins hat, hat man auch nicht die selben Chancen wie andere" Bella schnaubte. Ich strich ihr über den nun glänzenden Hals und fühlte eine innere Ruhe. Auch wenn Bella kein super teures Pferd mit einer krassen Abstammung gewesen war, war sie für mich das beste Pferd der Welt. "Hey, du bist ja immer noch hier" Ich fuhr erschrocken herum. Will stand an Bellas Boxentür und musterte mich aufmerksam. "Alles in Ordnung?", fragte er nun. "Ja alles gut", ich lächelte, "Findest du ich klinge eingebildet, wenn ich sage, dass ich stolz bin es bis hier her geschafft zu haben?" Will musterte mich aufmerksam. Obwohl ich ihn noch nicht lange kannte mochte ich diese Eigenschaft von ihm, er würde sich nie über jemanden lustig machen oder gar auslachen. "Nein, dass finde ich gar nicht", sagte er nun entschlossen und machte mir Bellas Boxentür auf, "Man sollte zu schätzen wissen, dass man hier sein darf. Jeder hier hat hart gearbeitet und andere Sachen hinten angestellt. So diszipliniert sind nicht viele oder gar so ehrgeizig. Man muss nur schauen, dass das einem nicht zu Kopf steigt" Ich lächelte ihn an, woher nahm er nur immer die richtigen Worte?

Zum Abendessen wollten Kasmir, Emilio, Will und ich uns wieder im Gemeinschaftsraum treffen. Draußen wehter ein kühler Wind, die Wolken hatten den Himmel eingenommen und Regen prasselte gegen die Fenster. Doch im Haus war es dadurch noch gemütlicher. Ich hatte vor dem Essen noch mit meinen Eltern telefoniert und ihnen von meinem nicht ganz so erfolgreichen Geländetraining erzählt. Es hatte mir gut getan mit ihnen darüber zu sprechen und sie hatten mir neuen Mut gegeben. Es war noch recht früh und ich war eine der ersten im Gemeinschaftsraum, aber lohnte es sich jetzt nochmal auf mein Zimmer zu gehen? Ich würde einfach schonmal den guten Tisch am Fenster freihalten. Als ich an der Küche vorbei ging, hörte ich gedämpfte Stimmen. Unschlüssig blieb ich stehen, waren das Rosi und Mali? Ich wollte eigentlich nicht lauschen, aber ich war zu neugierig. Mit klopfenden Herzen schlich ich zum Türrahmen. "Bist du dir sicher, dass du ihn morgen schon reiten willst?", hörte ich Rosis besorgte Stimme, es ging wohl um Shadow. "Ja, ich muss ja irgendwie voran kommen", seufzte Mali. "Aber du hast doch keinen Stress, vielleicht wäre es gut, wenn er morgen erst nochmal longiert wird", versuchte Rosi einzulenken. Ich hörte wie jemand auf und ab ging, wahrscheinlich Mali. Ich presste mich enger an die Wand, mein Herz schlug so laut gegen meine Brust, dass sie es eigentlich hören mussten. "Hab ich einen Fehler gemacht Rosi?", platzte es jetzt aus Mali heruas, "Ich habe so ein schlechtes Gefühl, er war da oben so anders, er hätte mich heute fast nicht in seine Box gelassen und hat getobt wie blöd, so war er davor nicht!" Mali tat mir so wahnsinnig leid, Shadow sah zudem auch nicht nach einem Pferd aus, was man billig bekommen würde. "Ach Mali", Rosi war selbst ganz unglücklich, "Ich bin mir doch auch nicht sicher was das Beste jetzt ist. Aber wenn sich herausstellt, dass dieses Pferd wirklich eine Nummer zu groß ist, wäre es das Beste ihn wieder zurück zu geben" "Das geht nicht", rief Mali jetzt verzweifelt und ich hörte wie sie sich auf einen Stuhl fallen ließ. "Wieso denn nicht?", fragte Rosi behutsam. Ich rutschte noch ein Stück nach vorne, um besser hören zu können. Meine Hände waren ganz kalt geworden. Ich wusste was ich gerade tat war falsch, aber ich wollte unbedingt wissen was los war. "Ich hab schon versucht den Händler zuerreichen, aber die Nummer gibt es anscheinend nicht mehr und ich finde auch nichts mehr im Internet, es scheint als wäre der Mann vom Erdboden verschwunden", sagte Mali matt. "Das ist doch ein abgekatertes Spiel gewesen!", rief nun Rosi empört und ich huschte schnell wieder ein Stück zurück. "Was soll uns das denn jetzt über dieses Pferd sagen?", rief Rosi völlig aufgebracht, "Mali bitte überleg dir gut, ob es die das wert ist, wenn einem jemand ein Pferd verkauft und es dann ganz anders ist und der Händler nicht mehr erreichbar ist, dann stimmt doch was nicht. Du solltest zur Polizei gehen oder so" "Und was soll ich denen sagen?", rief Mali jetzt auch aufgebracht. Nun war es ganz still geworden. Rosi ging wohl auf und ab, zumindest bewegte sich ein großer Schatten auf dem Boden hin und her. "Ich werde es zumindest versuchen", sagte Mali nach einiger Zeit, "Kampflos gebe ich nicht auf, Shadow kann ja auch nichts für seine Vergangenheit" Damit stand sie auf und ging Richtung Tür. Schnell hastete ich von der Tür weg und lief zum Tisch am Fenster, wo schon Kasmir und die Jungs saßen. Ich ließ mich auf den Stuhl neben Will sinken und schaute nochmal kurz zur Küchentür, aus der Mali nun kam. Mittlerweile waren noch andere Schüler und Lehrer da. "Hast du eine Bank ausgeraubt?", fragte Will belustigt und wollte sich schon auf den Weg zur Essensvergabe machen, aber ich zog ihn wieder zurück auf seinen Stuhl. "So in etwa", flüsterte ich, "Ihr glaubt nicht, was ich gerade gehört habe."

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt