Kapitel 52

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Sonntag! Endlich hatten Kasmir und ich richtig ausschlafen können. Die letzten Tage waren zwar schön, aber auch anstrengend gewesen. Die Spannung in der Akademie wurde immer größer, denn das Vielseitigkeitstunier zwischen den Akademien rückte immer näher und näher. In den letzten Tagen hatten wir mit Shadow viel an der Dressur gearbeitet und es war eigentlich ganz gut gelaufen. Ein paar mal waren wir sogar bei Frau Lodrig im Unterricht mitgeritten. Mit Bella hatte ich in den letzten Tagen auch viel Dressurtraining gehabt oder war mit Kasmir ausgeritten. Wir saßen nun gerade beim Mittagessen und genossen es uns so richtig viel Zeit zu lassen. Um uns herum wuselten ein paar andere Reitschüler und überall war das bevorstehende Tunier Gesprächsthema Nummer eins. "Das die alle so einen Wirbel darum machen", staunte Kasmir, "Als wären alle Akademien verfeindet" "Es geht doch um den Ruf der Akademien", meinte nun Emilio, "Und ich denke es geht auch um Werbung" "Ich bin gespannt wie viele Leute da sein werden", sagte ich nun und beobachtete eine Gruppe Reitschüler, die wohl gerade ebenfalls über das Tunier diskutierten. Ich freute mich vorallem auf das Tunier, da ich dort meine Familie sehen würde. "Da wird die Hölle los sein", antwortete Kasmir mir und spießte Gemüse auf ihre Gabel. "Überleg doch mal wie viele alleine mitmachen und dann kommen noch deren Eltern und Freunde obendrauf und noch ein paar anderen Personen" "Stimmt", mischte sich nun auch Will ein, "Mittlerweile müssen sie das Tunier ja schon über drei Tage machen, da nicht alle Jahrgänge an einem Tag starten können" Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, bei den Tunieren wo ich sonst immer gestartet war, waren nie wirklich viele Zuschauer gewesen. "Hoffentlich benimmt sich Anyway!", meinte Emilio nun belustigt, "Manchmal denkt er bei so vielen Leuten, dass er ein Zirkuspony wäre" Kasmir lachte, "Sicher, dass Anyway das denkt?" Will grinste und Emilio verdrehte die Augen. "Ja, dass denke ich", sagte er nun, "Er führt sich dann auf, als wäre er noch nie vor Menschen gewesen" "Er wird es verkraften", meinte Will nun, "Außerdem hinterlässt er dann zumindest Eindruck" "Wisst ihr wer wirklich Eindruck hinterlassen wird?", fragte nun Megan vom Tisch neben an. Kasmir und ich sahen uns an und mussten fast gleichzeitig die Augen verdrehen. "Sind eure Gespräche immer so langweilig, oder warum belauschst du immer unsere?", fragte Kasmir genervt, doch Megan ging darauf nicht ein. "Amber", meinte Megan nun und lächelte mich zuckersüß an, "Sie wird im hohen Bogen von dem Klepper fliegen. Schade, dass du ja nicht mit deinem Indianerpferd starten kannst" Ich schaute sie genervt an, "Sei doch froh, dann gewinnst du vielleicht auch mal" Emilio und Kasmir prusteten los und klatschten sich begeistert ab. Megan war es immer noch ein Rätsel, dass ich beim Sichtungsspringen besser gewesen war als sie und dann auch noch gewonnen hatte. Mit einem gekonnten Haarschwung drehte sie sich wieder zu Lis um und ignorierte uns. Emilio und Kasmir hatten sich immer noch nicht einbekommen und versuchten Megans Blick nachzuarmen. Ich musste grinsen, was wäre das Leben ohne echte Feinde und ohne echte Freunde?

Am späten Nachmittag wartete ich im Hof auf Molly. Heute würde sie ihre erste Dressurstunde von der Akademie bekommen. Da sie mit ihren Eltern im Stau gestanden hatte, hatte ich Bella schon für sie fertig gemacht. Pen hatte mir geholfen und extra eine ihrer schönen Dressurschabracken ausgekramt. Nun zierte eine weinrote Decke mit Perlen Bellas Rücken. Dazu trug sie sogar die passenden Bandagen mit dazugehörigen Unterlagen. ich hatte sofort ein Foto von Bella gemacht und es meiner kleinen Schwester Lotta geschickt, die auch sofort hin und weg gewesen war. Pen wartete mit mir im Hof, als endlich das Auto von Walter kam. "Ich bin gespannt auf Mollys Gesicht, wenn sie sieht wie schön Bella heute aussieht", rief Pen nun begeistert und wischte noch ein paar Haare von Bellas Trense. Ich musste in mich hinein grinsen, Pen hatte mich vor einer Stunde in den Stall gezogen und mit mir zusammen Bella auf hochglanz poliert. Sogar ihren zweifarbigen Schweif hatten wir extra gewaschen. "Aber du hattest recht Amber", meinte nun Pen, "Einflechten wäre vielleicht doch zu viel gewesen" Ich musste noch mehr grinsen, Pen war wirklich mit vollem Herzblut dabei. Schon ging die Wagentür des Autos auf und Molly kam winkend auf uns zu gelaufen. Wie es Pen voraus gesehen hatte, war Molly hin und weg von Bella. Obwohl ich glaubte, dass das nicht nur an ihrem Outfit lag. Heute war nur Mollys Vater Walter mit dabei, da seine Frau Nathalie krank war. Er schüttelte mir zur Begrüßung die Hand und war selbst fast so aufgergt wie seine Tochter und Pen. Nachdem Molly aufgestiegen war liefen wir zusammen zum Dressurplatz, wo schon die ersten Kinder warmritten. Als Molly nun mit Bella den Platz betratt drehten sich alle zu ihr um und bestürmten sie mit Fragen, ob sie nun doch ein eigenes Pferd hatte. Glücklich beobachtete ich wie Molly nun mit Bella ihre Runden drehte und übers ganze Gesicht strahlte. Dann kam auch endlich Frau Lodrig und begann mit dem Unterricht. "Jetzt heißt es Daumen drücken, dass es hier genauso klappt, wie vorher bei dir immer", raunte Pen mir zu und schloss ihre Hände zu festen Fäusten. In den letzten Tagen war Molly immer mal wieder zu uns an den Hof gekommen und ich hatte ihr Unterricht auf Bella gegeben, damit sie heute gut mitreiten konnten. Obwohl Pen so nervös war, hatte ich gar keine Bedenken. Das Training hatte super geklappt und Bella war immer artig gewesen. Verstohlen warf ich Walter einen Seitenblick zu, der wie gebannt seine Tochter und mein Pferd beobachtete. Viel zu schnell war Mollys Reitstunde zu ende und sie klopfte Bella glücklich den Hals. Die beiden hatten es wirklich gut gemacht und waren heute das erste mal ohne Steigbügel geritten. Das angaloppieren hatte dann zwar beim ersten mal nicht ganz so gut funktioniert aber war dann immer besser geworden. Nun nahmen Walter und Pen Molly im Empfang, als diese zufrieden vom Platz ritt. Begeistert sprachen sie auf das kleine Mädchen ein, dass nun mein Pferd umarmete. Plötzlich kam Frau Lodrig auf mich zu. "Das war wirklich eine nette Geste von dir Amber", sagte sie und beobachte die drei nun auch, "Es ist nicht selbstverständlich, dass man jemand jüngeren und unerfahreneren sein Pferd leiht. Hier auf der Akademie gäbe es meiner Meinung nach nur eine Hand voll, die das machen würden" Ich lächelte leicht, "Ich war noch nie geizig" Frau Lodrig klopfte mir auf die Schulter, "Das hab ich mir bei dir von anfang an gedacht. Du hast etwas an dir, dass in deiner Gegenwart sogar Menschen wie Ed auftauen" Ich musste lachen, in den letzten Wochen war der schroffe Reitlehrer mir genauso ans Herz gewachsen, wie Mali und ihr verrücktes Pferd. Nun winkte Molly mir wild zu und kam zu uns herüber. "Danke, dass ich Bella reiten durfte!", rief sie begeistert, stieg ab und umarmte mich fest. Nun kam auch Walter auf mich zu, gefolgt von Pen. "Und da du ja kein Geld willst", sagte nun Walter und überreichte mir eine Tafel Schokolade. "Oh, vielen Dank", sagte ich verblüfft, damit hatte ich gar nicht gerechnet. "Wir haben zu danken", meinte Walter und lächelte seine Tochter an, die noch immer strahlte. Eine Gänsehaut zog sich über meine Arme. "Warte nur bis du im Herbst das Reitabzeichen machen kannst", sagte ich gut gelaunt zu Molly, "Ab dann wirst du mit deinem Talent richtig durchstarten können" Mit kugelrunden Augen starrte Molly mich an. Sie hatte im Moment wohl den gleichen Traum, wie ich ihn hatte. Doch ich durfte meinen Traum gerade schon leben und ich würde alles geben um Molly bei ihrem zu helfen!  

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt