Kapitel 56

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Es war noch früh am morgen, als Kasmir und ich Bleche von Kuchen nach draußen schleppten. Heute war es soweit, dass Tunier der Akademien. Dieses Jahr würde es bei uns stattfinden. Emilio hatte sich schon über einen Heimvorteil gefreut, doch leider hatte keiner der Reitlehrer gewusst wie die Pacours für heute aussahen. "Ich bin so aufgeregt", rief Kasmir, als wir die Kuchen an eine große Theke brachten, die mitten im Hof stand. Überall wuselten Reitschüler und Lehrer herum, um alles vorzubereiten. Dabei hatten wir schon gestern alles geputzt und aufgebaut. Auch die Pferde hatten wir gewaschen und eingeflochten. "Waren das die letzten Kuchen?", fragte Rosi gut gelaunt und nahm die Kuchen entgegen. "Ja, dass waren die letzten", sagte ich und drehte meine Handgelenke. Ich war gestern sehr nervös gewesen, als ich Shadow eingeflochten hatte. "Gut, dann könnt ihr euch jetzt auch fertig machen", sagte Rosi gut gelaunt und schob uns richtung Haus, "Die älteren können mir nun auch helfen" Als wir nun aufgeregt zum Haupthaus liefen kam uns Emilio entgegen. "Die Starterliste für die Dressur hängt schon", rief er und reihte sich bei uns ein. Nervosität prickelte durch meine Finger doch jetzt gab es kein zurück mehr.

Als wir das Haupthaus das nächste mal verließen, war schon richtig Betrieb auf unserer Anlage. Pferdetransporter wurden weiter zu den großen Wiesen gelotzt und jede Menge junge Reiter liefen aufgeregt umher. Plötzlich riss mich Kasmir an meinem Jacket. "Amber schau, da sind meine Eltern!", rief sie aufgeregt und zeigte wie wild auf ein Pärchen, dass etwas orientierungslos herumirrte. Mit einem Lächeln verschwand Kasmir in der Menge. "Und nervös", fragte mich eine Stimme von hinten. Ich drehte mich lächelnd um, meine Mutter, mein Vater und meine Schwester standen nun hinter mir. "Ihr seid da!", jubelte ich und fiel ihnen um den Hals. Erst hatte ich Angst gehabt, dass sie mir nach dieser langen Zeit fremd sein würden, doch ich hatte mir unnötig Sorgen gemacht. "Es ist so toll, euch alle zu sehen", strahlte ich, als ich meine Eltern wiederwillig losgelassen hatte. "Wir sind doch selbst ganz gespannt dich heute reiten zu sehen", sagte meine Mutter und betrachtete den großen Hof, der sich mit immer mehr Menschen füllte. "Wann geht es los? Wo ist Bella? Und wo ist dieser wilde Shadow?", plapperte meine kleine Schwester aufgeregt und zog mich am Ärmel. "Die sind alle im Stall", lachte ich, "Wir fangen bald schon mit der Dressur an" "Amber Kessler", sprach mich nun eine vertraute Stimme von hinten an, ich drehte mich um. Herr Winkler, den ich beim Sichtungsspringen kennen gelernt hatte, stand nun vor mir. "Guten Morgen Herr Winkler", begrüßte ich den Mann freundlich, "Freuen Sie sich schon auf die Prüfungen?" Der ältere Mann nickte freundlich, heute trug er einen tannengrünen Anzug mit gelber Krawatte. Meine Eltern und Lotta musterten den Mann mit Respekt, als dieser sich ihnen nun vorstellte. "Aber ich glaube, ich gehe nun schonmal zum Dressurplatz", meinte Herr Winkler nach kurzer Zeit, "Ihr müsst euch nun ja auch vorbereiten" Mein Herz pochte wie wild, als ich mich nun ebenfalls von meinen Eltern und meiner Schwester verabschiedete, die sich auch schon gute Plätze suchen wollten. Auf wackeligen Beinen lief ich zum Stall. Konnte ich es schaffen? "He! Warte auf mich, Amber", erstaunt dehte ich mich um, als nun Lis auf mich zu kam, "Wir starten gleich hintereinander" "Ah okay", erwiderte ich noch verwundert darüber, dass dieses Mädchen mich ansprach. Zusammen liefen wir weiter zum Stall, als schon wieder eine Stimme meine Aufmerksamkeit verlangte. "Wo geht es denn hier zum Dressurplatz?", fragte uns nun ein Mädchen, dass sich Lis und mir breitbeinig in den Weg gestellt hatte. Sie trug ein grünes Jacket mit einem Wappen darauf und war ungefähr in unserem Alter. Ich betrachtete kurz ihr Wappen, es war eine Tanne. "Ah du bist bestimmt von der Reitakademie Tannenhein", sagte ich freundlich. Das Mädchen musterte mich genauso geringschätzig wie Megan, als plötzlich noch zwei Jungs und ein zwei weitere Mädchen der Tannenhein Akademie auftauchten. "Waoh, du bist ja eine ganz schnelle", sagte das erste Mädchen und riss die Augen auf, "Also wo lang?" Ich zog die Augenbrauen hoch. Ich wusste das die Akademien unter Konkurenz standen, aber das war schon etwas sehr extrem. "Da lang", sagte Lis nur bitter und zeigte links an den Ställen vorbei. Für ein simples 'Danke' waren sich die fünf dann doch zu schade und wollten schon gehen, als das zweite Mädchen mich kritisch musterte. "Du", sagte sie nun und deute auf mich. Reflexartig drehte ich mich kurz um, meinte sie wirklich mich? "Trina", rief sie nun und zog dem Mädchen, dass eben noch so unfreundlich gewesen war am Ärmel, "Das ist doch diese Ally, die das Sichtungsspringen gewonnen hat" Trina musterte mich nun nocheinmal genauer. "Stimmt", sagte sie nun überrascht, "Die mit diesem unförmigen Scheckenbiest. Ist der Gaul überhaupt für eine Dressur zugelassen so hässlich wie der ist?" Die anderen kicherten und mir klappte nur der Mund auf, was hatten sie gerade gesagt? "Also ersteinmal heißt sie Amber", hörte ich plötzlich Wills Stimme neben mir. Ich sah zu ihm hoch, wo war er so schnell hergekommen. Wie Lis und ich trug auch er ein Weinrotes Jacket mit einer Buche als Wappen. "Und wenn ihr hier nicht gleich die Fliege macht dann setzt es was", knurrte Will, "Das hier ist privater Bereich der Buchenhein Akademie" Mit bösen Blicken zogen die fünf bei dannen, nur Trina warf mir noch einmal böse Blicke zu. Ich schaute ihnen nach, Tränen brannten in meinen Augen. Ich wusste ja selbst das es mit einem Schecken im Reitsport nicht einfach war, aber vor der Akademie war ich noch nie mit so viel Hass konfrontiert worden. "Alles in Ordnung?", fragte Will nun und sah mich wieder genauso freundlich an wie immer. Ich konnte ihn nur ungläubig anstarren. "Ja wieso? Alles bestens", würgte ich hervor, "Ich muss aber jetzt auch los, mein Pferd fertig machen. Wir sehen uns" Damit ließ ich Will und Lis stehen und maschierte in den Stall. Meine Nerven waren schon bis zum Anschlag gespannt und nun kam der nächste Schlag dagegen. Ich atmete tief durch, alle wollten mich am Boden sehen. "Versucht mich doch runterzuwerfen", brummte ich nun vor mich hin, "Das schafft ihr aber nicht. Shadow hat mich da sehr gut abgehärtet" Damit bog ich in den Stalltrackt ein, jetzt würde es ernst werden, denn gleich begann die erste Prüfung.   

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt