Das Gespräch mit Megan hatte ein mulmiges Gefühl in meinem Magen hinterlassen. Das Problem war, dass ich ihr einfach alles zutraute. Sie könnte morgen hier mit dem berühmten Hengst Totilas um die Ecke kommen und ich würde es vermutlich nicht einmal hinterfragen. "Amber?", drang nun eine Stimme zu mir durch. "Mhh?", ich fokusierte meinen Blick wieder auf meine Umgebung. Ich saß mit meinen Freunden an unserem Lieblingstisch beim Frühstück. Will schaute mich feundlich an, was hatte er gewollt? "Tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst", gestand ich, "Was war die Frage?" Doch Will blieb geduldig, "Ich hatte gefragt, ob du dir weh getan hast?" Ich blickte kurz in die Runde, anscheinend hatte Kasmir erzählt, dass ich vorhin von Black Shadow gestürzt war. "Alles halb so wild", winkte ich schnell ab, obwohl meine Schulter etwas anderes sagte. Emilio lachte kurz auf, "Eine andere Antwort kann man von Reitern wohl auch nicht erwarten" "Das stimmt, wir sind zäh", bekräftigte Kasmir diese Aussage und biss von ihrem Brötchen ab. "Muss man auch sein, reiten ist nichts für zartbeseitete, zumindest wenn man es richtig machen will", ergänzte Will und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. "Und trotzdem gibt es hier auch ganz schöne Furien", murmelte Kasmir und warf einen bösen Blick an den Nachbartisch, wo gerade Megan Lis ihr Handy reichte, damit sich diese ihre Pferdeauswahl ansehen konnte. "Ach jetzt vergesst sie doch mal", winkte Will ab und versuchte ein Blick auf Megans Handy zu erhaschen. "Geht leider nicht", schnaubte ich, "Sie hat irgendeinen Plan gegen Shadow" Emilio machte große Augen, legte sogar sein Brot weg und rückte näher an mich heran, "Erzähl mir alles" Kasmir lachte, doch mir war nicht nach herumalbern. "Sie meinte in etwa, dass Shadow wohl nicht mehr lange hier ist", sagte ich nur und lehnte mich ebenfalls mit verschränkten Armen zurück, der Appetit war mir nun vergangen. "Nehmt sie doch nicht so ernst", winkte Emilio ab, "Ihr Mädels macht euch echt wegen allem Stress" "Was soll das denn heißen?", fragte Kasmir irretiert. "Lieber ein bisschen Stress, als zu spät kommen. Hast du mal auf die Uhr gesehen?", feixte ich, "Wir müssen gleich los, sag tschüs zu deinem Brot" Emilio schaute auf seine Armbanduhr und verschluckte sich fast an seinem Bissen. "Mensch Amber, warum sagst du das denn erst jetzt?", keuchte er und sprang auf, "Wir müssten schon im Stall stehen" Ich lachte, "Also ich bin schon umgezogen und warte nur auf dich" Emilio trug noch eine kurze Hose und sah noch nicht bereit zum Reiten aus. Er warf mir noch einen letzten finsteren Blick zu, sprang dann auf und eilte davon.
Ein wenig später saßen wir dann schon auf den Pferden und ritten im Schritt auf dem Dressurviereck. Es war ein komisches Gefühl heute Goldi, dass Pferd von Mali, zu reiten. Die Stute hatte raumgreifende Gänge und war sehr sensibel an den Hilfen. Auch die Hände mussten wirklich ruhig sein, da sie sonst anfing mit dem Kopf zu schlagen. Ich blickte mich vom Rücken der Fuchsstute aus um, eigentlich wollte Mali zuschauen, wie ich ihr Pferd ritt, doch vorhin beim satteln hatte sie einen Anruf bekommen und war seit dem verschwunden. Doch mir blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken, denn Frau Lodrig kam und der Unterricht begann.
Es war ein wahres Vergnügen Goldi zu reiten, alle Lektionen die wir an diesem Tag übten kannte die erfahrene Stute schon in und auswendig und machte alles ohne nachzufragen. Sie zu reiten war wirklich eine Entspannung und ich konnte mich endlich mal auf meinen Sitz konzentrieren. Als wir später galoppierten zeigte die Stute dann, was wirklich in ihr steckte. Sie hatte eine schöne Bergaufgalopade und hätte ich besser reiten können, hätte ich noch mehr aus ihr rausholen können. Gegen Goldi wirkte selbst Anyway, der nun auch schon ein erfahrener Herr war, wie ein Schulpony. Seine Bewegungen reichten nicht im Ansatz an die von Goldi. Nachdem wir einige Übergänge geübt hatten, ritten wir in Abteilung hintereinander. Ich ritt mit Goldi vorneweg, die Stute bot sich mir immerwieder an und war komplett konzentriert. Ein Hochgefühl überkam mich, so musste sich Megan fühlen, wenn sie Golden Flashlight ritt. "Durch die ganze Bahn wechseln und Schritte dabei verlängern", hallte Frau Lodrigs Stimme zu uns herüber. Ich holte mir Goldi in der Ecke noch einmal zurück und ließ sie dann die Schritte verlängern. "Treib Goldi ruhig mehr an Amber!", rief Frau Lodrig mir zu, "Die kann mehr" Tatsächlich! Ich hatte das Gefühl über den Platz zu fliegen. Goldi legte richtig zu und ich konnte die Kraft spühren, mit der sie mit der Hinterhand untertrat und vorne die Beine schmiss. "Sehr gut so!", rief mir Frau Lodrig zu und fing dann an Emilios Sitz zu korriegieren. Ein strahlen machte sich auf meinem Gesicht breit, was für ein gigantisches Pferd! Stolz trabte ich die kurze Seite entlang, wo Will stand und uns filmte. Er regte den Daumen in die Höhe, als ich vorbei ritt und ich hätte vor Glück platzen können. Viel zu schnell ging die Reitstunde vorbei, am Ende war ich sogar meine ersten zweier Wechsel gesprungen. Nun ließ ich Goldi aber am langen Zügel Schritt gehen und lobte sie ausgiebig. Ich sah mich nochmal nach Mali um, doch sie war immer noch nicht aufgetaucht. "Also Goldi ist echt der Wahnsinn", sagte Emilio, der neben mir ritt. Ich musste sofort noch breiter lächeln. "Sie ist der Hammer!", bestätigte ich und klopfte der Stute den Hals. "Reiten wir zum Hof?", fragte Emilio, als wir vor dem Gatter anhielten, woraufhin Will dieses schon öffnete. Ich nickte und hörte noch ein bisschen Wills und Emilios Schwärmereien für Goldi zu. "Du musst dir gleich das Video anschauen", sagte Will gerade, als wir von einem erstickten rufen unterbrochen wurden. Kasmir kam uns entgegen gerannt. Ihre Gesicht war ganz rot und ihre Augen geweitet. "Ist was passiert?", fragte Emilio bestürzt, als unsere Freundin bei uns ankam. "Es ist... Es geht...", keuchte Kasmir und hielt sich an Goldis Zügeln fest. Angst erfasste mich. "Ist was mit Bella?", fragte ich erschrocken, das Kasmir mich ansah. "Nein", keuchte Kasmir, "Es geht um Shadow, sie wollen ihn holen!" Für einen Moment blieb mir das Herz stehen. Nackte Panik ergriff mich und machte sich in mir breit. "Wo sind sie?", fragte ich mit erstickte Stimme. In meinen Ohren rauschte es so laut, dass ich die Antwort nicht ganz hörte. Mit zitternden Beinen sprang ich von Goldis Rücken, drückte Will die Zügel in die Hand und rannte hinter Kasmir her in Richtung Koppeln. Mein Herz schlug dabei so heftig gegen meine Rippen, dass ich Angst hatte, dass sie brachen. Doch ich ignorierte es, nahm es gar nicht wirklich war. Meine Gedanken waren gerade bei Black Shadow, dem schönen Wallach dessen Schicksal gerade seinen Lauf zu nehmen drohte.

DU LIEST GERADE
Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...