Nachdem ich Bella versorgt hatte musste ich mich beeilen, um noch pünktlich zur letzten Ansprache von Frau Lodrig in den Gemeinschaftsraum zu kommen. Es waren schon fast alle da, als ich mich nun durch die Schüler schob. Endlich entdeckte ich die anderen aus meiner Gruppe und bewegte mich auf sie zu. Kasmir winkte mir erfreut und kam mir entgegen. "Du wirst nicht glauben was eben passiert ist", raunte sie mir zu. Ich sah mich verwirrt um, als hoffte ich etwas seltsames zu entdecken. "Was denn?", fragte ich neugierig. Kasmir fackelte nicht lange, "Megan hat doch tatsächlich Will angeboten ihr Pferd mal zu reiten" Ich machte große Augen. "Du meinst Golden Flashlight", vergewisserte ich mich. Kasmir nickte eifrig. Das war durchaus sehr seltsam. Noch nicht einmal Lis hatte ich bis jetzt einmal auf Golden Flashlight gesehen. Megan passte auf ihre Stute auf, wie auf einen Schatz. Auch durften nur zwei Pfleger ihres Vertrauen ihr Pferd auf die Koppel stellen. "Und was hat Will gesagt?", fragte ich und folgte Kasmir zu den anderen. Meine Freundin zuckte nur die Achseln, "Keine Ahnung. Ich könnte mir vorstellen, dass er es macht. Die beiden hängen in letzter Zeit ja echt viel zusammen rum" Ich nickte, dass stimmte. Eigentlich hatten Will und ich die Woche nocheinmal ausreiten gehen wollen, doch er hatte mir abgesagt, da er sich mit Megan ein Pferd ansehen wollte. Ich war ein bisschen enttäuscht gewesen, doch hatte versucht neutral mit der Situation umzugehen. Nun standen die beiden zusammen und steckten die Köpfe über Megans Handy zusammen. Lis stand etwas abseits von ihnen, sie musste sich bestimmt wie das fünfte Rad am Wagen fühlen. "Und schon aufgeregt wegen Freitag?", fragte ich das blasse Mädchen, dass schweigend auf den Boden gestarrt hatte. Erschrocken blickte sie auf, doch als sie mich und Kasmir nun vor sich sah hellte sich ihre Miene sogar auf. "Oh ja", sagte sie freundlich, "Ich hoffe Dusty wird sich von seiner besten Seite zeigen" "Ja, da müsste sich noch jemand von seiner besten Seite zeigen", Emilio gesellte sich zu uns und legte mir freundschaftlich einen Arm um die Schulter. Auch Noah war plötzlich da. "Also das was ich im Training von euch gesehen habe war für diese kurze Zeit wirklich gut", sagte Lis nun ehrlich und lächelte mir aufmunternd zu. Oft hatte ich Lis auf die gleiche Stufe wie Megan gestellt doch damit hatte ich ihr wirklich Unrecht getan. Sie war lange nicht so biestig wie Megan und eigentlich ziemlich lieb. Wie konnte nur jemand so nettes mit jemand so bösem befreundet sein? Ehe wir noch weiter plaudern konnten ergriff Frau Lodrig das Wort. "Am Freitag ist es nun soweit", sagte Frau Lodrig laut und das Getuschel der anderen Schüler verstummte, "Am Freitag werden die ersten von euch das Tunier der Akademien beschreiten. In euren Zimmern wurde für euch der Zeitplan für den Freitag bereit gelegt. Ich habe mich mit allen Trainern hier auseinander gesetzt und wir sind sehr zufrieden mit euren Leistungen. Ihr habt euch wirklich alle voll ins Training reingekniet" Applaus erklang und ein paar der älteren Schüler riefen begeistert. "Und Fleiß macht sich in der Regel bezahlbar", fuhr Frau Lodrig fort, "Wir haben schon 15 Schülerinnen und Schüler, die sich für die hessischen Meisterschaften im November qualifiziert haben, herzlichen Glückwunsch an euch" Wieder erklang Applaus und Kasmir stieß mir begeistert in die Seite. Ich musste grinsen, dieses Tunier würde ich so schnell nicht vergessen! "Wir ihr wisst stehen die Akademien immer etwas in Konkurenz zu einander", redete Frau Lodrig weiter, als der Applaus erloschen war, "Aber ich bin guter Dinge, dass wir den anderen Akademien in diesem Jahr ordentlich einheitzen werden. Wir haben viele sehr starke Reiter, die für uns an den Start gehen werden und ich bin mir sehr sicher, dass alle hier anwesenden versuchen werden unsere Schule so gut wie möglich zu repräsentieren" Meine Gedanken schweiften ein bisschen ab, während Frau Lodrig noh weiter vom Tunier sprach. Ob ich unsere Schule wirklich gut repräsentieren würde wäre noch die Frage. Mein Ziel war es zumindest nicht durch einen Sturz auszuscheiden. Ich ließ einen Blick über die anderen Schüler schweifen, viele sahen entschlossen aus und protzten nur so vor selbstbewusstsein. Andere dagegen waren ruhig und in ihren Gesichtern war es schwer eine Emotin zu lesen. Wieder andere wirkten gar ängstlich, während Frau Lodrig da vorne nun erzählte. Ich fragte mich, ob sie auch schwierige Pferde hatten oder ein letztes verpatztes Training. Mein Blick blieb bei Megan hängen. Sie wirkte sich ihrer Sache sicher und stand breitbeinig mit verschränkten Armen zu Frau Lodrig gewand. Sie würde am Freitag angreifen, um vorallem meine Erfolge in den Schatten zu stellen.
Als Frau Lodrigs Ansprache beendet war sollten wir, aus dem ersten Jahr, noch bei ihr bleiben, um die Pferde, die wir am Freitag reiten würden, einzutragen. "Das geht schnell", meinte Kasmir belustigt, "Ich hab nur ein Pferd, dass ich die ganze Zeit reite" Wir waren weit hinten in der Schlange. "Ich habe gehört, dass Will nun vielleicht doch mit Dancer im Springen starten möchte", meinte Emilio vor uns. "Macht doch Sinn", antwortete Kasmir gleichgültig, "Mit ihm hat er super Changen und kann Prinz für das Gelände schonen" Emilio nickte nachdenklich, "Ich finde es nur komisch, da er mir die ganze Zeit erzählt hatte, dass er mit Prinz alles reiten will" Kasmir hab nur die Arme, "Wenn du mich fragst, da hat Megan ihre Finger im Spiel" "Sicher, sie würde damit doch ihre Konkurenz stärken", warf ich bitter ein und beobachtete das blonde Mädchen, dass nun am eintragen war. "Ich glaube im Moment bist nur du ihre Konkurenz", antwortete Kasmir und folgte meinem Blick. Ich hatte das Gefühl, dass alle zu große Erwartungen an mich hatten. Jeder hier schien zu glauben, dass ich morgen ein Wunder vollbringen und mit Shadow jede Prüfung gewinnen würde. Aber das war nicht die Realität. So was konnte in Märchen oder kitschigen Pferdefilmen passieren, aber im wahren Leben konnte man nicht innerhalb eines Monats ein impulsives Pferd zu einem Toppferd ausbilden. Durch solche Filme wurde die Realität oft verschleiert und viele fingen an zu glauben, was sie in einer erfunden Geschichte sahen. Sie holten sich schwierige Pferde und glaubten diese in zwei Wochen reitbar zu machen. Doch das war völliger Quatsch, man hatte viele Rückschläge. Manchmal machte man zwei Schritte vorwärts und am nächsten Tag drei zurück. So war das eben im Reitsport, man konnte das Verhalten der Pferde nicht planen, sondern konnte nur lernen auch mit schlechten Tagen richtig umzugehen. "Na Angst Kessler?", fragte Megan mich nun hämisch, als sie mit Will im Schlepptau an mir vorbei lief. "Vor was?", fragte ich spitz. Will sagte kein Wort, sondern hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet. Megan lachte, "Also ich für meinen Teil freue mich darauf zu sehen, wie der schwarze Gaul mit dir Rodeo macht. Du schaffst es noch nicht mal bis zum Einritt" Ich ballte die Hände zu Fäusten. "Lass gut sein Megan", mischte sich jetzt doch Will ein und sah mich entschuldigend an. Wie konnte er mit diesem Mädchen nur freiwillig Zeit verbringen? Damit zog er Megan an uns vorbei, doch die drehte sich noch einmal zu mir um. "Eigentlich kannst du froh sein, dass du nun ein ausdruckstarkes Pferd reitest", sagte sie spitz, "Mit deinem Indianerpferd hättest du in der Dressur ja noch weniger Chancen" Damit drehte sie sich zu Will und stolzierte aus dem Raum. Ich blickte den beiden nur ungläubig nach und konnte nicht verhindern das mir Tränen in den Augen brannte. "Hör gar nicht hin", sagte Kasmir und legte mir einen Arm um die Schulter, "Sie ist doch bloß immer noch neidisch auf dich" "Genau", bekräftigte Emilio, "Sie will dich nur verunsichern, aber der werden wir zeigen was wir können!" Ich blickte meine Freunde dankbar an, sie hatten mal wieder recht. Kasmir reichte mir den Stift, nachdem sie Apple Pie in alle drei Disziplinen eingetragen hatte. Ich hielt in kurz fest umklammert. Diese Megan würde ihr blaues Wunder erleben, damit trug ich ein. Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht, ich konnte es kaum erwarten.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...