"Und los", rief Ed und gab mir und Bella das Zeichen für den Start. Meine Stute reagierte sofort auf meine Hilfe und wir galoppierten den breiten Waldweg entlang. Das Tunier war am Freitag, heute war Mittwoch. Es wäre mein letztes Training mit Shadow gewesen, aber Mali hatte ihn heute selbst versorgen wollen, daher nahm ich mit Bella am Geländtraining teil. Vielleicht war das auch ganz gut so, denn meine Stute gab mir noch einmal eine menge Mut und Selbstvertrauen. Fleißig galoppierte sie den Weg entlang. Sie hatte auch enorm viel Kraft, aber im Gegensatz zu Shadow war sie wunderbar händelbar. Sie zog die Sprünge mit mehr Gelassenheit an und schob mich darüber nicht aus dem Sattel. Zu schnell waren wir durch den Wald hindurch und bogen auf die Wiese ab. Ein breiter Baumstamm war nun zu meistern. Ich blieb mit Bella einfach im Fluss, setzte mich in den Sattel und wir nahmen den Baumstamm einfach mit. Jetzt lag erstmal eine längere Strecke ohne Sprung vor uns, wo ich mein Pferd einfach galoppieren lassen konnte. Ich war eben die letzte Starterin gewesen. Megan war als erstes gestartet, sie hatte für Freitag sehr gute Changen sich zu platzieren. Jede Disziplin schien für sie und Golden Flashlight kein Problem zu sein. Sie hatten beide den nötigen Biss und Ehrgeiz. Will war auch in meiner Gruppe gewesen und in jedem Fall auch nicht zu unterschätzen. Ich hatte noch lange versucht aus ihm heraus zu bekommen, was bei der Springstunde das Problem gewesen war, doch war leider zu keinem Ergebnis gekommen. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, seit der Springstunde war Will mir gegenüber anders. Wir redeten nicht mehr so oft und offen wie früher, auch setzte er sich nun öfters beim Essen zu Megan und Lis. Emilio und Kasmir sahen das natürlich sofort als Hochverrat an, aber zumindest war Will ihnen gegenüber noch normaler. Obwohl als dann letztens Emilio Noah an unseren Tisch zum Essen eingeladen hatte, hatte Will die ganze Zeit zu uns herüber geschaut und dann wieder für kurze Zeit an unserem Tisch gesessen. Ich wusste wirklich nicht, was sein Problem war. Kasmir hatte die Vermutung aufgestellt, dass Will Noah vielleicht nicht leiden könne, aber das konnte ich mir nicht so ganz vorstellen. Die Male wo ich mit ihm geredet hatte oder er bei uns gesessen hatte war er wirklich sehr nett gewesen. Wie konnte man so jemanden nicht mögen? Als Bella plötzlich wieder anzog holte mich das ins hier und jetzt zurück. Wir hatten nun das lange, gerade Stück hinter uns gelassen und waren auf direktem Weg zum Wasserloch. Doch auch das nahm meine Stute einfach im Schwung mit. Ich erinnerte mich an den letzten Sommer, wo ich mit meiner Schwester Lotta und ihrem Pony Zeus im See schwimmen gewesen war. Bella hatte dort schon keine Schwierigkeiten gemacht und war gleich hinein gegangen. In der Ferne konnte ich nun schon das Dressurviereck sehen, wir waren gleich durch mit der Strecke. Ich schaute auf meine Armbanduhr, wir lagen gut in der Zeit. Wir hatten nun nur noch vier Sprünge zu bewältigen dann ließ ich Bella im Ziel austraben und klopfte ihr den nassen Hals. Obwohl es nun schon September war, war es noch ziemlich warm. An manchen Tagen hatte man sogar das Gefühl, dass der Sommer wieder kommen würde. Wehmut packte mich, als ich daran dachte , dass nun auch schon mein erster Sommer in der Akademie so ziemlich vorbei war. Bella schnaufte unter mir und streckte den Kopf in die Tiefe. Wir hatten in dieser kurzen Zeit so viel gelernt, vorallem in der Dressur hatten wir enorm große Fortschritte gemacht. "Weißt du was?", sagte ich nun zu meiner Scheckstute, "Wir melden einfach mal ein Dressurtunier" Bella drehte die Ohren, wie sie es immer tat, wenn ich etwas sagte. Wir ritten im Schritt den Weg entlang, bis wir das Dressurviereck erreichten. Mit staunen sah dort nun, wie Mali gerade Shadow darauf führte. "Ich dachte du wolltest ihn longieren", sagte ich laut und hielt Bella an der Bande an. Erschrocken drehte sich Mali zu mir um, doch als sie mich erkannte wich der Schrecken aus ihrem Gesicht. "Wollte ich eigentlich", sagte sie und kam auf mich zu, "Aber dann hab ich doch beschlossen, dass ich ihn reiten will. Du hast das jetzt so lange übernommen und ich muss jetzt auch lernen mit ihm fertig zu werden" Der schwarze Wallach stand ganz ruhig neben Mali. Auch als ein paar Vögel aus den Büschen flog machte er keine Anstalten etwas unartiges zu tun. "Nervös?", fragte ich nun, als Mali sich die Bügel einstellte. "Es geht", gab sie zu, "Ich möchte einfach nur das er lieb ist und wenn das der Fall ist kann ich endlich anfangen ihn zu trainieren. Vorrausgesetzt er benimmt sich am Freitag entsprechend" "Ich habe etwas bedenken", warf ich nun ein, "Er reagiert ja oft ein bisschen blöd bei fremden Menschen und auf dem Tunier wird es ja brechend voll sein..." Mali nickte und stieg auf. Shadow der mit mir immer gleich losgelaufen war, blieb ganz ruhig stehen und wartete bis Mali sich sortiert hatte. Ich warf dem Wallach empörte Blicke zu, dass würde ich mir merken. "Und wie ist es da oben?", grinste ich Mali an, die gerade den rechten Steigbügel aufnahm. Sie blickte sich kurz um, als hätte sie Sorge, dass jemand uns beobachten könnte. Ihr Blick war emotionslos, bis sich ein kleines Lächeln auf ihr Gesicht stahl. "Es ist ein tolles Gefühl wieder auf dem Pferd zu sitzen", sagte sie nun. In den letzten Tagen hatte sie wieder das Training mit Goldi und das ihrers Berittpferdes aufgenommen. Leider hatte ein Besitzer sein Pferd nicht mehr von ihr trainieren lassen wollen, da sie ja durch ihren Arm verhindert gewesen war. Nun hatte sie nur noch ein Pferd, dass sie mittrainierte. Sie war jedoch froh zumindest eins behalten zu haben, auch wenn eher Pen oder Ed es in den letzten Tagen geritten waren. "Dann will ich jetzt aber auch was sehen", sagte ich glücklich und ließ meine Füße entspannt neben den Steigbügeln baumeln. Mali ritt Shadow erst eine Weile warm, bevor sie anfing zu traben und zu galoppieren. Es sah wirklich toll aus, wie sie zusammen arbeiteten. Mal wieder packte mich Wehmut, meine Arbeit wäre nach dem Tunier getan. Mali konnte mit Shadow, wenn er blieb, viel erreichen. Sie konnte von ihm das fordern, was ich noch nicht reiten konnte. Ich sah den beiden noch eine Weile zu, bis ich mich auf den Weg zum Stall machte. Am Freitag war Shadows und mein großer Tag. Nervosität prickelte über meine Haut, es war ein harter Weg bis hier her gewesen. Ich war oft im Dreck gelandet und hatte auch mal den Mut verloren, aber wir hatten nicht aufgegeben, sondern immer weiter gemacht. Auch wenn ich viele Bedenken für Freitag hatte, so würde ich dennoch alles für Shadow geben. Er sollte hier bleiben dürfen, auch wenn meine Gegner groß sein würden. Schließlich wusste man nie, was eine Megan noch so alles im Ärmel hatte.
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Black Shadow - Gefunden
AdventureDer Wind peitschte mir in die Augen und der Regen durchnässte meine Kleidung, aber das spührte ich alles kaum. Denn in diesem Moment gab es nur mich und dieses unberechenbare schwarze Pferd, das mich aus wilden Augen anstarrte... Ich habe es geschaf...