Kapitel 6

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Am nächsten morgen fühlte ich immer noch dieses kribbeln in meinem Bauch. War es Freude oder Nervosität? ich war mir noch nicht sicher. "Bin gespannt, was wir heute machen.", sagte Emilio, der mir gegenüber saß, und schon sein drittes Bötchen verschlang. Ich dagegen saß immer noch vor meinem Müsli und bekam beim besten Willen nichts runter. Würde ich gut genug sein? Ich wollte nicht gleich wieder nach Hause geschickt werden, das wäre das Schlimmste was mir passieren könnte. "Alles in Ordnung, Amber?", fragte mich Will und versuchte meine Emotionen im Geicht zu lesen. "Ja, alles bestens", sagte ich schnell und stopfte mir doch eine Ladung Müsli in den Mund. Alles wird gut.

Heute stand die erste Springstunde auf dem Programm. Pünktlich um 9 Uhr ritt ich mit Bella über den großen Springplatz. Die Sonne war schon hervor gekommen, es würde sehr heiß werden. Heute Nachmittag würden wir noch eine unserer Geländestrecken kennenlernen und ich hatte mich mit Emilio, Will und Kasmir verabredet um Tuniere zu melden. Mit mir zusammen auf dem Platz und für diese Stunde eingeteilt waren Will und Noah. Xenon, Noahs Pferd, und Bella waren die Ruhe selbst und wir trabten und galoppierten sie schon. Will hatte mit Prinz eindeutig mehr zu tun. Der Braune mit der breiten weißen Blesse war übermütig und wollte am liebsten quer über den Platz jagen. Aber Will saß wie festgewachsen im Sattel und schien sich nicht daran zu stöhren, dass sein Pferd so viel Energie hatte. "Der wird schon müde", rief er mir lachend zu, als er an mir vorbei ritt. Den Unterricht gab heute doch Mali, wofür ich sehr dankbar war, obwohl wir ein großes Publikum hatten, da wohl viele auch von den älteren, die neuen sehen wollten. Frau Lodrig hatte doch einen anderen Termin spontan reinbekommen. Zum aufwärmen sprangen wir ein paar Kreuze. Erst aus dem Trab und dann aus dem Galopp. Ich versuchte das umzusetzen, was mir Frau Lodrig gestern gesagt hatte, als ich an der Reihe war einen kleinen Parcours aus Kreuzen zu springen. Noah, der ihn davor gesprungen war, hatte zu wenig Tempo gehabt aber vielkleicht lag das auch einfach am Gemüt seines Pferdes. Auf meine Galopphilfe hin, galoppierte Bella sofort an. Ich setzte mich tief in den Sattel und galoppierte sie fleißig vorwärts. Bella war einfach eine Seele von einem Pferd. Sie fixierte den ersten Sprung, ein kleines rotes Kreuz, spitze die Ohren und schon waren wir darüber hinweg. Rechte Hand ging es nun weiter zur langen Seite zum zweiten Kreuz, in der Ecke setzte ich mich wieder in den Sattel. Bella galoppierte fleißig ans Gebiss heran, ich gab ihr eine halbe Parade und wir fanden den perfekten Absprungspunkt. Nun mussten wir gleich rechts rum, denn auf der Mittelliene stand der nächste Sprung, ein kleiner Steilsprung der in bunten Farben leuchtete. ich merkte Bellas kurzes Zögern, reagierte aber sofort mit meinem Bein. Wir kamen zwar nicht optimal zum Sprung, aber immernoch gut genug. Zufrieden klopfte ich Bella den Hals. "Sehr schön gemacht", lobte mich Mali, "Versuch das nächste mal dein Bein weiter vorne zu lassen und zu, dann hättest du das stocken beim letzten Sprung vermeiden können." Ich nickte und hörte Mali aufmerksam zu. "Jetzt du Will, genauso wie Amber.", rief Mali Will zu, der Prinz um den bunten Sprung ritt. Will nickte und galoppierte an. Prinz hatte eine schnelle Galoppade und wohl sehr viel Spaß am springen. Er zog zum ersten Kreuz schon an, als wäre es ein breiter Oxer und hob bestimmt einen Meter zu viel ab. Aber Will kannte wohl keine Angst. Nun kamen sie durch die Wendung, ich konnte nicht sagen, wer mehr über den Sprung wollte Will oder Prinz. Schon waren sie rüber, nun folgte nur noch der letzte Sprung. Prinz spitzte die Ohren und Will setzte sich tief in den Sattel. Ohne zu zögern machte Prinz einen großen Satz über den letzten Sprung und Will klopfte ihm den Hals. "Das war schnell", sagte Mali beeindruckt, "Für ein Zeitspringen prima, aber so eine Spur zu hart. Das sind wirklich keine großen Sprünge, du musste dein Pferd mehr zusammenhalten, sonst bekommt ihr Probleme bei höheren Sprüngen" Will nickte stumm, seine Miene konnte ich nicht deuten. "So aber jetzt genug aufgewärmt, jetzt wird hier mal was getan", rief Mali jetzt kampfbereit und stellte die Sprünge auf gute A-Höhe. "Du fängst diesmal an Amber. Erst den Steilsprungauf der langen Seite, rechte Hand, dann die Distanz auf der Diagonalen, linksherum weiter, dann gleich wieder auf die Diagonale über den gelben Oxer. Weiter rechte Hand die Kombination und dann wieder den ersten Steilsprung. Alles verstanden?" Ihm Kopf ging ich nochmal den Parcours durch, ich war schon schwierigeres gesprungen. "Ich bin soweit", rief ich und grinste. Will nickte mir zu, Noah schaute auf den Boden, als würde er was suchen und Mali klatschte zurfrieden in die Hände. In der Ecke galoppierte ich an, ich war komplett konzentriert und Bella auch. Los ging es zum Steilsprung, mein Bein war dran und Bella lief fleißig. Sie zog den Sprung an und schon waren wir darüber. In der Wendung setzte ich mich hin und Bella galoppierte mit gespitzten Ohren zur Distanz auf der Diagonalen. Es war erst ein Steilsprung, kein Problem, dann fünf Galoppsprünge zum Oxer. Ich machte die Beine zu, Bella zog an und wir kamen passend. Links herum ging es weiter,ich blieb nach der Distanz gleich sitzen und Bella galoppierte flüssig zur zweiten Diagonalen auf den gelben Oxer zu. Diesmal hatte ich meine Beine wirklich zu, vermutluch etwas zu dolle. Wir kamen etwas zu dicht, berührten die Stange, aber sie blieb liegen. Nun ging es weiter zur Kombination, der hintere Sprung war der höchste aus dem Parcours, doch Bella sprang sie ohne Mühe durch. Nun nur noch der letzte Sprung. Ich ritt tief in die Ecke, um mir einen schönen Weg zu machen und schon war der Parcours vorbei. "Sehr gut Amber, wirklich, sehr sehr gut gelöst.", rief Mali begeistert und auch Will gab mir einen Daumen nach oben. Ich klopfte Bellas Hals und sah nun bei den Zuschauern auch Frau Lodrig, die mir lächelnd zunickte. Seit wann war sie da? Ich atmete tief ein und aus, hatte ich die ganze Zeit die Luft angehalten?

Der Rest der Einheit verlief weiterhin gut, am Ende ritt ich neben Mali hoch zu den Ställen. "Du hast wirklich Talent", meinte Mali und klopfte Bella den Hals. Ich strahlte, "Danke, schön zu hören. Reitest du heute Mittag mit uns durchs Gelände?" "Ne, dafür werde ich keine Zeit haben", erwiederte meine Reitlehrerin. Sie musste meinen fragenden Blick gesehen haben, denn sie fügte noch hinzu, "Heute Mittag kommt mein neues Pferd, dass darf ich nicht verpassen." Stimmt, sie hatte mir gestern Abend noch davon erzählt. Dieser Wallach musste wohl etwas ganz besonderes sein, daher wollte ich seine Ankunft auch nicht verpassen.

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt