Kapitel 45

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Bis zum Wochenende hin hatten Shadow und ich keine wirklichen Fortschritte gemacht und waren nicht einen Sprung gesprungen. Das einzige was nun fast ohne Probleme klappte war auf den Platz zu reiten. Jedoch wurde Shadow sobald er die Stangen sah sofort wieder klemmig und wollte nicht hinüber gehen. Innerhalb der letzten Tage war mein Mut immer tiefer gesunken, ich hatte Angst, dass uns die Zeit davon lief. Auch das Training heute war eher eine Katastrophe gewesen, Shadow hatte gleich am Anfang wiede gezeigt, dass er absolut keine Lust auf die Stangen hatte und davor mal wieder geparkt. Auch war er mir heute ein paar mal ohne Grund einfach weggesprungen. Am langen Zügel hatte ich ihn nun zum Hof geritten, wo ich jetzt abstieg. "Na, wie war das Training?", hörte ich Wills gut gelaunte Stimme, als er gerade mit Dancer von den Ställen kam. Will hatte beschlossen nur mit Prinz am Turnier im September zu starten und ritt Dancer nun meist vor dem Training. "Frag nicht", antwortete ich und nahm den Helm ab. Es waren mitten im Sommer und es wurde von Tag zu Tag heißer. Selbst im T-Shirt war die Hitze fast nicht zu ertragen, weshalb wir entweder morgens oder abends ritten. "Was war los?", fragte Will und stieg auf, "Wollte er wieder nicht über die Stangen" "Nein", sagte ich frustriert und schob die Steigbügel hoch, "Und um so mehr ich ihn dahin treibe, desto schlimmer wird es" Will nickte, er gab mir keinen Mitleid, wofür ich sehr dankbar war, da ich sonst auf der Stelle hätte weinen können. Es war doch zum verrückt werden! "Vielleicht ist das das Problem", sagte er nun nachdenklich. Ich horchte auf, "Was meinst du?" Will hielt kurz inne, als müsste er überlegen, wie er die Worte am besten formulierte. "Vielleicht macht ihr ihm zu viel Druck", sagte er nun und musterte Shadow, dessen Fell vom Schweiß glänzte. Ich überlegte, konnte das sein? "Sieh mal, er wurde sein Leben lang nur zu den Sprüngen hingeschoben und man hat versucht mit so viel Druck wie möglich, so viel Vermögen wie möglich aus ihm herauszuholen. Ich glaube das versetzt ihn ein bisschen zurück in seine Vergangenheit, dass würde zumindest erklären, warum es immer schlechter wird", meinte Will nun und prüfte nochmal Dancers Sattelgurt. Ich dachte über seine Worte nach, eigentlich machte es schon Sinn. Ich war immer mit Druck an die Sache heran geganegn, da ich selbst Druck durch die wenige Zeit hatte. ich hatte das Trainig nicht wirklich auf mein Pferd angepasst, aber wie sollte ich das auch anstellen? Wenn es nach Shadow ginge, würde er vermutlich gar nicht mehr springen wollen. Als hätte Will meine Gedanken gelesen sagte er nun, "Ich glaube schon, dass er grundsätzlich gerne springt, er ist ja auch mit ein Springpferd, es macht ihm nur gerade nicht so wirklich Spaß und es fehlt ihm auch ein bisschen der Mut dazu. Wer weiß wie oft er schon in einen Sprung gesetzt wurde" Ich rieb mir übers Gesicht, dass war alles sehr viel. "Was was soll ich deiner Meining nach jetzt machen?", fragte ich kläglich und klopfte Shadows nassen Hals. Will dachte kurz nach, "Lass uns nach dem Sichtungsspringen mal zusammen ausreiten gehen, vielleicht tut es ihm ja ganz gut mal rauszukommen" Ich nickte, was verlieren konnte ich ja schließlich nicht wirklich. Plötzlich rempelte mich Shadow mit seinem Kopf von der Seite an. Ich musste grinsen, denn das tat er immer, wenn er gestreichelt werden wollte. Will lachte, "Siehst du, er kann dich trotzalledem noch gut leiden" Damit ritt er an mir vorbei zum Dressurviereck, ich blickte ihm nach. Vielleicht hatte er recht gehabt, ich hatte angefangen an mir zu zweifeln. Aber das durfte ich nicht, ich hätte die Sache von Anfang an anders angehen müssen. Ich hätte Shadow mehr Mut machen müssen, aber dafür musste ich nun ersteinmal neuen schöpfen und da kannte ich nur eine Person, die mir da helfen konnte.

"Kessler", meldete sich eine mir vertraute Stimme am anderen Ende des Telefons. Sofort durchzog mich ein Gefühl von Wärme, wie hatte ich das vermisst. "Hallo Papa, hier ist Amber, ich rufe mit dem Telefon der Akademie an, da mein Akku leer ist", meldete ich mich zurück und machte es mir auf dem quietsch gelben Sofa gemütlich, dass neben dem Tisch mit dem Festnetztelefon stand. "Amber", rief mein Vater begeistert, "Wie geht es dir? Deine Nachrichten sind immer sehr knapp" Sofort bekam ich ein schlechtes Gewissen. Seit ich hier war hatte ich mein Handy nicht wirklich viel gebraucht, da immer so viel los war. Wenn ich dann abends meinen Eltern eine Nachricht geschrieben hatte war diese meist sehr knapp gewesen, da ich schon so müde war. "Tut mir leid, hier ist so viel los", sagte ich entschuldigend und hörte meinen Vater am anderen Ende lachen. "Du klingst auch sehr müde", meinte mein Vater nun. "Mhh", brummte ich nur und kratzte mit dem Fingernagel leicht über den Stoffbezug des Sessels. "Oder bedrückt dich was?", fragte mein Vater nun vorsichtig. Schon sprudelten die Worte nur so aus mir heraus, ich erzählte von Shadow, von dem Sichtungsspringen und von Molly. Alles was mich gerade beschäftigte. Mein Vater hörte mir aufmerksam zu und unterbrach meinen Redeschwall nicht ein einziges mal. Vermutlich wäre er auch gegen mein Gerede gar nicht angekommen. "Und jetzt bin ich mir in allem unsicher", beendete ich meine Erzählung und seufzte frustriert. Es war kurz still am anderen Ende der Leitung und ich bekam kurz Angst, dass mein Vater einfach zwischendurch gegangen war, da ihm mein Geschwätz zu langweilig geworden war. Aber nun hörte ich ihn überlegend brummen. "Also ich finde du hast bis jetzt immer richtig gehandelt", sagte er nun, "Du hast deinen Freunden geholfen und auch Menschen die nicht so ein Glück haben" Ich lehnte mich weiter zurück, "Ich weiß" "Dann verstehe ich das Problem nicht", gestand mein Vater, "Du hast bis jetzt doch alles richtig gemacht und wir freuen uns auch dich im September auf einem anderen Pferd reiten zu sehen" "Aber vielleicht schaffen wir das gar nicht", sagte ich nun verzweifelt, "Wir haben nur noch einen Monat" Mein Vater lachte kurz. "Was ist denn jetzt daran lustig?", sagte ich bitter. "Nichts, aber du setzt dich gerade sehr unter Stress", sagte mein Vater nun, "Geh doch mit ein bisschen mehr Spaß an die Sache heran, dass Reiten auf diesem Shadow ist doch kein Zwang, genieße es doch ein bisschen mehr, dann macht es ihm vielleicht auch mehr Spaß" Ich verdrehte die Augen, "Du klingst genau wie Will" Mein Vater lache, "Dann hör mal lieber auf deine Freunde, die scheinen dich ja wirklich gut zu kennen. Wir stehen hinter dir Amber, auch wenn du das Tunier vielleicht in den Sand setzt, aber das kann ich mir bei dir eigentlich gar nicht vorstellen. Du bist stärker als du denkst, tritt dieser komischen Megan mal ordentlich in den Hintern und beweiß allen was du kannst!"

Black Shadow - GefundenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt